Eine neue Miniserie im Blog!
Denn: Es ist wahr. Ich kann alles, und meistens besser als andere. (Und Einbildung ist ja schließlich auch eine Bildung.)
Ich habe noch nie ein Loch in die Wand gebohrt, um eine Gardinenstange zu befestigen, aber ich weiß, dass ich das kann. Und zwar besser, als die Experten, die vom Gardinenstangengeschäft zu unserer Wohnung geschickt wurden.
Materialien:
– Vier ellenlange Gardinenstangen
– ein Fuchsschwanz (um die vier ellenlangen Gardinenstangen in viele kleine Gardinenstangen zu zersägen)
– ein Sack hübscher Plastikkuppen und Halterungen
– Bohrmaschine
– Kabel
Wasserwaage, Bleistift, Zollstock, etc. sind die Teufel deutscher Genauigkeit. Und wohin haben diese Utensilien geführt? Zu Millionen uniformer Gardinenstangen, die eine wie die andere und vor allen Dingen gerade aus der Wand ragen. Flexibilität ist das Zauberwort der Stunde. Merkt euch das. wurden vergessen.
Eine Leiter hatten die Experten auch nicht. Nur gut, dass ich einen Tisch habe. Auf den man einen Stuhl stellen kann. Auf den sich dann der Experte stellen kann.
Der Experte zückte eine Halterung aus dem Sack voller Halterungen und Plastikkuppen und setzte sie Pi mal Daumen irgendwo oberhalb des Fensters auf die Wand und ritzte mit einem vorsichtshalber mitgebrachten Schraubenzieher Markierungen in die Wand. Dann nahm er die Bohrmaschine in eine Hand, schaltete diese an, schwebte mit dem eiernden Bohrkopf der Markierung entgegen und bohrte einhändig, ein bißchen schwingend, ein bißchen tanzend los. Er befestigte die Halterung und rückte auf die andere Seite des Fensters, wo er die zweite Halterung aufsetzte. Der Kollege stand unten und sagte „Höher, tiefer, mehr links, mehr rechts…“.
Dann stieg der Experte von meinem Stuhl auf meinem Tisch und zog beides zum nächsten Fenster. Manchmal begann der Experte zu bohren, als sich ihm eine Ladung Putz entgegen warf. Oder er hatte gerade einen der Betonträger erwischt, durch die sich schlecht bohren lässt, wenn man die Schlagbohrmaschine vergessen hat. In solchen Fällen setzte der Experte einfach 10cm links oder rechts nochmal an. Wir haben jetzt ein paar mehr Löcher als nötig in der Wand, aber vielleicht wollen wir ja mal Bilder aufhängen.
Mehr weiß ich nicht. Ich glaube, ich verzog mich in ein Nebenzimmer und betrank mich mit einer ganzen Packung Ampelmännchen. Rot. Grün. Rot. Grün. Da störten mich dann auch die Ölspritzer an der Wand nicht mehr, die ich später fand. Kann ja mal passieren.
Tja. Als der Schaden die Arbeit vollbracht war, bat Rahul die Experten, unseren Tisch zu säubern. Der sah mittlerweile aus, als ob es geschneit hatte (siehe Foto). Das konnte aber nicht sein, denn ich litt unter Schweißausbrüchen. Der Experte nahm ein Stück Zeitung und machte sich daran, den Schnee damit auf den Fußboden zu wischen. Ich konnte ihn gerade noch mit einem übrig gebliebenen Stück Gardinenstange niederstrecken.
Notiz an mich: Handwerkerkasten kaufen.
Alternativende:
Wie gesagt. Das kann ich auch.
Alternatives Alternativende:
Nun, die Wahrheit ist, das kann ich nicht. Beziehungsweise: können kann ich vermutlich schon, nur wollen will ich nicht. Bohrmaschinen machen mir Angst. Ich weiß nicht, mit welcher Ausrede ich das begründen soll. Deshalb lasse ich es sein. Genau wie das Bohren. Anno 2015 muss das Rahul machen. Er kann das auch ganz prima, jedenfalls besser als die Experten. Und wenn wir doch mal eine Niete gezogen haben und neu bohren müssen, dann schwinge ich den Gipsrührlöffel und – schwuppdiwupp – ist das Loch wieder zu. Denn das kann ich. Sogar sehr gut.