Mumbai – Stadt auf Müllbergen

Juhu, eine Dokumentation über Mumbai. Doch die Begeisterung schwindet, Ernüchterung macht sich breit: Es geht um Müll. Ach was, seien wir ehrlich: Mumbai & Müll, das Thema ist naheliegend. Die Stadt ist schmutzig. Als es der Sprecher der Doku sagt, zucke ich innerlich zusammen. Mumbai – dreckig? Wenn andere das sagen, ist es immer irgendwie komisch. Aber warum eigentlich? Es stimmt ja. Und auch die deutsche Tugend, jedes politisch inkorrekte Thema irgendwie schönreden zu müssen, kann an der Tatsache auch nichts ändern.

Die Doku ist interessant: Auch für den eingefleischten Mumbaikar wirft sie noch neue Themen auf. Weder Bentley noch ich wussten beispielsweise, dass es in Mumbai Goldschürfer gibt. Oder dass die Briten Müll nutzten, um die sieben Fischerinseln zu Bombay aufzuschütten. Ach so. Diese Ferkel.

Weniger schön finde ich, dass der Schnitt sehr ungeduldig ist. Besonders zu Beginn, wenn durch beinahe epileptischen Szenenwechsel versucht wird, die Aufmerksamkeit eines flüchtigen Publikums zu halten: das nervt. Wer die ersten verstörenden Minuten durchhält, wird später mit einigen guten Geschichten belohnt. In den Bildern schwelgen kann man dennoch bis zum Schluss nicht – die Kamera schwenkt leider viel zu schnell weg. Irgendwie sehen auch Dokumentationen in letzter Zeit eher aus wie Popmusikvideos.

Trotzdem: Schaut Euch die Doku an. Auch wenn das Thema traurig ist. Es nützt ja nichts, vor der Realität die Augen zu verschließen. Und faszinierenderweise schafft man es, einen durchaus heiteren Erzählstil beizubehalten.

Die Doku findet Ihr in der Mediathek des ZDF.

2 Kommentare zu „Mumbai – Stadt auf Müllbergen

  1. Es sollte sich kein Europäer soweit aus dem Fenster lehnen und auf Müllberge anderswo zeigen! Leider fehlt mir die Zeit, eine passende Doku herauszusuchen. So müssen die Stichworte: Wegwerfgesellschaft, Plastik- und Atommüll reichen.

    Aber das Lächeln der Menschen ist nach wie vor faszinierend!

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    1. Erwischt! Du hast die Doku doch gar nicht gesehen, sonst würdest du nicht voreilig meckern.
      Sie zeigt nämlich gar nicht mit dem Finger auf den Müll, der herumliegt, sondern sie zeigt anerkennend und positiv die enorme Recyclingleistung in Mumbai, die im Stadtteil/Slum Dharavi ein florierendes, millionenschweres Geschäft ist. Es gibt nichts, was nicht verwertet wird. Siehe Goldschürfer. Nimm dir die 45 min Zeit und urteile dann, ob sich da wer aus einem Fenster gelehnt hat oder nicht.

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