Romas indischer Karneval

Irgendwann im Februar hatten wir beschlossen, indische Kleidungsstücke für Roma nähen zu lassen. Ich finde das Zeug einfach süß an Kindern, und dank Romas indischen Wurzeln ist es durchaus angebracht, wenn sie ein paar solcher Stücke besitzt. :yes:

Wir stiefelten also schnell los und kauften ein paar sehr hübsche Stoffe und Materialien, damit wir schnell ans Werk schreiten konnten. Doch leider stellte sich heraus, dass keiner der Schneider in unserer Nachbarschaft sich dazu bewogen fühlte, Kinderkleidung herzustellen. Das war ihnen zu kompliziert, denn immerhin haben sie dafür keine fertigen Schablonen. Auch in Indien stecken die Eltern ihre Sprösslinge schließlich einfach in T-Shirt, Hose oder Kleid. Das geht fix, ist kostengünstig, kann in der Maschine gewaschen werden… Die Vorteile hören nimmer auf. Indische Kleidung für Kinder ist eher was für Feste oder besondere Anlässe.

Awwwwww da war der ganze Elan futsch. Und seit Ewigkeiten liegt nun ein Stapel wunderschöner Stoffe bei uns herum.

Gestern dann waren wir auf einer Stoffmesse in Mumbai, um uns einfach mal etwas umzuschauen. Und dort hingen ein paar Kinderklamotten herum. Sie waren nun nicht sonderlich toll und es gab sie nur mit viel Stickerei, aber hey, sie waren spottbillig und wir nahmen halt einfach mal was mit.

Salwar Kameez fürs Kind

Vorzeigeeltern, die wir sind, haben wir einen zu kleinen Salwar (Pluderhose) gekauft. Hm. Ok, das tauschen wir halt um. Und ich glaube, die Kurta bedarf noch eines dezenten Hakens. Aber ansonsten nicht übel für den Preis: 160 Rupien. :yes:

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Wir wissen übrigens, dass FabIndia das Zeug herstellt. Aber wir sind ja nicht verrückt, die irrsinnigen Preise für etwas auszugeben, das das Kind drei-vier Mal anzieht. Es ist nicht zu leugnen, dass so ein Salwar Kameez nicht so schön flauschig und bequem ist wie übliche Kindershirts und knautschige Hosen, und wenn ich das drei Mal mit der Hand gewaschen habe, hab ich bestimmt eh die Nase voll. :))

Altmodisch

Daniela in Indien ist Old School. :yes: Jawohl! :yes::yes:
Ich bastel noch Fotoalben. So richtig mit Seiten zum Umblättern und den knittrigen, raschelnden Pergamentseiten dazwischen. Mit Leim. Schere. Und Aufklebern. :yes: :yes: :yes:

Aufkleber

Das Album, welches ich benutze, ist schon stein-bein-alt. Wir haben es 2003 in der Handpapierfabrik in Pondicherry gekauft. Es besteht aus schwarzem Reispapier und sollte unser Hochzeitsfotoalbum werden. Wurde es aber nicht. Wir bekamen stattdessen so ein hässliches-grässliches gedruckt, wie das zu traditionellen Hochzeitsfeiern üblich ist, wenn man professionelle Fotografen anheuert. Besagtes Album ist rot. Also so richtig roooooot. Wie Blut. Es steckt in einer Art Koffer aus Samt. Mit Zahlenschloss. Echt wahr. Und vorn drauf ist ein total scheußlicher güldener Ganesha mit Glitzer. Bisher haben wir noch jeden mit diesem Album geschockt. Die Fotos kann man übrigens nicht entfernen und in ein dezentes Album kleben. Sie sind eingeschweißt. 🙄

Aus diesem Grund lag das schöne schwarze Album aus handgeschöpftem Papier Jahre lang herum. Die ehemals weißen Pergamentseiten sind nicht mehr weiß, sondern gelb. Altes-Papier-Gelb. Find ich total toll.

Irgendwann beschloss ich kurzerhand, dass dies nun Romas Album werden würde. Und seitdem bastle ich daran. :yes:

Mit Aufklebern.

Gestern kaufte ich neue Aufkleber. Es ist nicht einfach, schöne Aufkleber zu finden. Bisher kaufte ich sie im Hobby Store, doch der hat geschlossen und nun kaufe ich nicht wirklich sehr schöne, dafür aber witzige Aufkleber im Spielzeugladen. Merke: Schreibwarenläden führen keine Aufkleber. Aufkleber sind für Kinder.

Also gab ich gestern Roma einen Bogen Aufkleber. Zur sofortigen Ruhigstellung sozusagen. Das Kind ningelte und Mama hatte gerade überhaupt keine Zeit.

Nun, Roma machte einen Aufkleber nach dem anderen ab und klebte ihn sich ins Gesicht. Das hat sie gelernt, seit wir ihr Bindis auf die Stirn kleben.
Dann sprang sie auf und rannte zum Spiegel, um ihr Werk zu betrachten.

Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich ihr nicht die Piratenaufkleber gegeben!!! :))

Romas indischer Karneval & ein Parkupdate

Ich gestehe: ich finde Kinder in traditionellen indischen Klamotten total süß. 😳 Und ich würde unglaublich gern einen hübschen, kleinen Salwar Kameez (ind. Hosenanzug) für Roma haben. Wir waren zu diesem Zwecke bei Cotton Cottage und FabIndia; beide Geschäfte führen Kindermode, aber dann doch nicht sooo klein. Für weitere Ausflüge war bisher noch keine Zeit, aber das ist überhaupt nicht schlimm: ich denke, das schönste Ergebnis erhalten wir eh, wenn wir etwas süßes schneidern lassen. Nun hoffe ich, recht bald die Zeit zu finden, um auf den Markt zu gehen und ein Stückl watteweiche Baumwolle zu kaufen. Eventuell noch eine Borte dazu und dann ab zum Schneiderlein.
Wenn wir dieses Projekt fertig haben, werde ich blogtechnisch damit prahlen. Natürlich. :yes:

Außerdem gibt es noch ein paar Worte zu unserem täglichen Parkausflug zu sagen: Es bessert sich. Inzwischen treffen wir immer häufiger Spielgefährten für Roma. Da ist Danelle und Aston und Aryan, und mit etwas Glück rennen wir in Anoushka, Meloni, Emmanuel und all die anderen, deren Namen ich mir nicht merken konnte, weil sie nur alle paar Tage oder Wochen anwesend sind. 😳
Was ich über die Phobie gegen unstrukturiertes Spielen geschrieben habe, scheint auch nur klassenbedingt zu sein. Die Eltern der Kinder, die ich so auf einer ungefähren Bildungsebene mit uns einstufen würde, lassen ihre Kinder nämlich auch eigenständig spielen. Sie kommen halt nur nicht so oft, wobei: es bessert sich! :yes: … was auch daran liegt, dass im Prinzip alle von uns nach Gleichgesinnten suchen. Nur vielleicht nicht alle so verbissen wie ich. B) Klar kommt es noch vor, dass man sich alleine 34 Slumkindern gegenüber sieht. Ich hab gezählt! Aber: Es bessert sich! :yes:

Spieledates am Nachmittag hab ich mir nun abgeschminkt. Es geht nicht. Es fehlt an Elan. Und die Kinder haben einfach zu verschiedene Rhythmen, woran nicht zuletzt Romas seltsamer Vormittagsschlaf verantwortlich ist. Aber andererseits hab ich momentan einfach so unglaublich viel um die Ohren, dass ich es mir ehrlich gesagt nicht leisten kann, den ganzen Nachmittag oder gar nur zwei Stunden täglich für so etwas zu reservieren. Vielleicht später. :yes.

Die Hauptsache ist doch: Es bessert sich. 😉

The Colour Purpkle

Schlafmangel fühlt sich an, als hätte einem jemand etwas sehr schweres, sehr großes, sehr hartes über den Schädel gezogen. Mehrmals. Schlecht für kreative Betätigungen. Da ist es natürlich praktisch, dass einem das Denken manchmal abgenommen wird. Vom Hersteller Romas Kutsche zum Beispiel. Dieses Objekt kauften wir in der sehr schönen Farbe Purpkle.

The Colour Purpkle kann im Wörterbuch unter ihrer vereinfachten Schreibweise „purple“ nachgeschlagen werden. Für Purpkle entschieden wir uns nicht etwa, um den zu diesem Zeitpunkt noch erwarteten Ripudaman zum Gespött der indischen Machowelt zu machen, sondern weil die Farbe BETGE* gerade nicht verfügbar war. Roma weiß das sehr zu schätzen, auch wenn sie bisher noch nicht oft in den Genuss des feschen Gefährts gekommen ist.

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Das liegt, wie die meisten Probleme Unausgewogenenheiten Indiens an der Infrastruktur. Zwar glänzt I.C. Colony mit hübschen Gassen, die geradezu zum Spazieren einladen, doch diese sind mit Gehwegsteinen ausgelegt. Die sehen schmuck aus, verwandeln die Straßen aber in Hoppelparcoure. Zwei Runden in I.C. Colony und man bekommt das letzte Bäuerchen aus der kleinen Zeh herausgeschüttelt!

Darum müssen Roma und der Purpkle Kinderwagen noch warten, bis sie mal durch die Nachbarschaft chauffiert werden. :yes:

*Irgendein schnoddriger Dudenautor hat diese Farbe später in Beige umbenannt, unter welchem langweiligen Namen sie seitdem durch die Münder der Menschheit kursiert. Den dazugehörigen, schnoddrigen Namen hat dann jemand über den Originalausdruck betge auf dem Karton geklebt.

Hindu Sanskars – Zeremonien für Babys

01 Punsavana
Dieses Ritual findet ca. im 3. oder 4. Schwangerschaftsmonat nach. Man betet für den Schutz des Babys. Traditionell handelt es sich allerdings um ein Gebet für einen Sohn.

02 Simantonnyana oder Godh Bharai
Findet im 7. Monat statt und kommt in etwa einer Babyshower gleich. Die werdende Mutter wird mit ihren Lieblingsgerichten bekocht und reich beschenkt.

03 Jatakarma
Diese Geburtszeremonie heißt das Baby willkommen in der Welt. Je nach Interpretation der Zeremonie zeichnet der Vater mit Honig das Wort „Aum“ auf die Zunge des Babys (oder steckt ihm einfachheitshalber einfach nur Honig in den Mund) und flüstert den Namen Gottes in sein Ohr.

04 Ritual zur Entfernung des Evil Eye am 6. Tag
Eine kurze Pooja soll das Evil Eye (durch Neid verursachtes Ungemach) abwenden.

05 Naamkaran
Namensgebung (Beitrag von Okt 2006)

06 Annaprashan
Der erste Reis. Annaprashan markiert den Übergang von flüssiger zu fester Nahrung. Für Jungen wird das Ritual in gerade Monaten, normalerweise dem 6. oder 8. durchgeführt, während es für Mädchen in ungeraden Monaten stattfindet, normalerweise dem 5. oder 7.
Üblicherweise werden Reis mit etwas Butterschmalz und eventuell auch Dal (Linsen) für das Baby gekocht.

07 Mundan
Babys erster Haarschnitt dient, wie so viele Hindurituale, der rituellen Reinigung des Körpers. Man glaubt, dass das Haar eines Neugeborenen unrein ist und darum entfernt werden sollte. Darum wird der Kopf des Babys im ersten oder im dritten Lebensjahr rasiert und das Haar wird geopfert. Abgesehen von diversen Interpretationen dieses Rituals (nämlich dass es den Kopf kühl hält, sämtliche Negativität aus früheren Leben entfernt und diverse Schmerzen lindern kann), glauben viele Hindus, dass das Rasieren des Kopfes die Blutzirkulation anregt und das Haar dicker und gesünder nachwächst.

Es gibt noch eine Reihe weiterer Hindu Sanskars (Sakramente), doch ich habe mich auf die üblichen beschränkt und ganz besonders die weggelassen, welche nur für spezifische Kasten gelten. Wikipedia bietet eine übersichtliche Auflistung aller Sanskars.

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Wir haben keins dieser Rituale durchführen lassen bzw. habe ich nicht vor, weiter in der Zukunft liegende Rituale durchzuführen. Sanskars wie die Namensgebung „Naamkaran“ benötigen ein offenes Feuer, und da Roma bereits mit einem herrlichen Namen gesegnet ist, können wir auf Feuer und Qualm verzichten. Andere Rituale, wie z.B. Mundan, bringen mich kopfschüttelnd auf die Palme. Roma muss ihr Leben vermutlich mit dünnem Haar fristen, bevor ich einen wildfremden Mensch da einen Rasierer mit offener Klinge ansetzen lasse. Oder vielleicht schickt Oma ein paar Packungen Bio-H-Tin aus Deutschland. 😉