Zeit für eine abschließende Betrachtung unseres Urlaubs unserer Hetzjagd durch Rajasthan. 7 Städte in 9 Tagen – das kann nicht entspannend sein! Am Ende waren wir wie gerädert, ausgebrannt, und völlig erschöpft, hatten aber auch einiges dazu gelernt.
Zum Beispiel, dass Rajasthan ein toller Einstieg ins Abenteuer Indien ist.
Ich erinnere mich noch an meinen Schock, als wir das Restaurant der staatlichen Tourismusbehörde auf halbem Weg zwischen Delhi und Jaipur betraten: Es war sauber! Es sah sogar einladend aus! und es war lecker! Normalerweise ist staatlich in Indien gleichbedeutend mit heruntergekommen und kakerlakenverseucht. So hatten wir es zumindest auf unseren bisherigen Reisen im Süden des Landes kennengelernt.
Und was lernen wir daraus?
Die Regierung Rajasthans hat – anders als alle anderen Staaten Indiens – erkannt, dass Sauberkeit bei den Touristen besser ankommt. Somit ist reisen im Wüstenstaat viel entspannter.
Lektion 2.
Für Leute in Rajasthan ist es vollkommen unvorstellbar, dass ein Inder mit einer Ausländerin verheiratet sein könnte.Überall diese Blicke! Gut, wir reisten nicht in klimatisierten Bussen von einer Nobelherberge zur anderen, und wahrscheinlich lag es daran: Niemand glaubte uns, dass wir vollkommen legitim ein Zimmer teilen würden. Tatsächlich war so ziemlich jeder, den wir in Rajasthan trafen, davon überzeugt, dass ich als Teilzeitnutte durch Indien trampe und besonders glücklichen Indern meine Dienste anbiete. Mehr als einmal wurde Rahul gefragt, wie er mich denn überreden konnte… Mehr als einmal wurde Rahul gefragt, wo er mich aufgegabelt hatte… Mehr als einmal gab es misstrauische Blicke…
Wir haben uns überlegt, für die nächste Reise in den Norden T-Shirts drucken zu lassen. Für Rahul: „Yes, she is.“ (my wife) und für mich „No, I am not.“ (for sale)
Und was lernen wir daraus?
Indien ist ja soooooooooo konservativ. Man glaubt, es sei mit züchtiger Kleidung und angepasstem Verhalten getan, so dass man nicht behelligt wird. Aber dem ist nicht so. Die Idee einer binationalen Beziehung ist für einen normalen Inder nicht greifbar. Wenn man einen Inder und eine Ausländerin zusammen durch Budget-Hotels ziehen sieht, dann gibt es dafür nur eine Erklärung und nur eine Frage: Wieviel kostest du?
Lektion 3:
Frauen in Nordindien haben mehr Geschmack.
Nach so langer Zeit in Südindien zweifelte ich bereits am Stil aller Inderinnen. Nach unserer Reise muss ich mein Urteil revidieren: Tatsächlich sind es nur Südinderinnen, die weder Geschmack noch Würde aufweisen, wenn es um ihre Kleidung geht. Angefangen mit schlampig drapierten Saris über – let’s face it – hässliche Saris bis hin zum Laufstil wie Kuhmägde – in Südindien ist leider alles zu relaxt!
Das tollste und schönste, was eine Frau in Südindien besitzen kann, ist ein Kancheevaram-Sari. Diese Seide ist schwer, dick und ziemlich steif. Schön sieht sie aus und vor allem reich sieht sie aus, und auch ich hab drei solche Edelteile im Schrank liegen. Aber diese Seide macht was sie will, und am liebsten will sie ahnungslose Hinterteile in monströse Kamelärsche verwandeln. Soll heißen: Diese Seide ist nicht vorteilhaft für die Figur. Und so schleppen sich die Frauen hier in ihrer tollen, teuren Seide wie Kühe von A nach B.
Im Norden hingegen sind weiche, fließende Stoffe der letzte Schrei. Selbst im stinkenden Bus sah ich eine Dorffrau in paillettenbesetzem Chiffon!
Außerdem gab es durchschnittlich weniger herausblitzende Unterwäsche, Unterröcke und andere Dinge, die irgendwo drunter besser aussehen.
Und was lernen wir daraus?
Für die unvergesslichen Indienfotos reist man am besten in den Norden, wo auch Gemüseverkäuferinnen ein echter Hingucker sind.
Und was lernen wir aus der ganzen anstrengenden Reise?
Das wars wert! Bereits im Bus zurück nach Delhi litt ich an Reisefieber, wollte gern wieder durch den beeindruckenden Wüstenstaat ziehen. Vielleicht liegt es daran, dass alle bisherigen Reisen in Indien unter Palmen im südlichen Teil des Kontinents stattfanden, und jetzt haben wir so ziemlich alle Orte dort abgeklappert. Darum war der Norden was Neues für uns.
Wir haben uns jedenfalls vorgenommen, das Abenteuer Rajasthan bald zu wiederholen. Auf alle Fälle gibt es wieder eine Wüstennacht. Da wir jetzt alle Highlights dort gesehen haben, könnten wir es den Touristen in Pushkar gleich tun, die wochenlang dort abhängen und einen auf Sadhu machen. …