Erster Schritt:
Man koche ein Hühnchencurry. Streng frei Nase – wie immer also. Dieses Mal jedoch ist das Endresultat eine milde Katastrophe, für welche es sich nicht lohnt, Rotis zuzubereiten. Man überspringe also dieses Kapitel und bewege sich hurtig-hurtig zum
Zweiten Schritt:
Der Zubereitung des Reises. Reis war noch nie meine Stärke. Bei gerade mal zwei Zutaten (nämlich Reis und Wasser) sollte es nicht überaus schwierig sein, den Vorgang mit Bravur zu meistern. Doch ich schaffe es mit betäubender Verlässlichkeit, selbst den hochwertigsten Basmati zu einer pappigen Schande zu verunstalten. Es macht gar keinen Unterschied, ob ich mit Rs.20/kg Reis oder mit Rs.160/kg Reis arbeite. Das Endprodukt ist beruhigend gleich schlecht. :yes:
Das ist konstante Leistungsfähigkeit, die Applaus verdient. :yes:
Lauter!
Ich hör nichts!!! :))
Interval
Bentley äugt das bereits gekostete und als miserablen Reinfall benotete Hühnchen mit Argwohn. „Müssen wir das aufessen?“, steht da bangend in seinem Gesicht geschrieben.
„Nein, Schatz. Aufessen werden wir selbstverständlich nicht. Solche Selbstfolter ist keinem zuzutrauen. Aber wir müssen was essen.“
Bentley lässt sich resigniert auf den Stuhl fallen.
„Aber“, erwähne ich feierlich: „Das Hühnchen wird dir gar nicht so schrecklich vorkommen, wenn du erst mal meinen Reis gekostet hast.“
Den hab ich nämlich vorsorglich wieder einmal zur Abwechslung mit zu wenig Wasser zubereitet, weswegen er eine eigenartige, äußert interessante Gummitextur angenommen hat.
Blankes Entsetzen.
Bentley beginnt das Festmahl zu konsumieren, doch dann entscheidet er, dass man die Qualität des Gebräus eventuell durch das Zutun von Salz verbessern könnte. Alternativ könnte man das Essen komplett versalzen und somit die Geschmacksnerven vorübergehend außer Gefecht setzen. Er geht also in die Küche, holt das Salz, krümelt sich etwas davon auf sein Hühnchen und isst weiter. Plötzlich wirft er das Besteck von sich, faltet die Hände zu einem mokierenden Namaste und gibt sich geschlagen.
„Nun tu doch nicht so!“ ermahne ich ihn streng.
„Das ist das räudigste Hühnchen, dass ich je gegessen habe!“
„Ist es nicht!“, sträube ich mich. „Erinnerst du dich nicht an Panchgani, als wir in dem Restaurant Hühnchencurry serviert bekamen, bei denen die Krallen noch an den Viechern dran waren?“
„Nein, ich erinnere mich nicht!“ antwortet er mit Nachdruck. „Es ist das schlimmste Hühnchen, dass ich je gegessen habe.“
Ich zucke mit den Schultern und esse auf. Nicht, weil es mir schmeckt oder weil ich ein Argument belegen muss, sondern weil mir morgen früh wieder übel ist, wenn ich abends nichts esse. Anschließend räume ich weg und stelle fest…
Dritter Schritt
„Rahul, das ist doch Zucker!“
Er fährt vom Sofa hoch: „Was?“
Ich wiederhole, dass es die Zuckerdose sei, die er aus dem Küchenschrank geholt hat. Ob er das denn nicht gemerkt hätte?
„Nein“, motzt Bentley zurück. Es ist schön, wie jeder seinen Teil dazu beiträgt, die Unverträglichkeit eines bereits unverträglichen Hühnchencurrys noch zu steigern. Ob ich die Salz- und Zuckerdosen umgeräumt hätte, will er derweil wissen.
„Nein, Schatz. Die Salzdose steht schon immer links und die Zuckerdose schon immer rechts. Und dazwischen, damit man sie nicht verwechselt, steht die Reisdose.“
Seit acht Jahren schon!
Wir aßen dann jeder eine Schale Vanilleeis mit Baileys. Da kann man nichts falsch machen. Es sei denn, man isst mit einem zu kleinen Löffel aus einer zu kleinen Schale. 😉
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Bentley konnte Zucker und Salz nicht unterscheiden, weil es haargenau gleich aussieht. Ich kaufe hier den feinkörnigen Zucker, den es selten mal im Laden gibt, und der ist von der Konsistenz her genau wie Salz. Kristallzucker wie in Deutschland gibt es hier nicht, sondern viel gröberen Zucker, der (zumindest hier in Mumbai) ständig von Jutestücken (vom Transport in Säcken) und groben schwarzen Dreckstücken verunreinigt ist. Außerdem rührt man sich einen Wolf, bis sich diese Klumpen in kalten Getränken aufgelöst haben. Daher: Feiner Zucker. Gestaltet den durchschnittlichen ehelichen Abendbrotstisch sooooo viel interessanter. :>