Unter den Achseln ist’s duster

Ganz recht. Unter die Achseln dringt kein Licht vor. Dort ist es dunkel. Und unheimlich. Das geht so überhaupt nicht! :no:

Enter Nivea. Bleichendes Deo.

whitening deo

:yes:

Dieses Produkt soll die Haut unter den Achseln aufhellen. Das ist doch bizarr!
Auch auf die Gefahr hin, dass ich jetzt vulgär werde… Aber mal ehrlich, wie wäre es mit aufhellenden Ohrenstäbchen? Oder… hm… Toilettenpapier? :crazy:

Werbung

Stau ist langweilig. Es sei denn natürlich, man hat was zu lesen dabei. Zum Beispiel in Form eines Werbeplakates auf dem Allerwertesten eines Stadtbus:

Hides Dirt
(öffnet sich als Pop-up)

Diese wunderschönen Matten für den Fußraum des Autos – des Mumbaikars zweites zu Hause – verstecken also den Dreck. Hm. Wenn das kein Kaufpunkt ist. :yes:

Ich seh nix!

Es kommt häufiger vor, dass Mr. Bentley mir etwas zeigen will mit den aufschlussreichen Worten „Guck ma da!“, und dass ich in solchen Momenten einfach nur den Kopf 360º rotiere und trotzdem nicht finde, was er mir zeigen will.

Vielleicht liegt es daran, dass ich folgendes Produkt nicht besitze?

HD Kontaktlinsen

Ich muss immer lachen, wenn ich das sehe.
Ich kapier das nicht. :??:
Sind nicht alle Kontaktlinsen HD? Ist das nicht der Sinn von Kontaktlinsen? Und jeder Brille? …dass ich damit scharf sehe?

Was meinen die nur damit?

Bestimmt gibt es dafür eine logische Erklärung. Optiker/Augenarzt, irgendwer? :))

Verkaufsschlager

Der Endverbraucher, das weiß doch jedes Kind jeder Marketingstratege, ist ein ziemlich hohlköpfiges Dussel. Man muss ihn nicht ernst nehmen. Was man ihm vorsetzt, das kauft er schon. Seine Kaufentscheidung hängt dabei von lediglich zwei leicht zu manipulierenden Parametern ab: Qualität. Und Preis. Dass die Qualität herausragend ist, steht meist schon auf der Packung drauf. No questions asked. Und der Preis…. herrje, da muss man sich halt mal was einfallen lassen:

vorher nachher
Achtung: Nur für kurze Zeit!

Merkt bestimmt keiner. 😉

Bei diesem Sonderangebot konnte ich mich nicht mehr im Zaum halten. Wer weiß, wie lange das noch so günstig ist? Ohne Rücksicht auf Verluste rempelte ich die ganzen Aunties zur Seite und stapelte gleich fünf Becher Joghurt in den Einkaufswagen. :yes:
Im Nachhinein frage ich mich allerdings, ob ich nicht noch ein paar mehr hätte nehmen sollen?
:??:

Einfach mal klingeln! (update)

Eine Aufklärungskampagne, die es schon seit August 2008 geben soll, die aber erst seit kurzem die Fernsehkanäle rauf- und runterflickert, nennt sich „Bell Bajao“ (Klingeln) und richtet sich gegen häusliche Gewalt. Wenn es nebenan kracht und die Tassen und Teller fliegen, dann soll man, so der Spot, einfach mal an der Tür klingeln gehen. Damit der Mann weiß, dass du es weißt….

(Die Werbung richtet sich ausdrücklich gegen häusliche Gewalt von Männern, obwohl es besonders in Städten immer häufiger auch die Kehrseite gibt.)

Die dazugehörigen Werbespots finde ich jedenfalls sehr, sehr gut gemacht.

Milchkampagne (mit engl. Untertiteln):

Cricketkampagne (mit engl. Untertiteln):

Find ich gut, denn die „Geht mich nix an“-Attitüde ist sehr weit verbreitet. Du kannst mit dieser Klingelmethode also einen Streit unterbrechen, ohne dich aktiv einmischen zu müssen. Ohne dass es zu einer offenen Konfrontation kommt, denn das würde widerum zum „Gesichtsverlust“ beider führen. Somit greift der Spot nicht nur die indische Realität auf, sondern findet auch bewusst einen Weg, wie man innerhalb des indischen Verhaltenskodexes damit umgehen kann.

Es gibt noch weitere Spots, die man bei YouTube findet, wenn man nach „Bell Bajao“ sucht. Unter anderem einen Spot mit Boman Irani (in Englisch).

Amul – Ernsthaft gut.

Pünktlich zum deutschen Kinostart von The Dark Knight möchte ich auf die fantastischen, immer unterhaltsamen Werbeplakate der indischen Molkerei Amul verweisen. Es ist die am längsten laufende Kampagne in der indischen Werbelandschaft: seit Anbeginn der Amulzeit wird nämlich dasselbe Maskottchen benutzt und von den Genies, die sich das Ganze ausdenken, auf die erfrischendste Art und Weise in Szene gesetzt. Jedes zeitgeschichtliche, politische, wirtschaftliche, gesellschaftliche Ereignis ist gut genug für eine Amul-Werbetafel, von der neuen indischen Variante des amerikanischen Reality-TV-Klassikers Fear Factor über die Vertrauensfrage im indischen Parlament hin zu – genau – Batman!

Unter diesem Link findet ihr das aktuelle Plakat zum Batmanfilm The Dark Knight.
Dieses Plakat befindet sich aktuell im Stadtteil Andheri entlang der SV Road, und als ich es das erste Mal sah, habe ich mich schief gelacht!

Selbst die indische Goldmedallie des Schützen Bindras wurde in ein Plakat umgewandelt. Ich mag besonders den Witz der Sache, die Ironie und gleichzeitige Gelassenheit der Werbeideen. Eine Auflistung aller Glanzleistungen Amuls findet ihr hier, mit jeder Tafel seit 1976. Aus Urheberrechtsgründen kann ich die leider hier nicht einstellen, aber es lohnt sich auf jeden Fall, durch die Archive zu klicken. Auf Seite 8 im 2008/09 Archiv findet sich auch eine soziale Botschaft, die auf den Fall Mehta zurückgeht. Jedes Plakat hat eine Bildunterschrift, die den jeweiligen Hintergrund in ein-zwei Zeilen erklärt. Auf Seite 3 im selben Archiv befindet sich auch ein Poster für den diesjährigen Streifen von Indiana Jones.

Mäuse im Magen

Ah, kein Bericht über abartige Spezialitäten im kulinarischen Indien :)), sondern die Werbung-gewordene Redewendung „Pet mein chuhe daudna“. Das ist Hindi und bedeutet, es rennen Mäuse im Magen herum.
Zu gut Deutsch: Wir haben Hunger, Hunger, Hunger…

McDonald’s hat die Redewendung in einen Spot verwandelt: Wenn man die Mäuse rennen spürt, so die Piepsestimme im Hintergrund, greife man doch bitte zum Hörer und wähle McDelivery.

Geliefert wird leider nur in einem Umkreis von 3km. Bei uns rannten nämlich auch schon die Mäuse. 😉

Übrigens hat McDonald’s das Vada Pav ganz geschickt in die Produktpalette aufgenommen und verkauft es als AlooMcTikki. Die Seuche! Auch Subway hat so einen lukullischen FauxPas im Programm. Brrr!

Cricket: Der Vater der Unterhaltung

Indiens Obsession mit Cricket ist längst kein Geheimnis mehr. Und endlich gibt es die Indian Premier League, so eine Art Cricket-Bundesliga für alle die, denen die in kurzen Abständen stattfindenden Testspiele, Worldcups, Freundschaftsspiele usw. nicht genügen. Die Teams wurden für viele Rupien ersteigert von den Schönen und Reichen (wie Preity Zinta und Shah Rukh Khan) und den Reichen (wie Mukesh Ambani und Ness Wadia) und den Lebemännern (wie Dr. Vijay Mallya) Indiens. Auch die Spieler (darunter zum ersten Mal auch internationale Spieler) wurden für jede Menge Zaster und unter einigen kritischen Kommentaren („Sklavenmarkt“) verhökert und rennen seit dem 18. April über den Rasen, um Ball zu spielen.

Stolze acht Teams lümmeln also in ihren bunten Trikots in den Cricketstadien Indiens herum und sind dabei, eine ganze neue Industrie aufzubauen. Einige Teams tragen solch inspirative Namen wie „Mumbai Indians“ (Vermutlich eine Anspielung auf die kürzliche Migrantendebatte in Maharashtra, wonach sich Marathen gegen indische Zuwanderer aus anderen indischen Städten wehrten.)
Das Kolkata-Team (früher Kalkutta) gehört Shah Rukh Khan und schimpft sich „Kolkata Knight Riders“. B)
Die „Rajasthan Royals“ (vertreten Jaipur) widerum sind nicht in aller Munde, da sie keinem populären Miedenbubi gehören, sondern Emerging Media Group. Wem??? Eben! 😉

Das Bangaloreteam hingegen trägt den aussagekräftige Namen „Royal Challengers Bangalore“, eine überdeutliche Ersatzwerbung für Royal Challenge (populäre Whiskeymarke). Alkoholwerbung ist in Indien verboten (Blogartikel zum Thema; aktuelles Dossier zum Thema). Das Bangalore-Team trägt nicht nur den Namen des Whiskeys, sondern im Großen und Ganzen auch dessen Logo auf dem Trikot spazieren und wird – logisch – vom Kingfisher-Bier-Mogul Dr. Vijay Mallya am Rupientropf genährt. Ich mag Mallya. Er ist reich, schämt sich dafür nicht und bringt jede Menge Spaß nach Indien. Cheerleader zum Beispiel.

Cheerleader sind, so haben kürzlich diverse Politiker, gelangweilte Hausfrauen, angetrocknete Moralisten und gar einige Vertreter der freien Wirtschaft (wie Werbeguru Santosh Desai) festgestellt, ein unausgezogenes Übel des Westens, das die indische Kultur ruiniere, Frauen degradiere und den Gentleman’s Sport Cricket durch den Dreck ziehe. Die Damen haben sich nun in Städten wie Mumbai etwas übergezogen (nämlich lange Hosen). Und nachdem sich die bösen Buben des indischen Cricket (Harbhajan Singh und Sreesanth) auf dem Rasen geboxt haben, fällt auch der Gentleman-Kommentar flach. Gentleman benützen für sowas ihren Handschuh! 🙄
YouTube zum Thema

Nun, IPL hat geschafft, worauf die Organisatoren gehofft hatten: Es macht Schlagzeilen. Ganz Indien schaute die folgenden Tage den weinenden Sreesanth (der die Ohrfeige eingesteckt hatte) in der Endlosschleife. Später beteuerte Harbhajan Singh (der die Ohrfeige ausgeteilt hatte), Sreesanth sei sein jüngerer Bruder. Sreesanth beteuerte wiederum, Harbhajan sei sein älterer Bruder. Und dann wurde auch das langweilig. Zurück zu den Cheerleadern:

Die wurden jüngst mit leeren Plastikflaschen beworfen. Was die Politiker und Moralisten nicht schafften, brachten Fans fertig: sie jagten die Damen vom Feld.

Doch das Allerschönste an der Indian Premier League sind die kleinen Werbefilme. Im Folgenden die Geschichte von Manos und Ranjans Vater, der ihr ganzes Leben lang mit Abwesenheit glänzt:

Der Spot ist eine Verulkung der in Indien so beliebten Saas-Bahu-Seifenopern (Schwiegermutter/-tochter) und ist darum absichtlich melodramatisch gestaltet. Ihr ganzes Leben lang warten Zwillinge Mano und Ranjan auf ihren Vater, von dessen Rückkehr sie – anders als die Bewohner ihres Dorfes – fest überzeugt sind. Jeder zieht sowohl die Zwillinge als auch ihre Mutter deswegen auf: Der Dorfpriester hält sie zu einer zweiten Ehe an. Der Dorfgoonda (Bully) macht Anspielungen. Und alle fragen immer wieder: Wo ist denn Manos und Ranjans Vater? Während die Jungs immer saftig zurück geben, er wird garantiert zurückkommen.
Besonders schön: die angebrochene Selbstmordszene. Manos und Ranjans Mutter möchte sich à la Saas-Bahu-Tradition in den Brunnen stürtzen.
Doch dann: die Wendung. Manoranjan ka Baap ist da! Mano und Ranjan haben es ja immer gewusst! 😉 Manoranjan heißt „Unterhaltung“. Der Vater (baap) aller Unterhaltungen. Schlechter Scherz, aber sehr gut umgesetzt und im Vorfeld der IPL ein Dauerbrenner auf so ziemlich jedem Sender.

Es steht fest: Cricket ist unverwüstlich! Und macht irgendwie auch Spaß.

Werbung in Indien

Tja, und das ist übrigens keine bodenlose Werbung, denn man bekommt durchaus mal eine geratscht, wenn man sich unvorsichtig einem indischen Schalter nähert. Ist mir jedenfalls schon mehrmals passiert. Sogar echten Funkenschlag hab ich schon erlebt. Da kann einem schon mal Angst und Bange werden, wenn der Sonnenuntergang naht und man von der heraufbrechenden Notwendigkeit geplagt wird, einen Schalter zu betätigen, damit es Licht werde. :))

Werbung in Indien

Der zweite Werbespot, den ich unbedingt vorstellen muss, wurde von Virgin Mobile ausgeheckt. Virgin Mobile ist ganz neu auf dem indischen Telekommarkt und hat sich eine ganze Serie von witzigen Spots ausgedacht, die treffend mit dem Slogan „Think Hatke“ (also in Etwa Spritzige Ideen haben) unterstrichen werden. In diesem 50-Sekunden Spot „outet“ sich die Tochter:

(Meine Übersetzung ist sinngemäß und nicht wörtlich. Wir wissen ja bereits, dass ich gar kein Hindi spreche. :. Man darf mich gern verbessern.)

Tochter: Mom, Dad, ich muss Euch was sagen. Ich habe kein Interesse an Jungs.
Mutter: Soll heißen?
Tochter: (zuckt mit den Schultern) Soll heißen…!
Vater: (zur Mutter) Das ist deine Schuld!
Mutter: Meine Schuld! Du hast sie an die Mädchenschule geschickt!
Vater: Ja, aber….
Während die Eltern weiter streiten, klingelt das Handy der Tochter, sie geht ran und sagt einem gewissen Tensin, sie rufe ihn später zurück.
Vater: Wer war das?
Tochter: Ach, niemand. Tensin, ein Typ aus meinem BWL-Kurs. Möchte nach Goa fahren. Kein Interesse.
Vater: Nun hab doch Interesse! Außerschule Aktivitäten…
Mutter (zum Vater): Aber Tensin…
Vater (zur Mutter): Es ist ein Junge, der wird schon ok sein.

Am Schluss sieht man die Tochter noch mal mit dem ominösen Tensin sprechen: Goa geht klar.

Tensin ist übrigens ein nordostindischer Name, und Inder aus dem Nordosten gehören für den Rest Indiens schon beinahe nicht dazu. Deshalb die Einwände der Mutter, als sie den Namen Tensin erkennt.

Ich finde diesen Spot einfach nur zum Quieken. Nicht nur, dass er in der momentanen indischen Konstellation sehr, sehr kniffig und beinahe fortschrittlich ist, da er ein, zwei Tabus anspricht, sondern ich find ihn einfach witzig.
Aus derselben Reihe gibt es noch zwei weitere Spots, die ich zu einem späteren Zeitpunkt vorstellen werde. Jetzt, da sich der indische Werbemarkt der geistreichen Idee des Witzes zu öffnen scheint, kann man den Leuchtstrahler schon mal auf diese angenehme Entwicklung lenken, wie ich finde.