Indien in Bildern: Raubtierfütterung

Ein abendlicher Spaziergang förderte den tierischen Engel der Nachbarschaft ans Mondlicht: ein Anwohner mit einem verdächtig riechenden Beutel in der Hand. Seine Präsens gab Anlass zu einer milden Tierwanderung: es folgten ihm sämtliche Katzen der Umgebung, und selbst dieser Bengel hier kam aus seinem Versteck gekrochen und scharwenzelte dem Herren hinterher.
Es stellte sich heraus, dass der Herr als Tierliebhaber erster Güteklasse für alle Hunde und Katzen ein Fresspaket vorbereitet hatte. Jeder Hund bekam einen in ein Stück Zeitungspapier eingewickelten Batzen Reis mit Hühnchen serviert. Für die Kazten gab es dasselbe.

Raubtierfütterung
Raubtierfütterung

Auf Nachfrage hin erklärte er, dies sei sein tägliches Abendritual.
Wir beglückwünschten ihn für sein gute Herz, schauten eine Weile zu und setzten unseren Weg dann fort.

Es ist schön zu wissen, dass es hier* noch solche simple (im Sinne von unschuldige) Großherzigkeit gibt.

*im großen bösen Indien

________________________________
Eine weitere Wahrheit ist, dass die Muse sich eine Weile nicht unter den mich küssenden Personen befunden hat. Sehr unschön, zumal es sehr viele interessante Themen gibt, die ich – versprochen – aufzubereiten gedenke.
Bis dahin gibts Fotogeschichten.

Fattu ist tot

Ein Wochenende voller Hiobsbotschaften. Wir hatten Fattu schon seit einer Woche nicht mehr fröhlich mit dem Schwanz klopfen sehen, also fragten wir unseren Guard, wo der kleine Rollmops zu finden sei. Die Antwort kam prompt: Vermutlich ist Fattu bereits in seiner neuen Inkarnation unterwegs. Denn Fattu wurde überfahren.
Nicht von einem der Busse, die hier neuerdings vorbeibrausen. Nein. Fattu wurde auf unserem Hof überfahren. Beim Ausparken. Kann ja mal passieren. Sag ich jetzt nichts weiter zu.

fattu2

Fattu schlief, wie viele Hunde (und manchmal Menschen), unter parkenden Fahrzeugen, und Fattu wurde (wie Menschen manchmal auch) überfahren, als das parkende Fahrzeug losfuhr. XX(

Die nächste Hiobsbotschaft, gleichsam grausam, ist mein Nichtgewinn bei Superblogs2008. Selbst mein Laptop war schockiert und streikte gleichmal. Und obwohl er für mich streikte, hat mir das gar nichts gebracht. Das inhärente Problem jedes Streiks. |-|
Ich kann nicht glauben, dass es ein drei Blogs geben soll, die wunderbarer sind als meins. :)) Na ja, Schwamm drüber. Das Leben ist hart. Fragt Fattu.

Jumpy & Fattu

Nachdem das Internet gestern mal eben wieder nicht da war, hatte ich genügend Zeit, mich der Fauna Borivalis zu widmen. Schließlich galt es, Jumpy & Family zu betreuen.

Der schwarze Hund mit überfahrener Pfoto humpelt immer noch durch den Regen. Bisher konnte ich nirgendwo Tabletten für das Vieh auftreiben, was mich höchst überrascht. Dafür rieten mir die Apotheker durch die Bank alle, ich solle dem Hund doch einfach normale Fiebertabletten geben. :crazy: Merke: Apotheker in Indien haben keine Apothekerausbildung.

Zu allem Überfluss hat sich dieser Hund, der weiterhin namenslos bleibt, auch noch einen Hautinfektion zugezogen. Daniela sofort zur Stelle: kauft Spray zur Behandlung. Dieses hier. Als ich den No-Name Hund damit attackierte, riss er aus. Schönen Dank auch. Seitdem hält er mich für Luzifer höchstpersönlich und lässt sich auch durch einen Becher voll Pedigree nicht locken. 😥

Tja, ein zweiter Hund mit derselben Hautkrankheit ist da schon gefräßiger, auch wenn er unter lautem Winseln gegen weitere Sprayanwendung protestiert hat, entschied er dann ganz pragmatisch, dass ein bisschen Spray pro Hundekeks vielleicht doch nicht so verkehrt ist. :yes:

Bislang gesund und munter bleibt Jumpy, der nach einem Mangosaft von Godrej benannt ist.
jumpy
Jumpy, wenn er nicht springt.

Und neuerdings ganz aus dem Häuschen ist Fattu. Fattu bedeutet Angsthase und bezieht sich auf das wilde Teppichklopfen mit dem kleinen, dürren Schwanz, während er auf der Stelle hopst und ganz ungeniert Teenager nachahmt, die sich gerade auf einem Heavy Metall-Konzert befinden und in wilden Kopfbewegungen wertvolle Zellen töten. Zum Spielen und Fressen kommt er trotzdem nicht. Man muss dem kleinen Spinner das Futter schon ganz dezent zuwerfen und sich dann in leisen Schritten zurückziehen. Fattu eben.

fattufattu2
Fattu, wohlgenährt.
Er bekommt von Leuten aus dem 7. Stock Milch und von uns Hundekekse.

Jemand – keine Ahnung, wer das ist – kommt regelmäßig vorbei und gibt den Hunden Fett. Ich spreche von großen, weißen Fetzen Fett. Brrrrr. Nun denke ich nicht, dass Fett ein nährstoffhaltiger Magenfüller ist, aber die Hunde fressens trotzdem. Außer No-Name.

Vierbeiner

Gestern schnappte Jumpywieder nach meiner Hand. Jumpy ist einer der vier Straßenhunde, die vor unserem Haus wohnen, und die von allen Bewohnern, den Sicherheitsbeamten und Nachbarn gefüttert werden. Jumpy ist der frecheste (und gesündeste) von allen. Er „beißt“ mir spielerisch in die Hand und hüpft an mir hoch, was momentan des Monsuns wegen wenig Spaß macht. Aber er bekam, was er wollte. Ich ging wieder ins Haus, holte die Hundekekse und spielte wieder eine Runde Ein Herz für Mongrels.

Straßenhunde werden in Indien „Mongrels“ genannt.

Alle Vier tauchten auf. Die schwarz getupfte Hündin, von deren kürzlichem Wurf nur noch ein Welpe übrig ist. Ein ganz süßer, weicher kleiner Japser, für den ich am liebsten sofort ein Zuhause suchen würde, wenn ich nicht wüsste, dass Inder keine Mongrels adoptieren. Dabei ist er wirklich hübsch.
Der braune, struppige Hund war wie immer ganz zurückhaltend, während Jumpy(der einzige mit Namen und Halsband) alles wegschnappte. Mein Liebling ist allerdings der schwarze, dürre Hund. Ihm ist ein Auto über die Pfote gefahren, die zwischenzeitlich geheilt war (natürlich platt und deformiert), die aber seit dem Monsun wieder entzündet zu sein scheint und ich weiß nicht, was man dagegen tun soll, weil jeder Verband im Regen aufweichen würde.

number two08

Als die Hundekekse alle waren, hörte ich es Miauen. Die Schar hatte eine kleine Katze einen Baum hinauf gejagt, und dort saß sie seit zwei Stunden, wie der Sicherheitsbeamte mir erklärte. Sofort kraxelte ich halb hinauf, holte das Tier mit Hilfe von Rahul und dem Sicherheitsbeamten herunter, trug das schreiende Vieh in den Flur und sperrte die Hunde aus. Dann gabs Milch und Whiskas (ein Bild für die Götter). Und dann gab es nichts mehr zu tun. Wie wir aus der Episode mit Nummer Zwei gelernt haben, möchte Socke keine Gesellschaft, also können wir das Tier nicht annehmen, und ich kenne niemanden, dem ich noch ne Katze andrehen könnte. Das Kätzchen vibrierte unter lautem Schnurren. Ich spielte noch eine Weile mit ihm, dann schaffte ich ihn in den Park gegenüber. Es begann zu regnen, also setzte ich ihn unter einen Dachvorsprung eines verlassenen Wachhauses und ging wieder. Das Kätzchen brüllte mir noch eine Weile hinterher.

Und es war nicht leicht, mir ins Gedächtnis zu rufen, dass ich ihm geholfen habe. Für einen kurzen Moment. Es erscheint mir nicht genug.