Es regnet in Strömen. Seit Tagen schieben sich übergewichtige Wolken von Südwesten über die Stadt, wälzen ihre Wampe über die vor uns liegenden Hügel des Borivali Nationalparks und lassen sich von Petrus ordentlich melken. Es gießt mal heftig, mal richtig wütend, mal geduldig und langanhaltend. Die herrlichsten Wolkenformationen necken uns mit ihrer fotogenen Formvielfalt. Ein gigantischer Anblick jagt den nächsten, wenn von der schwächelnden Sonne angeschienene Wände aus kondensiertem Wasser in AchDuSchreck-Grau und DuGrüneNeune-Dunkelblau ihre üppigen Massen über die Grünen Wälle vor uns hieven. Ein andermal reicht der Blick in Novembergrau gerade mal bis Nachbars zersplitterter Fassade, und da das selten zu Euphorieanfällen führt, lassen wir die Vorhänge zufallen und spielen Roma-wirft-runter-Mama-hebt-auf.
Der Monsun, so scheint es, hat dieses Jahr langen Atem und wir hoffentlich strapazierfähige Regenschirme. Doch dem ist nicht so. Voller Entrüstung lese ich vom schwachen Monsun, der Mumbai und ganz Indien im Regen in der Sonne stehen lässt. Die Wasserspeicher sind leer. Das deckt sich nicht mit dem, das ich sehe.
Doch man muss den Monsun mal so betrachten, wie die Stadtwerke: Es regnet. Es regnet viel und es regnet heftig. Leider regnet es weder viel noch heftig über dem See, der das Wasser auffangen soll, sondern 300m weiter drüben. Die Straßen stehen unter Wasser. Busse und Züge saufen ab. Erdrutsche demolieren Slums und schütten Reihenhäuser zu.
Aber über den Wasserspeichern ist Sense. Da pupsen die Wolken in blanker Verachtung drüber, und das Geräusch hört sich so an wie mein Wasserhahn zwischen 12Uhr mittags und 18Uhr abends. RöchelHarrHarrHarrRöchelHust.
Ich find das nimmer schön. Regenwasser aufzufangen ist nur so eine Idee. Das wird hier nicht oder kaum durchgeführt. Private Condos und Gated Communities haben zwar heutzutage große Wasserauffang- und -Weiterverarbeitungsanlagen, aber die paar Yuppiehorte machen das indische Kraut nicht fett. Das macht das verbotene Hormon Oxytocin, aber das ist ein anderes Thema. Fakt ist, dass man sich nicht wirklich Gedanken darüber macht, ob und wie man das Wasser, das Unterführungen verstopft und regelmäßig die Bahn abgluckern lässt, nicht auch sinnvoller einsetzen könnte. Und somit schwimmen wir alle im Regenwasser auf der Straße, aber nicht in der Badewanne, denn dafür reichts nicht.
Heute Morgen dann die vermeintlich beruhigende Nachricht: Zwei der großen Wasserspeicherseen Mumbais laufen gerade über. Das wäre eine sehr gute Nachricht, wenn heute der 30. September wäre. Dieser gilt als Stichtag. Laufen die Seen am 30. September über, kann man davon ausgehen, dass die Wasserreserven bis zum nächsten Monsun genügen. Als zertifizierte Meckertante bin ich der Ansicht, es sollte sich doch eine Möglichkeit finden lassen, das heute überlaufende Wasser aufzufangen und aufzuheben. Aber dem ist nicht so. Darum werden wir hoffen müssen, dass auch am Stichtag die Seen überlaufen, damit die bestehenden Wasserkürzungen vielleicht endlich mal ein Ende haben.