Kein Mensch braucht Reiseführer

Wir haben es gewagt: Wir waren zurück in Indien. Und wie es sich für deutsche Touristen gehört, die mit Kleinkindern reisen, hatten wir sogar Desinfektionsmittel dabei. Man will sich in den schmuddeligen Ländern ja nichts einfangen, gelle.

Ich greife mal ganz euphorisch vorweg: Das Klebeband, das ich um die Desinfektionsmittel (eins für Oberflächen und eins für die Hände) geklebt hatte, um einem Flugzeug-Koffer-Booboo präventiv entgegen zu treten, entfernte ich erst nach dem Urlaub wieder. Solches Zeug braucht man einfach nicht. Weder in Indien noch sonstwo*.

Jeder Reiseführer, der jemals über Indien geschrieben wurde, erwähnt irgendwann Die Zustände. Die hygienischen Zustände. Da hat sich auch in unserer Abwesenheit nichts getan. Nichts. Auch nicht, wenn es inzwischen solche Aktionen gibt. Echt. Es ist alles wie immer. Deshalb packen Touristen ja auch Desinfektionsmittel ein.

Nun haben wir ja den uns gegebenen, evolutionären Auftrag erfüllt und uns quotengerecht fortgepflanzt. Das Bienchen war zum Reisezeitpunkt 14 Monate alt. Es war noch nie in Indien. Und wie es sich für 14monatige Kleinkinder gehört, schleckern sie alles ab (außer Lebensmittel, logisch). Auch in Indien.

Kaum hatten wir den Flughafen verlassen und – depperte Touristen, die wir waren – ein Black & Yellow Government Taxi** gebucht, begann das Drama: Das Bienchen leckte und saugte jede Oberfläche ab, die sich ihr bot. Jede. Tür, Griffe, Fensterscheibe und Polster im Taxi. In der halben Stunde, die wir im nach Beedi-riechenden Monstrum gefangen waren, besiedelten Millionen neue Bakterien das Kind.

Es kam natürlich, wie es kommen musste. Jeder Reiseführer warnt davor. Wäscht, kocht und schält man es nicht, sollte man es nicht konsumieren. Das gilt auch für die flohigen Polster eines Maruti Vans. Wie also verbrachten wir unseren Urlaub in Indien mit einem lutschenden Kleinkind? Die Antwort liegt auf der Hand: Schwitzend, aber gesund.

Obwohl das Bienchen jede Gelegenheit nutzte, um für Touristen-in-Indien suizidale Verhaltensweisen an den Tag zu legen, passierte nichts. Nicht mal Durchfall. Das gibt uns zu denken. Hat das Bienchen irgendeine Pro-Version der Abwehrkräfte vorinstalliert? Ist sie ein Mutant, der in 17 Jahren zusammen mit den X-Men die Welt retten wird? Sind die Abwehrkräfte längst vergangener Keime auch 5 Jahre später in der Muttermilch übertragbar? Oder ist das Papas Beitrag zum Kind? Oder ist das mit dem tödlichen Indien einfach alles ein Mega-Schmarrn?

Können die in Nordindien jetzt dazu übergehen, Reiseführer – diese obsoleten Textwerke eines paranoiden Zeitalters – für die Befeuerung ihrer Herde zu nehmen und auf Kuhfladen verzichten?

Können Touristen gar aufhören, ihre Nahrungsmittel in Jodlösung zu ersäufen? Ja, bestimmt. Bienchen hat alles überlebt: Auch dass sie jeden Tag ihre und anderer Leute Straßenschuh abgelutscht hat. Nur um sicher zu gehen, dass sie keinen Keim übersehen hat. Wäre ja schade. So ein Urlaub geht schließlich nicht ewig.

Schön aber giftig: Schuhe in Indien 🙂

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*Für die Erbsenzähler mache ich diverse Ausnahmen: Im OP kann das schon ganz nützlich sein. Und wenn man einen Ausflug zur Göttin nach Vaishno Devi macht und der Hubschrauber mal wieder nicht fliegt: dann braucht man definitiv Desinfektionsmittel. Aber sowas von!

**Wir hatten einfach irgendwie vergessen, dass es Radio-Cabs gibt. Und Uber. Kann ja mal passieren.

Volkskunst (Commonwealth Games Delhi)

Die Commonwealth Games rücken unaufhaltsam näher, und inzwischen musste man feststellen, dass sich die Bewohner der Gastgeberstadt Delhi nicht wirklich anstandstechnisch aufpoliert haben. Und das trotz einer offiziellen Benimm-Dich-Aktion Der Verantwortlichen, durch welche unter anderem Polizisten, Taxifahrern, Busfahrern und Fahrkartenkontrolleuren binnen eines dreitägigen Kurses Anstand eingetrichtert werden sollte. Auf dem Lehrplan standen einfaches Englisch, höfliche Floskeln und internationale Kniggeregeln. So zum Beispiel auch, dass es nur dem Spuckenden, nicht aber den Beobachtern Spaß macht, große Speichel-mit-Paan-Blubberbatzen durch die Kante zu schießen.

Nun denn. Es hat nicht sollen sein. :no: Delhis Bewohner lassen sich nicht in ihre orale Hygiene pfuschen. Sie reinigen ihre Mundhöhle on-the-go, wie das heute en vogue ist.

Vielleicht wäre es sinnvoll gewesen, die gesamte Stadt mit Götterbildern zuzupflastern. Über die Wirksamkeit dieser Methode berichtete ich anno dazumal.

Nun ist es zu spät dafür. Also werden die bräunlichen Spuren des nationalen Spuckvergnügens kurzerhand zur Volkskunst erklärt – zumindest, wenn man der Satireseite Faking News glaubt. Diese Seite ist eine Fundgrube witziger Darstellungen des aktuellen Tagesgeschehens. Jeder wird auf die Schippe genommen, und das nicht zu knapp. Die Commonwealth Games gehören selbstverständlich dazu. Bemerkenswert finde ich, dass diese „Nachricht“ zwar Humbug ist, aber genau in die vorherrschende Mentalität passt. Schwer vorstellbar ist es für mich jedenfalls nicht, dass die Spuckflecke kurzerhand ein Upgrade erfahren. Vielleicht nicht unbedingt zur Volkskunst, aber der nächstbeste Rang ist ihnen sicher: einheimisches Kulturgut. Dieses welches zu bewahren muss in den identitätsraubenden Zeiten der Globalisierung doch gelobt werden. ;D

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Mehr zu den Spielen unter dem Tag Commonwealth Games Delhi

Stau

Was es heißt, wenn der Verkehr Stoßstange and Stoßstange klebt, kann man hier begutachten:

Stossstange

Das sieht nicht nur so aus, als würde die grüne Passagierrickshaw das Auto vor ihr küssen – sie tut es auch.

Dieser fantastische Anblick lässt auf einen Stau schließen. Das ist korrekt. :yes: In einem solchen Karosseriegewühl fanden wir uns in einem höchst inopportunen Moment wieder: auf dem Weg zum Flughafen. Wie das so die uns eigene Art ist, haben wir selbstverständlich ganz clever bequemen Spielraum für solche Blechpannen in unserem Transitplan eingebaut. Stolze Null Minuten! Aber daran ist selbstverständlich Schwiegermama schuld: Ihr Arbi war so lecker, dass wir ein Mittagessen nicht ausschlagen konnten. Und da in ihren bestickten Pantoffelchen auch so viel Platz ist, schieben wir die Schuld an unserem Debakel eben da hinein.

Am wunderschönen neuen Flughafen Delhis (domestic) dann lernten wir unsere Lektion: Der Flug segelte bereits Richtung Mumbai. Ohne uns. Das macht nichts. Ich hätte eh gern Zeit gehabt, mir das tolle Gebäude anzuschauen. Zu spät entdeckte ich den dort befindlichen Schuhladen, sonst hätten wir unseren umgebuchten Flug bestimmt auch noch verpasst. An dieser Stelle sei gesagt: Kingfisher Airlines ist toll! Keine Miene verzogen sie, buchten uns um und lotsten uns überall fein durch. Ob sie dies aus einem überdurchschnittlich hohem Verständnis von Service taten, oder weil wir einfach zu deppisch aussahen, als ob wir uns selbst helfen könnten… was mit einer Million Taschen und übermüdetem Baby… Wer kann das schon sagen? Definitiv nicht der freundliche Gesichtsausdruck des Bodenpersonals. Das ist in Ordnung. Ich teste den Dienstleistungsservice immer gern. :))

Am Ende kamen wir doch noch in Mumbai an. Und meiner Meinung nach keine Minute zu früh! 😉

Fahrschule in Mumbai (2)

Schluss. Vorbei. Aus. Der Fahrlehrer Martin, der, wie ich inzwischen weiß, eigentlich Dinesh heißt, und ich haben fertig. Meine fünf gebuchten Fahrstunden sind nun vorbei. Sofern ich nicht mag, muss ich weder Martin/Dinesh noch seinen charmanten Maruti Esteem je wieder sehen. Ich kann fahren. Das hat mir der Meister schließlich schon in der zweiten Fahrstunde bestätigt, und sofern ich nicht gleich den ersten Fußgänger umniete, der mir auf den Keks die Fahrspur geht, wüsste ich nicht, wer das Gegenteil behaupten wollte. 😉

Wie lief das nun? Welches Fazit ziehe ich?
Nun, zunächst bin ich mir nicht sicher, ob Martin/Dinesh und ich je wirklich warm miteinander wurden. Heiß war es eigentlich immer, und dass auch schon 9:30Uhr morgens zur Zeit meiner Fahrstunden, wenn man meinen müsste, Petrus bzw. sein Thermostat wären noch nicht auf 180. Waren sie aber. Beide. Was bei mir zu höchst flüssigen Nebenerscheinungen führte. Ob Martin womöglich dachte, es sei Angstschweiß? Dieser welcher sollte lieber den Fußgängern auf die Stirn treten, denn diese Spezi verminderter mentaler Kapazität hab ich gefressen. Man hupt sich den Finger wund und erntet dafür nur, was ich fortan als „Den Blick“ bezeichnen muss. Der Blick – das ist diese ulkige Fehlfunktion der Großhirnrinde, wenn eine Reaktion auf den Laut (Das Hupen) lediglich auf einen möglichst provokativ-gelangweilten Gesichtsausdruck hinausläuft, aber nicht auf einen beherzten Sprung zur Seite, wenn Daniela angerauscht kommt. Denn Daniela kennt keine Bremsen. :yes:

Das weiß auch Martin. Sein Solow-solow („Slow“ bzw. „langsam“ für diejenigen Leser, die den ersten Teil dieser gigantischen Reifenspursaga verpasst haben) wird mich in angenehmen Träumen verfolgen. Solowwwww. Besser als Yoga. Solowwwww. Wie ein sanftes Wellenrauschen. Beruhigt. Hat aber sonst keine Wirkung. Schon gar nicht auf meinen rechten Fuß. Der hängt nämlich auf der rechten Pedale fest. Die verbotene Pedale sozusagen. :>

Martin unterließ es gegen Ende, „Fuß vom Gas“ zu sagen. Schließlich verhielt es sich damit wie mit meinem Hupen: Er erntete nur Den Blick, aber sonst nix. Es ist mir nicht entgangen, wie er ständig in meinen Fußraum geschielt hat. Ob sich zu vergewissern, dass ich verbotene Pedale nicht berühre? Oder weil er eigentlich ein verkannter Fußfetischist ist? Diese Frage steht im Raum wie der Fußgänger.

Zwei Schuljungs, denen ich das Trommelfell löchrig hupte, drehten sich nach zwanzig Hupsalven dann endlich zu mir um. Sie sahen ein Fahrschulauto auf sich zurauschen. Auf direktem Kollissionskurs. Ich hätte in solchen Momenten Angst. Wobei ich nicht weiß, wie ich reagieren würde, da ich normalerweise den Fußweg benutze, und so lange nicht Salman Khan am Steuer sitzt, bin ich da hoffentlich sicher. ;D Aber diese zwei Schuljungs ließen sich weder von der im bedrohlichen Affenzahn auf sie zubretternden Stoßstange des rostigen, bereits verbeulten Esteem einschüchtern, noch von Beethovens Neunter, die ich auf dem einzigen die zehnjährliche Durchsicht bestehenden Element dieses Wagens intonierte: der Hupe!

In die Flucht gejagt hat sie schließlich mein Gesichtsausdruck. Die Fratze nennt sich Ich-fahr-euch-platt-ihr-kleinen-Pupser! und wirkt hoffentlich auch in Zukunft. B)

Martin sagte nichts dazu. Außer Solowww-solowww, aber dieses Geräusch ersetzt lediglich die fehlende Stereoanlage. Es ist nicht meine Schuld, dass ich nicht für Menschen bremse: ohne Klimaanlage bin ich schließlich voll auf den Fahrtwind angewiesen, und wenn Daniela warm ist, dann kommt sie halt manchmal so richtig in Fahrt.

Liebe Leser, nutzt den Fußweg. Der nächste wild hupende Fahrer könnte ich sein. 😉

Indisches Fernsehen

Das habt ihr nun davon: Das Fernsehen hat gewonnen! :>>
Das indische Fernsehen wird eines Tages Thema einer umfassenden Studie sein, dessen bin ich mir sicher. Bis dahin muss dieser kleine Abriss genügen. :>

Hier gibt es inzwischen weit über 100 Kanäle, oft Pay-TV, und die meisten von ihnen sind vergleichbar mit Premiere einem bestimmten Thema zugeschrieben: Filme, Serien, Tiere, Kultur, Religion, Sport, Nachrichten, Musik, etc., jeweils auf Hindi, Englisch oder einer der vielen Regionalsprachen.

In letzter Zeit sind so viele neue Sender aus dem Boden gesprossen, dass unserem Kabelfritzen die Frequenzen ausgehen. Das hat ihn nun dazu bewogen, alte Kanäle einfach durch die Neuen zu ersetzen. Das heißt, wo gestern noch der History Channel war, glotzt mich heute ein neuer Sender an. Dann musste der erste englische Filmsender dran glauben. Und so frisst sich das durch die Kanäle, denn Qualität muss um jeden Preis ausgemerzt werden, und es ist dieser Grund, der mich zu einem Beitrag über das tolle indische Fernsehen bewogen hat.

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SRKs neue Quizshow Paanchvi Pass. Einfach googeln.

Einer der neuen Sender nennt sich X. 💡 Nun gibt es lauter X-Kanäle von dieser Sorte, einer für Nachrichten (X-News), einer für die Unterhaltung (9X) usw. Ein weiterer nennt sich Bindaas. Jetzt haben wir Bindaas Movies usw, wobei Bindaas so viel wie Entspannter Gaudi heißt und mir darum alles sagt, das ich wissen muss. |-| Jeder der neuen Anbieter bemüht sich außerdem darum, dem allergrößten Anspruch Indiens zu genügen: der Seifenoper. Hellhäutige Menschen mit dicker Schminkeschicht im Gesicht führen dort mit Ton untermalte Pantomime vor. Ihr wisst ja, wie ein Pantomim seine Schnute verzieht, um sein Anliegen auszudrücken. 😮 Eben. Die musikalische Untermalung besteht aus Trommelwirbeln, Gewittern (auch Blitze im Bild) und anderen bizarren Klängen, die sagen wollen „Das ist jetzt wichtig!“ Dann wird allabendlich 3 Stunden Seifenoper geschaut, denn die laufen alle nacheinander und keine darf verpasst werden.
(Die laufen auf den entsprechenden Sendern natürlich ganztägig, und mit jedem neuen Sender gibt es neue Seifenopern. Unterhaltungen mit meinen ehemaligen Kommilitonen haben ergeben, dass die sich wirklich abends ein paar Stündchen da hinsetzen und ohne Unterbrechung diesen Hirnschwund anschauen und dabei auch das Handy überhören, das sonst in allen Lebenslagen beantwortet werden muss.)

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Auch Musik- und Unterhaltungskanäle verursachen unangenehme Zuckungen in meinen Nerven. Schaut euch bitte die Schlagzeile des Senders Zoom (wieder so ein Titel!) an. Und die Bikinibabes. Kein Wunder, dass mich immer alle auslachen, wenn ich sage, man solle doch in Indien bitte keinen Bikini tragen. |-| Dann noch eine horizontale Glitzerpüppi auf dem Musikkanal (die singt, ihr Ferkel!!!) und das verschobene Image Indiens ist perfekt. Ich sage nur: The Accused. (,den ich übrigens mal in einer Bar in Goa laufen sehen hab :yes: Sag ich doch! )

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Tja, das ist noch nicht alles:
Auch schön sind Sendungen, die sich mit akut wichtigen Themen wie dem Handlesen befassen (4). Hier kommt übrigens wieder der große Graben zwischen englischen und Hindi-Sendern (Ich benutze „Hindi-Sender“ stellvertretend für alle indischen Kanäle.) zum Vorschein, denn wenn es um solchen Bogifatz geht, dann haben Hindi-Sender einfach die Nase vorn. Das trifft auch auf Nachrichtensender zu, die mitunter Grütze verbreiten, dass einem übel wird. Anlässlich einer Mondfinsternis zeigen Hindi-Sender beispielsweise Sondersendungen und diverse Gurus geben Ratschläge, was man zu einem solche ungünstigen Moment tun und unterlassen sollte. :crazy: Reis essen, keinen Reis essen. Wasser trinken? Ich habs vergessen. Kann ich ja bei der nächsten Mondfinsternis noch mal gucken.

Auch Indien sucht den Superstar und hat viele Formate aus den USA übernommen, von American/Indian Idol über Dancing With The Stars, etc. (3)

Kabelfritzen schalten auch ihre eigenen Sender, wovon wir gleich drei haben. Die sind voller Werbung (2) und zeigen Filme von raubkobierten DVDs (sieht man, wenn da mitten im Film mal jemand aufsteht etc.) und nicht-zensierte ausländische Filme. Da kann man Unfaithful schon mal in voller Länge sehen.

Aber mein Lieblingsthema bleiben halt indische Seifenopern. Wahhhh! Schaut euch mal Screen-Shot (1) an. Dialoge gibt es nicht. Immer nur Monologe. Das dauert natürlich, bis jeder fertig ist mit seinem Text, und wenn mehrere Schauspieler in einer Szene auftreten, kann das schon mal komisch aussehen, wie die anderen Personen in eine Art Starre verfallen und ruhig abwarten, bis der Sprecher fertig ist. So streitet man sich dann auch. Person X ist stinkisch drauf und belegt dich fünf Minuten lang, aber du unterbrichst ihn nicht, und wenn X fertig ist, dann bist du dran und darfst 7 Minuten lang zurück fauchen. An wichtigen Stellen blitzt es dann oder man zoomt ganz fix bis in dein Nasenloch rein (vorher ausschnauben nicht vergessen!).

Puh. Ich werde mal auf YouTube nach repräsentativen Exemplaren für das oben beschriebene suchen :yes:
Übrigens: nur weil man für jeden Kanal bezahlt heißt das nicht, dass man ein reines Bild bekommt. Die Fotoqualität ist darum so schlecht, weil viele Sender einfach voller unterschwelliger Botschaften im Körner-, Krisel- und Streifenformat stecken. :))

Übrigens2: Man könnte den Fernseher auf Grund von Qualitätsdefizit ausschalten, aber das ist nur Theorie. Tatsächlich flimmert überall so eine Idiotenbox, und 100% der indischen Familien, die ich kenne, nehmen ihre Mahlzeiten (auch das Frühstück) vor dem Fernseher ein. Der läuft auch, wenn man sich unterhält. Um peinliche Schweigen zu überbrücken? Blökt ja immer einer im Hintergrund.

Große Töne Spucken

Die Huldigung des Speichels in seiner kinetisch aktiven Form ist ein Ritual höchster Wichtigkeit auf dem indischen Subkontinent, ganz besonders aber in der Metropole Mumbai, in der jeder Bewohner, gleich seiner sozialen, geographischen oder religiösen Herkunft, mit Euphorie Saliva überschäumend am gleichmäßigen Sabberbelag arbeitet, damit er eines schönen Tages die gesamte Stadt von Nord nach Süd und von Ost nach West bedeckt, so dass wir alle Schlittschuh laufen können und die Tage des nervtötenden Verkehrsstaus endlich der tristen, graumelierten Vergangenheit angehören.

Spucken Verboten

Das Spucken ist eine kunstvolle Form der Freizeitbeschäftigung, die starke marxistische Grundzüge aufweist, denn immerhin ist das Spenden von Speichel kostenlos, so dass wir uns alle ungeachtet unserer Bankkonten in diesem wunderbaren Hobby verlieren und daraus Bereicherung schöpfen können. Wir arbeiten nicht nur auf den ultimativen Schlittschuhbelag hin, sondern auch auf eine bessere Gesellschaft, in der wir alle irgendwie gleich große Säue sind. Außer denen natürlich, die besonders große Batzen aus den Tiefen ihres Rachenraumes ansaugen können und darum als Meister ihres Faches gelten müssen. Die Sabberguru-Weltmeisterschaft findet jährlich am 30. Februar im Oval Maidan statt.

Die Migranten aus den beliebten nördlichen Staaten wie Uttar Pradesh und Bihar, in denen so gerne Holi (Farbfest) gefeiert wird, mischen gern Paan Masala unter die Absonderungen ihrer Speichdrüsen und pinseln somit wunderschöne braune Streifen quer durch die Stadt. An Wände. An Treppengeländer. An Autos. An Busse. Mancheiner befürchtet hierin geheime Botschaften, die schlussendlich zur Übernahme der Metropole durch unsere Freunde aus UP und Bihar führen werden, die ja bereits das gesamte Transportsystem der Rickshaws und Taxen übernommen haben, doch diese Verschwörungstheoretiker sind alle Spielverderber. Pardon. Speichelverderber.

Das Spucken hat in einer Stadt wie Mumbai, in dem akuter Wassermangel herrscht, noch einen weiteren positiven Effekt: ständig werden die Bepflanzungen gegossen, damit die Stadt grünt und blüht.
Rahul meinte auch, er habe gestern abend seine Aufmerksamkeit gar nicht wieder vom Kreuzfeuer der Salivabatzen lenken können, als er am Churchgate Terminal stand und auf den Zug wartete. Man kann bei einer solchen Geduldsprobe prima beobachten, wie kollektiv daran gearbeitet wird, die Gleise zu schmieren. Jeder trägt seinen feuchten Teil dazu bei. Es muss ein geradezu herrlicher Anblick gewesen sein. Verbunden mit den „großen Tönen“, die im Eifer des Gefechts gleich mitgespuckt werden, ist das ein sensationelles Unterhaltungsprogramm. Das tiefe Röcheln. Das kurze, schmerzlose Durchtrennen eines größeren Spuckevorrates, um ihn begleitet von einem allegro Pffft in kleinen Häppchen gerecht zu verteilen. Das lange, energische Ziehen, um geheime oder längst vergessene Säfte freizulassen. Das sonst so geschäftige Mumbai wird täglich erfüllt von einem Sinfonieorchester, das unseren Alltag bereichert.

Manchmal bereichern die Spucker auch unsere Kleidung, damit wir einen Teil ihrer gut gemeinten Spenden mit nach Hause nehmen und dann später bei der Waschmaschine das Wassersparprogramm wählen können. Praktisch. Umweltbewusst. Wir sind hier auf dem neuesten Stand. Einmal überquerte ich die Straße hinter einem Laster, auf dessen mit einer Plane bespannter Ladefläche ordentlich Menschen gestapelt waren, die kaum mehr an sich halten konnten und einen großen, fetten Plopp in die Atmosphäre feuerten, den ich knapp verfehlte. Ich ärgerte mich den restlichen Tag über diese verpasste Gelegenheit.

Rahuls Laune war gestern abend jedenfalls suboptimal, da auch er es auf seiner anderthalbstündigen Pendelreise nicht auf die Reihe bekam, ein paar Andenken an Mumbais Spuckkultur einzusammeln. Dabei gab es genügend Gelegenheiten. Er schien auch recht unzufrieden mit dem defizitären Ergebnis der reinigenden Wirkung des Spuckens zu sein. Immerhin grummelte er bis in die Nacht hinein: „Dreckige Menschen. Dreckige Stadt. Dreckiges Land.“ und wart nicht mehr zu erheitern.

Älterer Beitrag: Sabberfeinde tricksen Sabberfreunde aus

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Architektur in Mumbai

In Mumbai chic: Doppeltüren. Kann man knicken 😉 Das eigentliche Türenblatt ist 1:2 aufgeteilt und noch mal mit Scharnieren versehen, damit man – warum auch immer – jeweils entweder nur zwei Drittel oder mit extra Schwung das extra Drittel und somit die gesamte Tür aufmachen kann. Den Grund für diese sonderbare Erfindung kenne ich leider nicht.

doppeltuer

Auch die im Bild vorhandenen Guckfenster sind hier der letzte Schrei.

In Indien hat man oft zwei Haustüren. Eine ordinäre aus Holz, die so schließt, und eine zweite aus Metall, um es den Mitbürgern schwer zu machen, die gern mal kostenlos Dinge mitnehmen, die ihnen gar nicht gehören. In Mumbai allerdings ist diese zweite Haustür ebenfalls aus Holz. Die dahinterstehende Logik kann ich nun wirklich nicht nachvollziehen. Wer eine Holztür aufbricht, der bricht auch zwei auf. Das muss an mir liegen. Muss … aufhören … zu … lästern.

Jedenfalls finde ich das albern, aber mich hat ja keiner gefragt. :lalala:

Nun zu Nachbars neuer Tür: So bestaune ich die Detailverliebtheit der Schreiner in einem Land, das uns solche Kostbarkeiten geschenkt hat.

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Wenn ich mies drauf bin, geh ich ne Etage tiefer und nehme das visuelle Erlebnis dieser Tür in mich auf. Das ist wie Yoga, nur zeitsparender, lustiger, besser. Also doch nicht wie Yoga, aber nachher fühle ich mich trotzdem gut. Werde demnächst mal’n Dankesschreiben unter der Doppeltür durchschieben. Oder mit Klebeband an die Tür kleben.

Rahul meint in Bezug auf meine voll ausgeprägte Klebebandmentalität inzwischen, ich sei jetzt pucca Indian Middleclass. Ich bin am Ziel meiner Träume! Oh du süße Frucht des Erfolges.
Warum sagt er solche Sachen? Nehmen wir uns bei den Händen und reisen zurück in die Vergangenheit zur Installation unserer nicht wirklich neuen, dennoch feschen Alarmanlage, welche wir itze haben, da es in unserer Wohnung nur eine Holztür zum Zertrümmern gibt. Ich riet Rahul, das Kabel jener Alarmanlage mit Klebeband zu fixieren. Aber zu einem solchen Kommentar, welches in der Gilde der Handwerker übrigens mit hundert Hieben mit dem Zollstock bestraft wird, ließ ich mich erst hinreißen, nachdem ich Rahul beim Nagel-mit-Hilfe-der-Wand-krumm-schlagen beobachtet habe und nicht wusste, ob ich lachen oder heulen sollte.

Übrigens besucht ständig jemand meinen Blog, der nach „100 Hiebe mit dem Rohrstock“ googelt. Du altes Ferkel!

Tja, die Alarmanlage ist jetzt ordnungsgemäß (sprich: mit Tesa) installiert, rumwienum, und nun steht nicht nur eine Holztür sondern auch eine furchteinflößende Sirene zwischen 12-14jährigen Slumsprösslingen und unserem Hab. Und gut. :yes:

Ah, bevor sich Leser mokieren, ich würde unziemlich über die handwerklichen Fähigkeiten des mir angetrauten Mannes abfeiern, sei in unendlicher Demut die Geschichte hinzugefügt, in der ich Fotos aufhängen wollte. Ich hatte die Wand ordentlich ausgemessen (bin ja Deutsche, Tesa hin oder her), alles lag ordentlich bereit, ich hatte eine ordentliche Fotoreihenfolge festgelegt und wumm…. das Loch ist 0,1cm tief. Zwei krumme Nägel und drei kaputte Daumen später 0,15cm. Wir machen Fortschritt.
Wir haben zwar bereits die komplette politische Weltkarte in Form von Rissen an den Wänden und warten nur darauf, eines Tages zu einem klaffenden Loch in der Wand zu erwachen, aber versuch da ma’n Nagel reinzukloppen.

Natürlich könnten wir professionelle Hilfe im Wände Verunstalten anheuern. Menschen mit Bohrmaschine. Das sieht dann so aus:

art deco

Das ist das Muster, das entsteht, wenn der antike Bohrkopf abbricht und vor dem klirrenden Zu-Boden-Fallen noch eine Pirouette an der Wand dreht. Wie avantgarde. Der Handwerker meinte, das sei nur halb so schlimm als es ausschau (?) und kroch dann in der Wohnung herum, um den Bohrkopf zu suchen. Er hatte vorsorglich nur einen mitgebracht.

Ich beschloss hernach, die Löcher für die Fotorahmen selber in die Wand zu dreschen. Und schließlich war ich froh, dass sämtliche Rahmen praktische Pappständer hinten dran haben. Da hat jemand mitgedacht.

Wer in dieser kleinen Glosse faktischen Gehalt zum Thema „Architektur in Mumbai“ vermisst, der ist nicht allein.

Die Wahrheit über Fisch-Pakodas

Ich hab sie gegessen. Jawohl. Letzten Samstag. Nach dem Besuch auf dem Gemüsebazaar war ich völlig wehrlos. Weil: Allen Zynismus bereits versprüht. Da hat mich Rahul dort hingezerrt.

Fisch-Pakodas

Ich hab den da rechts oben gegessen. Einer von denen, die tatsächlich aussiehen wien Fisch. Einen Pomfret. :yes:

Auch wenn meine Erinnerungen an die Zubereitung dieser Fische in Form von Störimpulsen das Geschmackserlebnis etwas verringert haben, kann ich trotzdem sagen: Es war lecker irgendwie schmackhaft. Und da ich noch lebe, kanns ja auch nicht so übel gewesen sein.

Und was lernen wir daraus?
=>Daniela ist keine nicht nur eine Mecker-
Meckerziege

Eingelocht

Prince Kumar Kashyap ist ein kleiner Junge, der vor gut zwei Wochen ein Held wurde. Alles was er dafür tun mußte: in ein 53 Zoll tiefes Loch springen und 49 stunden darin herumsitzen. Und warten.

Warten, daß die Inder mal wieder einen Koller kriegen.

Über den Fall wurde auch in Deutschland berichtet. Wenn auch sachlicher. Wie langweilig. :yawn:

Während der Junge da so tatenlos im Loch herumlungerte, drehten die Medien am Rad und zeigten Bilder von betenden Menschen. Hindus, Muslime, Christen. So einfach ist das. Einfach einen Jungen in ein Loch schubsen. Ein Akt der Gnade. Ein Schritt in Richtung Friede zwischen den Religionen.

Alle waren am Beten. Beten für den kleinen Prince Kumar. Und siehe da: Ein Wunder!

Nach 49 Stunden bekam Prince Kumar ein neues Leben. Er heißt jetzt Vikas Purush. Der, der den Fortschritt bringt.

Warum?
Ganz einfach. Indisch denken. Prince Kumar brachte die Medien ins Dorf. Während der Bengel im Loch vor sich hinsauerte, bekamen die Medien gesteckt, daß es im Dorf kein Wasser gibt. Und keinen Strom. Und keine Straßen. Chief Minister von Haryana, Bhupendra Singh Hooda, wußte gar nicht, daß es in seinem Lande ein Dorf namens Haldaheri gab. Aber inzwischen war er bereits zwei Mal dort. Es wird gebaggert und gebohrt. Ein Brunnen wird gedrillt. Straßen werden verlegt. Es gibt Strom! 20lakh Rupien (reichlich 34.000 Euro) sollen nach Haldaheri fließen.

Als Rahul mir heute morgen davon erzählte, mußte ich an seine Schwester Priya denken. Die war als kleines Kind mal in ein Loch im Fußweg gefallen. Ich fragte Rahul, ob er bedauert, daß das Loch nicht tiefer war.

Vikas Purush lächelt. Auf dem Bild in der Zeitung (3. August) sitzt er auf einem blauen Fahrrad. Ein Geschenk. Eines von vielen.
Er erhielt inzwischen Rs. 7lakh (reichlich 12.000 Euro), 5lakh von einem Fernsehkanal und 2lakh von der Regierung. Bildungsstätten bieten ihm Stipendien an. Die Armee hat ihm ein „Certificate of Recognition“ ausgestellt. Das Fahrrad erhielt er vom Vater des Schauspielers Salman Khan. Seinen Geburtstag durfte er auf einem Filmset in Bollywood nachfeiern.

Leider wurde das Loch inzwischen aufgefüllt.

Ich wundere mich, wie viele Eltern gerade dabei sind, mit dem Spaten auszuziehen und ein neues Loch zu buddeln. Ob sie sich wohl darüber streiten, wessen Kind hineingeworfen werden darf?

Manuelle Scheibenwischer

Widmen wir uns doch heute mal den wirklich interessanten Dingen des Lebens: Dem Regen.

In Indien werden absonderliche Lebensformen wach, sobald es vom immerblauen (das war gelogen) Himmel schüttet. So zum Beispiel wachsen merkwürdige Menschen-auf-Mopeds-Trauben unter Bäumen. Unter akuter Regenallergie leidend darf der Inder selbstverfreilich nicht nass werden, also stoppt er sein Gefährt mitten auf der Strasse in der Nähe des Fahrbahnrands und stellt sich unter den Baum, der da grünt und blüht (und hoffentlich nicht einen seiner Äste abwirft, wie das bei Regen immer wieder vorkommt).

Auch Baumhopping ist diesen Sommer total in.
(1) Halten Sie unter einem Baum Ihrer Wahl.
(So fern die Stadtverwaltung nicht wieder mal weggeguckt hat und der Baumbestand durch der Stadtverwaltung unbekannter Missetäter merklich reduziert worden ist, kann man sogar noch einige der wunderschönen Prachtbäume finden, die mit ihrer herrlichen Krone ein halbes Fußballfeld überspannen können. Ok, ich spiel kein Fußball, ich mag kein‘ Fußball, aber da wir anno dazumal im Sportunterricht immer um so ein dummes Feld rennen mussten, weiß ich, wie uuuundlich groß diese Dinger sind und habe seitdem enormen Respekt vor Fußballspielern, die offensichtlich unter Einfluss von Drogen freiwillig diese Monsterbahn auf- und abrennen… Diesen komplett sinnlosen, komplett unlustigen Einschub musste ich wegen der auflauernden Fußball-WM machen. Dazu hat NatGeo in den letzten Tagen übrigens eine Sendung gezeigt, in der jede der 12 Fußball-Städte vorgestellt wurde, wodurch ich
a) noch was lernen konnte
b) wieder ganz viel Deutsch hören konnte (mit allen „ähs“ und „alsos“)

Für alle, die vergessen haben, worum es eigentlich ging:
Wir stehen gerade unter einem großen Baum irgendwo in Bangalore. Es regnet nämlich.

(2) Beziehen Sie dann die Moeglichkeit in Betracht, im Regen weiterzufahren.
(3) Umentscheiden (dieses Wort existiert nicht wirklich) Sie sich dann und halten sie 50 Meter weiter unter dem nächsten Baum.

Wenn gerade keine Bäume wachsen, dann stellen Sie Ihr Moped irgendwo ab und verstecken Sie sich unter Dachvorsprüngen.

Wer zuletzt noch im Regen steht, hat verloren!!!

Weiterhin hat der Regen in Indien vollkommen neue Kreaturen zum Vorschein gebracht und auch dazu beigetragen, dass es neue Erfindung gibt. …
Widmen wir unsere Aufmerksamkeit aber zuerst den neuen Kreaturen:

Inder entwickeln im Regen ein neues Organ: Es wachsen ihnen nämlich Schutzhäute auf dem Kopf. Auf dem Moped, auf dem Fahrrad, bei Fußgängern … überall kann man sie sehen: Schutzhäute aus Plastiktüten, Taschentüchern oder Schals.
Jawohl, Plastiktüten! Auch wenn Mama und Papa in längst oder unlängst (was dasselbe ist) vergangenen Zeiten gepredigt haben, dass man das nicht macht! (…wegen ersticken und so…)

Über die wasserabweisenden Eigenschaften normaler Baumwolltaschentücher bin ich mir noch nicht so ganz im Klaren. Vielleicht sollte ich das beim nächsten Guss mal testen. :crazy:

Monsoon in Madikeri

Kommen wir nun zu den sinnvollen Erfindungen, die durch den Regen gemacht worden sind: manuelle Scheibenwischer.

Manueller Scheibenwischer, Was ist das?

Manuell – das ist alles, was man mit der Hand oder (sich) selber macht. Da diese Erklärung irreleitend ist, erklären wir das Wort „manuel“ an einem konkreten Beispiel: Zahnbürsten!

Elektrische Zahnbürsten sind die neueren Vertreter dieser Gruppe. Ich setze mit dem ON-Knopf ein surrendes Geräusch in Gang und stecke mir das Ding dann in den Mund. Dann warte ich 5min, bis sich mein Gewissen beruhigt hat, dass ich was fuer meine Gesundheit getan habe, ohne etwas getan zu haben, und gehe meiner Wege.
Manuelle Zahnbürsten sind hingegen die langweiligen Plastigstäbe, die man sich selber in der Schnute hin- und herschieben muss.

(Auch wenn uns die Alles-wippende Zahnbürste mit Schwingkopf, Schwingstengel, Schwingborsten und schwingendem Übergang zwischen Kopf und Stengel suggerieren will, dass sie gar nicht mehr mechanisch ist. Sie hat Gumminoppen am Griff, damit ich mir die Finger nicht aufratze… und damit mir die Bürste nicht aus der Hand flutscht…. Kann ja mal passieren.
Aber auch wenn das Teil sogar im Zahnputzbecher nach dem Putzen weiterschwingt und gar nicht mehr still hält, so ist es immer noch ein olles Plastikstäbchen zum Selberschrubben! …. aber das ist ein anderes Thema…)

Anderes Beispiel: Das Gegenteil von „manuell“ ist „automatisch“. Nehmen wir doch zum Beispiel das Beispiel des automatischen Mixgerätes, um an diesem beispielhaften Exempel (was in einer anderen Sprache auch „Beispiel“ heißt) den Unterschied (gravierend) zwischen „automatisch“ und „manuell“ zu erklären.
Wenn man nun Mordshunger auf Kuchen hat, schmeisst man alle Zutaten (oder für alle, die keine Ahnung haben: das fertige Pulver von Dr. Ö) in eine Schuessel, hält den Mixer rein, geht in Deckung und wartet.

Hat man hingegen nur einen Handmixer (zu gut Deutsch auch „Löffel“ genannt), stellt man urplötzlich fest, dass man gar keine Lust auf Kuchenbacken hat.

Kommen wir nach unserem Ausflug in die Untiefen (besonders tief oder das Gegenteil von Tiefe?) der deutschen Sprache wieder zurück zu den manuellen Scheibenwischern und vergessen wir, was uns Zahnbürsten täglich antun, wenn sie unser Zahnfleisch auffetzen wie die präparierte Tomate …

Zurück zu den Scheibenwischern: Diese in den Rickshaws befindlichen Zeugnisse unbändigen technischen Fortschritts werden manuell in Bewegung gesetzt, indem man innen einen Hebel hin- und herbewegt, bis die Frontscheibe streifenfreien Glanz zeigt. Da es sich dabei aber ähnlich wie mit dem Kuchenbackenlustkiller (den sog.Handmixer) verhält, benutzen die Rickshawfahrer selbiges Gerät kaum.
Ich wollte euch ja auch nur mitteilen, dass es sowas gibt. Von Anwendung war nie die Rede…

Heute scheint übrigens die Sonne. Das ändert sich, sobald ich die Wäsche aufn Balkon hänge. Das werd ich jetzt gleich mal in Angriff nehmen.

UPDATE:

Als die Klamotten fast trocken waren, fing fast richtig an zu regnen. Bei dem Versuch, einige Sachen zu retten, wurde ich nicht nur ordentlich nass sondern bekam auch noch richtig gute Laune! Danach versuchte ich mich Atomised (Elementarteilchen) zu beruhigen, was mir nicht wirklich gelang. Diese Idee war auch in Etwa so intelligent wie zum Schlafen in die Disco zu gehen.