Projekt: Kinderzimmerwand

Es ist vollbracht: das Werk ist vollendet. Eine wilde Kombination aus Themen und Motiven, komplett mit ein paar Aufklebern, ergibt nun die neue Kinderzimmerwand. Als ich das Motiv begann, standen die Möbel noch anders: jetzt schwebt das Bild nicht mehr schön über den Konturen der Möbel sondern einfach in der Luft, und ich werde wohl etwas dagegen unternehmen müssen. Was genau das wird, weiß ich noch nicht, aber es drängt ja nicht.

Regenbogenland

Die bunten Libellen aus Indien müssen noch ab. Sie passen natürlich nicht mehr zum Bild, und ich spiele mit der Idee, eine paar wehende Stoffbahnen an die Wand mit der Tür zu montieren. Ganz ausgereift ist dieses Vorhaben noch nicht, zumal ich erst noch schön fließendes Material finden muss. Vielleicht mache ich es uns aber auch ganz einfach und packe auf dem nächsten Indienbesuch etwas ein??

Märchenwald

Allen Lesern ein Gesundes Neues Jahr!

Über Kinderfeindlichkeit

Nichtsahnend besuchte ich heute die Postfiliale. Madame Blümchen saß im Buggy und wurde von mir chauffiert. Am Schalter traf ich einen Mann mit drei Paketen unterm Arm, der mich prompt vorwinkte. Während ich mit der Postangestellten am Schalter sprach, schaute er das Blümchen an, das gerade hingebungsvoll an einem kleinen Schokoweihnachtsmann lutschte.

„Na du, Kirschäuglein!?“ sagt er.

Ich dreh mich um: „Na das ist aber mal ein süßes Wort“, antworte ich. „Wir werden es uns merken.“

„Sie ist doch ein kleines Kirschäuglein!“ protestiert er und lächelt.

KirschäugchenKirschäuglein.

Kein Einzelfall. Genau genommen sogar der Regelfall. Wir sind noch nicht lange in Deutschland, und daher fällt es mir sehr stark auf: die vielen Blicke. Wildfremde Menschen fangen an, mit dem Blümchen zu sprechen, nennen sie alle möglichen niedlichen Dinge und stecken uns häufig sogar Freebies zu. Von Taschentüchern über Süßigkeiten/Snacks und kleinen Spielsachen war schon alles dabei. Kleinigkeiten, natürlich, aber sie haben alle eins gemeinsam: sie sind Ausdruck einer positiven, willkommen heißenden Grundstimmung gegenüber Kindern.

Das überrascht mich nicht. Ich gehe eigentlich nicht davon aus, dass die Menschen garstige Kreaturen sind. Aber es erinnert mich an den oft benutzten Spruch: Deutschland sei kinderfeindlich. Und ich frage mich, was damit wohl gemeint ist?

Das Land per se kann ja nicht gemeint sein. Es gibt für Familien unzählige Zusprüche und Vergünstigungen. Öffentliche Verkehrsmittel sowie die meisten Geschäfte und Einrichtungen sind mit Kinderwagen leicht begehbar. Enorm viele Arztpraxen, Geschäfte, öffentliche Einrichtungen wie Ämter etc. sind mit Spielecken ausgestattet. Überall bekommt man Freebies für Kinder hinterher geworfen. Es gibt gute Kinderbetreuung.
Wo ist die Kinderfeindlichkeit?

Auch der Grundtenor in der Haltung der Menschen ist meinen Beobachtungen nach nicht im geringsten negativ oder gar ablehnend. Bisher hatte ich nur eine einzige offene Anfeindung, und das war von einem Zweierpack alter Schrannen, die – dem verbeulten Gesichtsausdruck nach zu urteilen – sogar George Clooney davon gescheucht hätten. Und da weiß man ja, was von man solchen Leuten zu halten hat. 😉

Auch erliege ich nicht dem Irrglauben, meine Tochter sei die Schönste von allen und ernte darum so viel Zuspruch. Wie absurd das wäre. Sie ist einfach nur ein Kind, mit durchschnittlich gutem Benehmen. Wir sind weder VIPs noch Sonderfälle. Ich glaube, wir sind die Norm.
Und ich glaube, das Verhalten, das ich bisher beobachtet habe, ist auch die Norm.
Wo ist die viel beschworene Kinderfeindlichkeit?

Das leere Kinderzimmer

Keim-Country’s Rache wart geschworen. Das Blümchen erlag den Winzigbestien (im Fachjargon so ordinär Bakterien genannt), so dass sie mit Mama im Schlepptau eine Woche im Reich der Halbgötter in Weiß verweilen durfte: im örtlichen Krankenhaus.
Nachdem das erste Gefühl bitterer Bedrängnis überwunden worden war (denn das Blümchen galt als infektiös und stand daher zusammen mit Mama unter Quarantäne), gewöhnten wir uns an den Zimmerservice. Kein Kochen. Kein Aufräumen. Nur Spielen. Und wenn das Blümchen schlief, durfte Mama sogar lesen. :yes: Wahrlich, wäre da nicht die lästige Kleinigkeit der Krankheit, man könnte sich glatt dran gewöhnen. 😳

Das leere Kinderzimmer

Zu meiner Erleichterung gewöhnte sich das Blümchen an die Arztbesuche und quittierte die Neugierde der Schwestern und Ärzte, ihr in diverse Körperöffnungen gaffen zu wollen, nicht mehr mit ohrenbetäubendem Geschrei, sondern mit einem ungeduldigen Ich-will-aba-spieln!-Blick. Sie gewöhnte sich weiterhin an die ständigen Infusionen. Ans Inhalieren. An den Tropf. Die Mahlzeiten wurden bald zum Abenteuer, denn die lustigen Deckel auf dem monströsen, reichlich beladenen Tablett anzuheben, macht ja auch Gaudi. Der Besuch der Putzfee war noch besser: endlich jemand, der genau so gerne wischt und putzt wie das Blümchen selbst. Papa hatte nicht umsonst Schaufel und Besen als Spielzeug zum Mitbringen gewählt. Die anderen Kinder waren – mit Ausnahme der Zwillinge im Zimmer nebenan – nicht weiter interessant, dafür aber die Spielküche am Ende des Ganges, und stünde eine solche nicht schon längst als Weihnachtsgeschenk fest: wir hätten uns spätestens jetzt dazu entschieden.

Inzwischen gehts dem Blümchen wieder besser. Medikamente nehmen wir weiter. Nur gut, dass die alle gesüßt sind und von einem speziellen, ultra-coolen Löffel eingenommen werden dürfen. :yes: Kindergartenverbot gibts trotzdem, und Mama weiß so langsam nicht mehr, wohin sie die ganzen Terminen schieben soll, wenn nicht gleich ins nächste Jahr. 🙄 Wo ist mein Doppelgänger??? :??:

Wir hoffen, es gibt keinen weiteren Rückschlag, denn auf dem Wege der Besserung war das Blümchen ja bereits vor drei Wochen gewesen, bis die neuerliche Lungenentzündung sie dahingerafft hatte. Toi. Toi. Toi.

Projekt: Kinderzimmerwand

Ich sprach bereits davon: Es wird gemalt. Seit geraumer Zeit bin ich dabei, Blümchens Zimmer kinderfreundlicher zu gestalten, indem ich eine Wand von vorn bis hinten mit kindergerechten (sprich: verniedlichten, vereinfachten) Motiven überziehe. Medium meiner Wahl: Aquarellstifte.
Geklautborgt habe ich diese Idee von Ambani-Krankenhaus in Mumbai, wo die gesamte Kindereinrichtung ähnlich verziert war. In den 3-4 Stunden, die wir bei jedem Besuch dort verbrachten (wohlgemerkt mit Termin und nur zum Impfen oder für vergleichbare Banalitäten) hatte ich mir diese Bilder immer angeschaut, und ungefragt poppte jedes Mal derselbe Gedanke auf: Das kann ich auch. :yes:

Als mich Blümchens Kinderzimmerwand in G-Town nun so belanglos-weiß angaffte, schien mir der Moment gekommen. Denn mal ehrlich: die Wand wäre in grün, blau oder rot immer noch belanglos einfarbig, und Wandtattoos sind zwar bequem, aber den richtigen Kick geben sie dir auch nicht. Blümchen hat nun Schmetterlinge und Mohnblumen und bunte Libellen als Wandtattoos in ihrem Zimmer (ihr hübsches Pferd hat den Transport aus Indien leider nicht überlebt), doch das war mir alles zu blank. Zu sauber. Zu steril.

Also holte ich die Aquarellbuntstifte heraus, entschied mich anstatt für eins der vier Motive (Wald, Regenbogen, Dschungel, Arche Noah) gleich für alle und kombinierte los. Gemalt wird ohne Vormalen. Bin schließlich nicht am Reißbrett sondern im Kinderzimmer. Es wird wackelig und krumm und wellig und ich liebe es, auch wenn Rahul sich nur schwerlich an den buckligen Regenbogen gewöhnen konnte. Mir egal. :yes:

Am Ende des Regenbogens

Natürlich kann ich nur loslegen, wenn Blümchen gerade nicht zugegen ist. Wir wollen ihr ja nicht vormachen, wie schön Stifte an Wänden funktionieren. Also geht es eher schleppend voran.

Abgehakt ist nun der Wald, der Regenbogen und der Goldtopf an dessen Ende. Heute setzte ich beim Dschungel an und improvisierte gleich einen Papagei, der nicht wirklich wie einer ausschaut, aber Blümchen fand: das hast du fein gemacht, Mama. Weiß ich, Schatz.

Vermutlich wird es noch einen Monat dauern, bis ich endlich fertig bin, aber das ist ja nicht schlimm. Dann gebe ich an Blümchens Statt hier mächtig mit der bunten Wand an, also überlegt euch schon mal Komplimente. 😉

Herbstgold

Vor unseren Fenstern hängt immer noch ein dichter gold-roter Vorhang. Dann taucht ein Fahrzeug in konkurrierender Farbe auf und saugt die gefallenen Taler weg. Unser Blümchen bestaunt die Show. Kein Wunder: Kinder werden vereint durch die unstillbare Faszination durch Bau- und Räumfahrzeuge aller Art. Und keine zehn Minuten später regnen bereits die nächsten Taler herab.

Der Herbst strahlt uns an, und Bentley fragt sich, ob die Luft wirklich so frisch (im Sinne von rein) oder einfach nur kühl ist. Blümchens zweiter Geburtstag kommt und geht. Ein Klassentreffen kommt und geht. Nur Indien bleibt weg. Dafür kommt der Winter: nicht bremsbar. Leise. Behutsam. Das Blümchen macht ihre ersten Schritte in der KiTa in einem wahrlich neuen Lebensabschnitt für sie, und sie liebt es. Den Trubel. Die Kinder. Das neue Spielzeug. Einen Hund mit Rollen, den sie an einer Leine spazieren führen kann. Ein Spielzeugtelefon. Die dicken Kinderbuntstifte. Nur die neuen Regeln sind doof: Beim Essen hinsetzen? Kein Spielzeug? Da isst sie lieber nichts. :no: Kaum ist die Mahlzeit vorbei, hat sie ihre Leiden schon vergessen. Die Mama auch. Aber das soll ja auch so sein. :yes:
Sie kann bis drei zählen. Einen Luftballon und ein Gesicht malen. Wie Picasso: So schräg. Und so wertvoll.

Wir kommen kaum hinterher, die vielen Veränderungen der letzten drei bis vier Monate zu verarbeiten. Zu überdenken. Gleichzeitig zu planen für die Zukunft. Wir rudern wild in dieser neuen Zeitrechnung. Bentley bemerkte kürzlich sehr treffend, dass er noch nie zuvor in so kurzer Zeit so viele Dinge zum ersten Mal getan hätte. Und kurioserweise trifft das auch auf mich zu. Bizarr. Schön. Überwältigend. Und angenehm. Wir sind wie staunende Kinder.

Herbstlaub

Schlechte Eltern

Schreiben wir am besten gar nichts darüber, warum es hier so lange Zeit so still war.
Schreiben wir viel lieber darüber, was hier unter anderem los war.

Ein gewisses Schreibwarenutensil. Zum Beispiel. Das war los. Und kurz danach die Hölle.
Meine persönliche Hölle. Nämlich der Moment, in dem es sich so richtig auszahlt, nachlässig zu sein. Nachlässigkeit in Kombination mit Kleinkindern – das ist Gaudi für den gemeinen Beobachter.

Im Folgenden sehen Sie die Auswirkungen:

Schlechte Eltern

Dies ist ein Sofa. :yes:
Ein neues Sofa. U-(
Unser neues Sofa. |-|

Wie oft hat Oma mit der den Omas eigenen klaren Stimme düsterer Vorahnung gewarnt, ich solle dem Kind den Kugelschreiber wegnehmen?
Oft.
Wie oft hat Mama mit der dieser speziellen Mama eigenen Stimme lapidarer Nachlässigkeit erklärt, es sei doch völlig Wurschd, ob das Kind mit einem Bleistift oder einem Kugelschreiber malt?
Immer.
Wie oft hat Oma nach diesem Drama gemeint, sie hätte es doch gleich gesagt?
Nimmer.
Brave Oma. Stattdessen rückte sie den Polsterreiniger raus. Mama schrubbelte. Und rubbelte. Und scheuerte zwar eine gute Portion Farbe aus dem Sofa, nicht aber den Kugelschreiber.

Das macht aber nichts. Ikea führt nämlich auch Decken im Sortiment. Eine raue Anzahl solcher Heimtextilien bedecken das Sofa, und neuerdings auch die entstellte Lehne.

Darf das Kind weiterhin mit Kugelschreiber malen?

Manchmal. 😳