Diwali 2010

Aus und vorbei. Diwali liegt hinter uns. Der Böllervorrat der Nachbarschaft hat sich leider noch nicht ganz erschöpft, aber es ist definitiv besser geworden. Es liegt mir fern, den Spaßfaktor der Feiernden um mich senken zu wollen, aber ich ziehe eine Mütze Schlaf vor, anstatt die gesamte Nacht Roma beruhigen zu müssen, die bei jeder neuen „Atom Bomb“ zusammenzuckt wie ein Kitz. 😐 Armes Ding.

Etwas Schönes haben wir trotzdem unternommen, nämlich das hier:

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Darauf hab ich mich doch das ganze Jahr gefreut. :yes:
Und weil unser Haus so toll geschmückt war, hatten wir auch sofort Besuch:

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So süß!

Eins dieser possierlichen Tierchen war zeitweise Untermieter im Schlafzimmer, woraufhin Bentley erklärte, er würde die Schwelle in dieses verwunschene Zimmer nicht mehr übertreten. Wie so viele Inder leidet er unter der Überzeugung, Geckos wären die tödlichsten aller Tiere überhaupt. Später hatte er das dann vergessen: Müdigkeit richtet alles. :wave:

Diwali 2010 – Der Countdown

Es knattert schon seit Tagen im Hintergrund in der Luft herum. So wie eine Million Enfields. Das sind die Knaller und Feuerwerke, die anlässlich Diwalis ihren Teil zur Geräuschkulisse und Smogglocke Mumbais beitragen sollen. Wie jedes Jahr winseln Angehörige malträtierter Hörorgane, dass das Fest des Lichts wieder als solches gefeiert werden soll, doch das ist natürlich Schmarrn: Die Knallerindustrie will leben, einschließlich der vielen Kinder, die zum Herstellen der Feuerwerkskörper in Indien angestellt sind.

Unsere (schweigsame) Diwalideko besteht aus bunten Lichterketten. Nachdem die alte Lichterkette, welche in einem epileptische-Anfälle-verursachende-Rhythmus zuckte, Anfang des Jahres von diesen zwei Teufeln zerfressen worden war, bedurfte es neuer Lichteffekte. (Bitte seht davon ab, die sich aufdrängende Frage beantwortet haben zu wollen, warum unsere Diwalibeleuchtung im März noch auf dem Balkon hing 😉 ) Ich machte mich also zum „Hardware Store“ meines Vertrauens auf, um Nachschub zu kaufen. Weil diese chinesischen Importe mit 70 Rupien (also 1,15€) so schön billig waren, schlug ich ordentlich zu und dekorierte den Balkon damit. Man weiß ja nie, wann Bentley mal wieder Kätzchen aufsammelt. … oder wie lange die Lichterketten dort draußen ausharren müssen. :p

Fotos folgen.

Am Mittwoch fand übrigens wieder Dhanteras statt. Der Kauf von Gold ist an diesem Tag besonders glücksverheißend, und so fand sich im traditionellen Goldbasar Mumbais, dem Zaveri Bazaar, eine 200m lange Warteschlange vor einem bekannten und beliebten Juwelier. Das Beweisfoto für diesen Wahnsinn habe ich gesehen, aber es wurde mit einem schnoddrigen Handy geschossen und passt darum qualitativ nicht in dieses Juwel von Blog. ;D
Gestern berichteten die Zeitungen zudem, ein Geschäftsmann habe sich anlässlich Dhanteras selbst mit einem Geldautomaten beschenkt. Es nimmt bizarre Formen an, nicht wahr?

Jedem das Seine. Mal sehen, was Diwali 2010 für uns so bereit hält.

Diwali 2009

Alle Jahre wieder böllert sich das größte indische Fest in unser Bewusstsein: Diwali. Es wird erwartet, dass man urplötzlich Heißhunger auf Trockenfrüchte entwickelt, und die Geschäfte und Geschenke von Freunden & Verwandten quellen über vor Mandeln, Cashew, Pistazien, Rosinen und wassonstnochzwischendenZähnenklebt. 🙂 Man beschenkt sich. Dekoriert das Haus. Macht ein bisschen Puja. Und damit es nicht zu viel Spaß macht, muss man sich mit dem Lärm einer Milliarde Böller abfinden.

Um für den Rangoli-Reinfall letztes Jahr zu kompensieren, hatte ich mich dieses Mal belesen, wie man so etwas überhaupt macht, anstatt einfach drauf loszukrümeln und zu hoffen, dass was G’scheites dabei rauskommt. Das Resultat verursachte keinen angenehmen Lachkrampf wie Diwali 2008, kann im Gegenzug aber durchaus mit positiven Adjektiven beschrieben werden. Schön, zum Beispiel. Oder noch treffender: Unnachahmlich. ;D

Rangoli01
Mit Schablone.
Rangoli02
Frei Schnauze Nase.

Dank Schwiegis gab es dieses Jahr eine kleine Pooja, und man kann nur hoffen, dass Lakshmi, die Göttin des fetten Zasters, dieses Jahr weiß, wie der Hase läuft und uns recht bald einen Besuch abstattet. 😉

Auch habe ich aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt: Da Dienstleister und Personal dem Glauben obliegen, die Fröhlichkeit, welche Diwali selbstverfreilich verursacht, sei am besten durch Bargeld ausgedrückt, fordern sie dieses kurz nach Diwali dann auch ein. Das heißt, der Postmann, der Wachmann, der Müllmann, die Putze, etc. pp – sie alle wollen eine Scheibe einen Schein meines Glücks abhaben. Um peinliche Situationen zu vermeiden, in denen ich in der Geldbörse nach passenden Scheinen krame, welche dem Empfänger natürlich häufig zu gering ausfallen, habe ich dieses Jahr Geldumschläge gekauft, gefüllt und zugetackert. Mit ner Schokolade drauf. Das ist diskret und bringt mir leuchtende Augen und ein „Danke“ anstatt ein „Mehr“. 😉

Mehr Diwali.

Peng, Peng!

Nicht vorenthalten möchte ich Euch die wunderschönen Namen der Feuerwerke, die man zu Diwali an jeder Ecke kaufen kann. Am bekanntesten sind die schon im letzten Jahr erwähnten sog. Standard-Feuerwerke. Und, wie mir das Werbeplakat weismachen wollte, sind die Dinger wohl auch TÜV-geprüft. Das kann ich weder bestätigen noch widerlegen, aber tröstlich wäre es, da es häufiger vorkommt, dass die Teile sich auf unerwartete Art und Weise gebären.

feuerwerke 2

Wirklich interessant fand ich allerdings die Namen. Da gehts los bei der Heißen Chilli, weiter über Evas Apfel und schließlich ab zum „Wild Encounter“, der keine Frage offen lässt. Nicht ganz so aussagekräftig hingegen sind der Delphintauchgang oder der Fröhliche Frühling.
Auch die Slogans haben mich fasziniert. So zum Beispiel wirbt man mit „3 verschiedenen Sounds“ anstatt mit buntem Lichterregen. Kultstatus erlangt hat hingegen die in diesem Blog schon mehrfach genannte „Atom Bomb“.

Die Rache des Froschkönigs allerdings bekommt man in Form einer monströsen roten Packung mit der verheißungsvollen 10.000 vorn drauf. Diese unverschämte Zahl beschreibt die Anzahl der Knallfrösche, die sich alle an einer Zündschnur befinden und fünf Minuten lang auf die Trommelfelle eindreschen. Ich hatte in Bangalore während einer Diwalifeier unter Studenten mal das zweifelhafte Vergnügen, neben einem dieser höllischen Erfindungen zu stehen. Es gibt sogar ein Foto davon, auf dem ich mir krampfhaft die Ohren zuhalte und trotzdem wacker lächle.

feuerwerke

Übrigens: Wir haben eine Wohnung.
Klein, dafür aber teilweise möbliert. 500m von unserer jetzigen Behausung entfernt. Ganz ruhig gelegen. Im 6. Stock. Nagelneu. Vermieter: nett. Umzug irgendwann Mitte November, nachdem die Küche ausgebaut worden ist.

Diwali 2008

Diwali knallt und böllert sich so langsam aus. Anstatt „Happy Diwali“ wünscht man sich nun „Ein gesundes Neues„, denn Diwali ist nichts anderes als das hinduistische Neujahr. Zumindest im übertragenen Sinne. Heute früh dann alles ganz normal: Frisches Brot beim Bäcker (Pav, 5 Rupien für vier), Jogger, Straßenhändler. Als Jumpy mich auf dem Weg zum Bäcker entdeckt, hüpft er den ganzen Weg um mich herum. Derselbe Spaß auf dem Rückweg. Armer Jumpy. Wer noch nicht taub ist, der leidet während Diwali – so auch die Straßenhunde. Doch das ist heute. Diwali war gestern:

Wir haben das Lichteln dieses Jahr etwas weiter ausgebaut als im Vorjahr, und kauften vier Dutzend einfache Diyas (Ollämpchen) aus Ton. Die kosten ca. 10 Rupien pro Dutzend.
Auch neu für uns: Rangoli (aus bunter Kreide gefertigte Bilder). Vor meinem geistigen Auge erstreckte sich ein wunderschönes Muster aus Farben vor unserer Tür. Die Nachbarn im ersten Stock hatten es schließlich vorgemacht, und es sah ganz reizend aus. Also schlugen wir beim Farbverkäufer gnadenlos zu:

Drei Teelöffel Farbe kosten 5 Rupien. Nach dem obligatorischen handeln vier Teelöffel. Gelb. Orange. Türkis. Mintgrün. Magenta. Azurblau. Pink. Die Farbe wird jeweils in Zeitungspapier eingewickelt. Außerdem gibt es noch sehr trockenes weißes Pulver zu kaufen, mit dem die Umrisse der Rangoli skizziert werden. Dachten wir zumindest. Für weniger artistisch begabte Menschen gibt es zudem Schablonen, um im Handumdrehen ein hübsches Bild auf den Boden zaubern zu können.

Rahul und ich – Rangolinovizen, hatten natürlich keine Ahnung, wie das alles funktioniert. Einfach genug sah es aus, aber da hatten wir uns getäuscht. Die Farbe stellte sich als extrem „nass“ heraus, und blieb an den Fingern kleben, anstatt auf den Boden zu rieseln. Außerdem kleisterte uns die Farbe unsere Schablonen zu. Hm. Wir machten irgendwas falsch.
Nachdem wir bereits mehrere „Picassos“ weggewischt hatten (man möchte mit solchen… hm… „Bildern“ ja nicht von den Nachbarn erwischt werden!), konnten wir uns vor Lachen kaum mehr halten.
Später hatten wir die Idee, das weiße Pulver mit der Farbe zu mischen. Es klappte zwar, aber zu diesem Zeitpunkt hatten wir den Fußboden nicht nur bereits mit weißen Bildern zugestempelt, sondern wir hatten auch keine Zeit mehr für den Firlefanz. Bei der nächsten Gelegenheit probieren wir das einfach noch mal. Das nächste Festival kommt bestimmt. Bis dahin verstauen wir die Farbe einfach… :yes:

Der übrige Hausschmuck lag bereits parat: Noch mehr Diyas für Öllampen. Blumengirlanden (dieses Jahr sehr teuer: eine Armlänge für 20 Rupien), Lichterketten und und und. Weiter ging es mit Feuerwerken (keine Böller, die mag ich nämlich nicht), und Wunderkerzen.

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Prinzipiell ist Diwali ein Familienfest, bei dem die ganze Sippschaft zusammen kommt. Es werden neue Klamotten getragen, Geschenke ausgeteilt, Poojas für Lakshmi (Göttin des Reichtums) durchgeführt usw. Viele Familien gehen abends essen oder reisen von Haustür zu Haustür, um Freunden, Nachbarn und Familienmitgliedern Süßigkeiten zu schenken. Der Familienaspekt geht uns natürlich verloren, aber wir ließen uns die Laune nicht verderben. Nächstes Jahr werden wir sicherlich nicht gerade zu einem so ungünstigen Zeitpunkt umziehen und deswegen ein Diwali in Delhi einlegen.

Dhanteras 2008 (Diwali)

Gestern fand Dhanteras statt – das Fest zwei Tage vor Diwali, währenddessen man am besten in Edelmetalle investiert. So kurz vor Diwali müssen außerdem noch einige wichtige Dinge besorgt werden: neue Öllämpchen (Diyas), Dekolampen, frische Blumengirlanden und Gulal (Farbpulver für Rangolis: extravagante, detailverliebte Schmuckbilder, die vor Türen und Tempeln auf den Boden gemalt bzw. gekrümelt werden). Diese im Preisbereich eher am unteren Ende befindlichen Produkte findet man zum Beispiel auf den Märkten nahe der Bahnhöfe in Mumbai, die durch den ständigen Menschenstrom auch als „Einkaufsmeilen“ fungieren.

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Familiensache: Alle helfen mit, die Blüten abwechselnd mit grünen Blättern aufzufädeln.

Obwohl uns die Zeitung erzählt, dass der Ansturm auf Geschäfte und Märkte der momentanen Wirtschaftskrise wegen deutlich abgenommen hat, war der Markt in Borivali gestern eindeutig voll. Vielleicht ist es aber auch nur sehr schwer, zwischen voll und sehr voll zu unterscheiden.

Wir schlängelten uns durch die Hauptmarktstraße, die normalerweise vorrangig als Gemüseallee dient. Dort steigt man über alle möglichen und unmöglichen Dinge drüber auf der Suche nach den frischesten Tomaten, blank geputztem Ingwer und aufgeblähten Auberginen. Während der Festtage allerdings machen sich auf derselben Straße auch Verkäufer von drei weiteren Warengruppen breit: Blumen (ganz besonders die für Zeremonien und Feste benutzten Mariegold), Knaller und Feuerwerke sowie Gulal, Papierlampen, Girlanden und anderer Dekofirlefanz.
Leider eher weniger vertreten waren Diyas.

So ein Markt ist immer auch ein kleiner Mikrokosmos, in dem Dinge passieren, die man nicht unbedingt erwartet. Zum Beispiel war die Müllabfuhr gerade dabei, einen enormen Berg Abfall mit Harken und bloßen Händen in einen der grünen Mülltrucks zu schaufeln, während direkt daneben Frauen mit leuchtend orangenen Blumen und Gemüse saßen. Kundschaft ließ auch nicht lange auf sich warten, obwohl diese sich mit Handtüchern vor Mund und Nase gegen die absonderlichen Gerüche des Abfalls wehrten.

Auf dem Mittelstreifen hockte ein Sicherheitsbeamter und starrte in die Zukunft. Unter zwei schwarzen Schirmen am Straßenrand saßen zwei alte Männer und pallaverten. Zwei Frauen hatten sich im Gewirr angerempelt und schrieen sich nun lauthals an. Kinder tunkten ihre Finger in die Farbpulver, bestaunten die Raketen und Feuerwerke. Männer und Frauen mit Körben voller Blumengirlanden standen in Reih und Glied und hielten das Ende der Girlande in die Luft – wie Schlangebeschwörer. Ohne Flöte. Ohne Schlange.

In der Luft lag irgendein Gewürz. Wir konnten uns nicht recht entscheiden, woher der scharfe Geruch nun kommen sollte, aber er hing da und brachte nicht nur uns zum Niesen. Ein Orchester aus Hatschiii und anderen, ähnlich gearteten Brunstschreien der Nasenschleimhäute zog sich entlang der Marktstraße. Ich hätte mich vor Lachen wegschmeißen können: nicht nur gilt Nießen als schmutzig, sondern auch als schlechtes Omen.

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Gulal an einem provisorischen Marktstand

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Mitunter gefährlich: Knaller, Böllerwerk & Co, mit feschen Namen wie „Atom Bomb“.

Gestern dann hing der Abendhimmel voll Rauch der Feuerwerkskörper und Böller. Auf dem Weg nach Hause fuhren wir durch eine dichte Nebelsuppe aus Abgasen und vorbei am Knallen und Schellen der Raketen, die in Rajasthan kürzlich zur Explosion einer illegalen Feuerwerkskörperfabrik geführt haben.
Was mich trotz allem am meisten erstaunt und erfreut ist die Verbissenheit, mit der Diwali gefeiert wird. Die gesamte Nacht hindurch hat es überall gescheppert und gekracht; die Fenster der meisten Häuser sind geschmückt mit verrückt blinkenden, epileptische Anfälle verursachenden Lichterketten, chinesischen Lampen, Laternen und Kerzen. Niemand trägt den Gesichtsausdruck, der durch den Aktienmarkt entschuldbar wäre. Nein, es wird gefeiert. Mit allen Mitteln.

Ich wünsche allen Lesern ein schönes Diwalifest.

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Die Evolution unseres Diwalifests:
Diwali 2004/2005
Diwali 2006
Diwali 2007

Diwali 2007 – Nachwort

Vorbei. Fünf Tage festliche Aktivitäten sind gestern Abend zum Ende gekommen. Die Böllervorräte der meisten Nachbarn leider noch nicht, aber in den nächsten Tagen wird sich das wohl erschöpfen.

Ich kann berichten, dass dieses Jahr 568 Leute fürs späte (nach 22Uhr) und zu laute Böllern bzw. den Gebrauch von Lautsprechern Strafe zahlen mussten. Leider klärt uns die Tageszeitung nicht darüber auf, wie hoch die Strafen lagen.

Ausgeböllerte Raketenverpackungen stapelten sich am folgenden Tag. Ich habe die Müllfrauen im Vorort Kandivali East (südlich von Borivali) bei der Arbeit fotografiert.

Diwali - Raddi

Beim Fahren durch die Stadt sieht man immer noch überall blinkende Lichterketten. Die Stimmung ist noch nicht abgeebbt, obwohl Socke jetzt definitiv genug vom Böllern hat.

Wir haben unser Haus ordentlich mit Lichtern und Blumen geschmückt, damit Lakshmi dieses Jahr ja nicht den Weg verfehlt und uns im kommenden Jahr reichlich beschenkt. 😉
Auch Socke hat das Diwali-Funkeln in den grünen Katzenaugen angeknipst. Sehr sittsam von ihm.

Ich hoffe, alle Leser hatten – mit oder ohne Diwali – eine ebenso gute letzte Woche und ein knalliges Wochenende und ich bedanke mich für die vielen Wünsche. Es hat gewirkt. :yes:

Wir waren ab Samstag im privaten Urlaubsstädtchen gestresster Mumbaikars – in Lonavla. Das liegt auf halber Strecke entlang des Mumbai-Pune-Express-Highways, der des hohen Verkehrsaufkommens wegen leider nicht ganz so express ist, wie wir uns das gewünscht hatten. Das Auto durfte jedenfalls mal wieder den Auspuff frei husten.

Lonavla001 - Khandala

Lonavla/Khandala – so siehts aus. Über diesen Ausflug werde ich im Laufe der Woche berichten.

Diwali 2007 – Lichteln, Kaufen, Zündeln

Diwali 2007 – Dieses Jahr wird bei uns ganz hemmungslos gelichtelt, denn wir haben uns darauf besonnen, dass das Fest des Lichts doch eigentlich auch als solches gefeiert werden sollte. Diwali – in seiner ursprünglichen Form „Deepavali“ – heißt „Lichterreihe“ (deepa = Sanskrit für Licht, avali = Reihe). Dementsprechend haben wir uns mit der Lichterausrüstung eingedeckt:

Kerzen und Oellampen

Als da wären komplett überteuerte Kerzen (weil im Supermarkt gekauft, 85Rupien/4 Stk.) und Diyas (Öllämpchen) aus Ton, die ich später mit Öl gefüllt habe. Traditionell greift man zum Senföl, aber da das geruchlich eher unangenehm auffällt, habe ich stattdessen das gute alte Sonnenblumenöl gewählt. Baumwolldochte gibts z.B. in solchen neckischen Paketen für 6 Rupien.

Im modernen bzw. städtischen Indien greift man heutzutage auch gern zum (Weihnachts-)Stern und Lichterketten, wobei letztere allesamt mit Blinkeffekten ausgestattet sind, die einen epileptischen Anfall nicht lange auf sich warten lassen. Bei 110 Rupien pro Lichterkette schämt man sich sogar noch zu handeln.

Deepavali

Mal abgesehen vom Lichtelfest wird auch ordentlich eingekauft: Man sollte zu Diwali idealerweise neue Kleidung tragen. Gleichzeitig werden Gold und Silber gekauft, und obwohl der Goldpreises derzeit bei über 10.000 Rupien/10 Gramm liegt, wechseln an Dhanteras rund 15% mehr Klunker den Besitzer.

Dhanteras ist der erste von insgesamt fünf Festivaltagen, die zusammen Diwali ausmachen. Lakshmi, die Göttin des Reichtums, und der Gott Yama werden an diesem Tag gehuldigt, um Reichtum und Wohlergehen zu bieten.

Auch Schickimicki wie Haushaltselektronik et al finden dieser Tage in rauen Mengen Absatz. Die Zeitungen und Magazine sind voller Anzeigen zum Thema „Was schenk ich denn am besten?“. Vergleicht man die Aussagen verschiedener Geschäftsinhaber (Möbelboutiquen, Elektronikfachhandel oder auch Internetprotale), so wird während Diwali zwischen 20 und 40% mehr verkauft.

Dieses Jahr kommen zwei riesige Knüller (gemessen am Werbeaufwand) zu Diwali in die Kinos: zum einen Saawariya (von Sanjay Leela Bhansali) und zum anderen Om Shanti Om (von Farah Khan). Beide Filme werden seit über 100 Tagen beworben. Die Kostüme im Film Om Shanti Om (bereits über-trendy als OSO bekannt) haben ihren Weg in eine spezielle Modelinie gefunden, die man für viel Geld bei Shopper’s Stop erwerben kann. Da kann dann jeder so aussehen wie Shakrukh Khan. Nur gut, dass die Hemden alle Knöpfe haben, falls das mit dem Waschbrettbauch zeitlich nicht hingehauen hat.

Das ist übrigens SRKs Burg Mannat:

mannat

Und so läuft Diwali auch dieses Jahr der Kassenbon rund. In Abwesenheit religiöser Familienmitglieder, die darauf bestehen könnten, die am dritten und wichtigsten Tag Diwalis stattfindende Lakshmi Pooja (Zeremonie zur Huldigung Lakshmis)durchführen zu wollen, beschränken wir uns einfach aufs Lichteln, aufs Kaufen und aufs Knallen (im Sinne von Feuerwerke, meine Lieben!), wobei ich noch hinzufügen darf, dass besonders viele Kinder in der Feuerwerkskörperherstellung arbeiten. Vielleicht sind deshalb letztes Jahr je ein Knöller in meins und in das Gesicht meines Schwagers explodiert? Vielleicht musste der Bub mal pullern? Die Verbrecher-Böller heißen Color Flowers Giant und liegen im Zehnerpack bei uns im Schrank. So sehen sie aus, wenn sie nicht explodieren:

diwali - feuerwerk

Standard Feuerwerk

Diwali 2007 – Bölleralarm

Dieses Jahr soll alles anders werden: Der kollektive Gehörsturz, der Indien am Abend des Diwali-Festivals jährlich heimsucht, soll vermieden werden.

Diwali Kerzen

Diwali bedeutet alle Jahre wieder jede Menge Krach, seit sich das Fest des Lichts in das Fest der Knallfrösche entwickelt hat. Bereits letztes Jahr hatte ich davon berichtet, dass die indische Regierung ganzseitige Anzeigen in den populären Tageszeitungen schaltet, um die Bevölkerung vom Krachwahn abzuhalten. Hat natürlich w.z.e.w. nicht funktioniert.

Darum mahnte die Zeitung gestern, dass man fürs späte Böllern bis zu 1lakh Rupien Strafe zahlen könnte. 1lakh = 100.000 Rupien = knapp 2.000 Euronen. „spät“ bedeutet nach 22Uhr. Die Strafe kann unter dem Mantel des Umweltschutzgesetzes verhangen werden. Zusätzlich gibt es noch eine Lautstärkebegrenzung: Knaller, die den Ohrensaft mit mehr als 65 decibel in Schwingungen versetzen, sind nicht erlaubt. Die Mitarbeiter des Maharashtra Pollution Control Board werden an 112 Orten im Bundesstaat Maharashtra den Lärmpegel messen. Allein in Mumbai gibt es 50 Standorte. Letztes Jahr soll es besonders in den Stadtteilen Colaba, Girgaum, Worli und Malabar Hill verstörend laut gewesen sein.

Natürlich muss bedacht werden, dass auch dieses Jahr dieselben Knallbonbons verkauft werden: besonders laute Knallfrösche nennen sich „Atom-Bomb“. Das ist nicht nur namentlich sondern auch funktional eine Geschmacklosigkeit, denn diese unscheinbaren, roten Knaller zerfetzen nicht nur die Stille der Nacht sondern auch ein Trommelfell mit Leichtigkeit. Ich habe im neuen Westpaket bereits Oropax bestellt – Produkte, die es im lauten Indien erstaunlicherweise nicht zu geben scheint.

Es würde mich freuen, wenn wenigstens eine Person in ganz Maharashtra am 9. November tatsächlich die 100.000 Rupien Strafe zahlen müsste. Ich erinnere mich an die Knallerketten, die, einmal gezündet, 100 Mal laut krachen, und die letztes Jahr in Delhi genau unter meinem Balkon gezündet worden sind. 100.000 Rupien – selbst wenn sie leider nicht in meine Tasche fließen – wären doch mal ein Anfang.

Im nächsten Teil befassen wir uns mit dem schönsten Teil Diwalis – dem Lichteln!

Diwali Recap

Zwei Wochen Abstinenz – da muß doch einfach was passiert sein. Schon lange her aber nicht vergessen: Diwali.

Das fand – w.z.e.w. – bei Rahuls Eltern statt. Aber es war ein Fest der Kompromisse: Ich bekam ein romantisches Dinner Lunch zu zweit. Für Rahul trug ich Sari. Seine Eltern bekamen ihr Familientreffen. Und alle waren glücklich :yes:

Diwali Kerzen

Bevor man hierzulande den Böller entdeckte und Lärm immer mehr in den Vordergrund rückte, war Diwali das Lichterfest. Alle Häuser und Straßen werden mit Lichtern geschmückt. Die Balkons und Fenster der Häuser glitzern mit Lichterketten, Diyas (Öllampen) und Kerzen. Wenn man so durch die Stadt fährt (Autofenster zu, damit der Lärm draußen bleibt), sieht alles wunderbar aus. Wie Weihnachten, sagten meine Eltern.

Jedes Haus sollte mit Lichtern geschmückt werden, damit Lakshmi, die Göttin des Reichtums, den Weg auch findet. Bei uns hat Rahul den Kerzenvorrat, der vom vorletzten Diwali noch übrig war (beim letzten waren wir ja in Deutschland), geplündert und den Hauseingang verziert. Jetzt kann nichts mehr schief gehen!

Diwali Dani

Jeder sollte zu Diwali irgendwas anzünden: Kerzen, Lichter, Feuerwerke. Ich tu meinen Teil dazu. Nachdem mir eine der Lichterfontänen fast ins Gesicht explodierte (Schwein gehabt!), sehe ich jetzt für immer und ewig vom Gebrauch indischer Feuerwerke ab. Man weiß nie, welcher müde 5jährige beim Zusammenbasteln derselben in der muffigen, düsteren Fabrik einen Fehler gemacht hat. Steht ja schließlich nicht auf der Packung drauf. Dasselbe passierte dann noch meinem Schwager – also ZWEI gefährliche Minibomben in einer Packung. So viel zum Thema Sicherheit.

Diwali Pooja

Alle Jahre wieder: Pooja. Die Göttin Lakshmi wird angebetet. Die Spritzer an der Wand sind heiliges Wasser, welches wir auf das Idol gespritzt haben.

Als Teil der Pooja werfe ich Blumen (Mariegold/Studentenblumen) und Puffreis umher. Diese Mischung soll ins ganze Haus (in alle Ecken) geworfen werden, damits mit dem Glück in Form von Reichtum auch garantiert klappt.

Gegen 23Uhr ging es dann zurück nach Dwarka – einmal quer durch die Stadt. Obwohl Böllern nur bis 22Uhr erlaubt ist, war die Lärm- und Schmutzbelästigung gehörig. Einem Zeitungsartikel am Folgetag nach soll es sich aber um das „sauberste“ (im Sinne von Luftverschmutzung) Diwali seit drei Jahren gehandelt haben. Kann schon sein, aber für meine Begriffe war die Luft trotzdem übel.
Unterwegs warf sich ein wütender Hijra vor unser Auto. Wir wollten ihm kein Geld geben, also verwünschte er uns. 🙄 Dann wird das wohl nichts mit dem Reichtum durch Lakshmi.
Auch egal: Wir kamen sicher zu Hause an, obwohl unterwegs mitten auf der Straße geböllert wurde.

Am nächsten Tag regnete es dann, so daß die Luft wieder sauber wurde. Alles paletti. 🙂