Delhi vs. Bangalore

Auch sprachlich unterscheiden sich Delhi und Bangalore voneinander. Und ich meine nicht Hindi versus Kannada. Wir reden hier über Englisch:

In Bangalore stopft man sein Gemüse in ein „cover„. In Delhi heißt das tatsächlich „plastic bag„.

In Bangalore machen alle immer nur „xerox„. In Delhi dafür „photostat„.

Und was lernen wir daraus? In Delhi geht es etwas korrekter zu. Dafür sind die Sprachkenntnisse leider nicht so verbreitet.

Ich bekomme immer mal Anrufe auf dem Festnetz, die folgendermaßen ablaufen:
Hallo?
– Blablubblö auf Hindi.

Äh, please speak in English.
– Eh?

English!
– Achchaaaaa.

Nach einer verdächtig langen Pause krachte dann der Höhrer auf die Gabel. Nicht meiner. Ich habe Anstand. Leider weiß ich dann nie, wer das überhaupt war, denn hier in Delhi scheint man sich nicht vorzustellen, wenn man jemanden anruft. Ich muß das doch wissen, wem ich meine Nummer gebe, richtig?

Delhi vs. Bangalore

Es ist mal wieder an der Zeit, einen Vergleich aufzustellen.

Dieses Mal solls um Schuhe gehen.

Glaubt man den Reiseführern, so stellen Schuhe in Indien ein mittelschweres Problem dar. Daß man Tempel, Moscheen und andere religiöse Orte nur barfuß betritt, ist leicht nachzuvollziehen. Aber sogar einige Geschäftsinhaber bestehen darauf, daß man die Latschen vor der Tür auszieht.
Häuser von Indern sollte man nie mit Schuhen betreten. Einige sind sogar so streng, daß man die Schuhe nicht in der Nähe von Betten, Essen oder Büchern aufbewahrt (auch keine Hausschuh).

In Bangalore kann man vor den Häusern oft kleine Schuhberge finden. Sieht nicht unbedingt schön aus, ist aber praktisch. Die meisten Wohnungen haben keine Diele, so daß man sofort in der Stube steht. Kein Platz für einen Schuhschrank. Also bleiben die Botten vor der Tür.

Wenn wir bei jemandem zu Besuch waren, streiften wir selbstredend unsere Schuhe ungefragt schon vor der Haustür ab. Umgekehrt kam nie einer mit Schuhen zu uns ins Haus. Ich hatte mich daran gewöhnt und finde diese Regelung auch sehr gut. In Deutschland läuft man schließlich auch nicht mit Schuhen durchs Haus – außer in Seifenopern natürlich, wo auch im Bett noch Sneakers getragen werden.

Geprägt durch meine Erfahrungen in Südindien (und Bangalore speziell) und vorgewarnt durch die energischen Schuhwarnungen in diverser Reiseliteratur finde ich es nun absolut unmöglich, daß es das Schuhverbot in Delhi nicht zu geben scheint.
Nicht nur Freunde und Bekannte und Familienangehörige laufen in ihren Schuhen durchs ganze Haus. Nein. Sogar der Handwerker, der Müllmann oder der Versicherungsvertreter laufen einfach so mit ihren Botten ins Haus. 88| Wenn ich sie dann darauf hinweise, daß das bei mir nicht erwünscht ist, stoße ich sogar auf Unverständnis. Sogar der Kabelfritze hat mir einen seltsamen Blick zugeworfen, als ich ihm sagte, Schuh gäbs im Haus nicht.

Ganz besonders in einem Land, in dem man ständig durch die Exkremente diverser Spezies läuft, muß es den Leuten doch klar sein, daß man die Schuhe aus Hygienegründen vor der Tür läßt. Und warum gibt es so gravierende Unterschiede zwischen Nord und Süd?

Ich finde das jedenfalls ekelhaft. U-( Darum gibts in der Schuhproblematik eindeutig einen Daumen nach unten für Delhi.

Delhi vs. Bangalore

Delhi ist grüner als Bangalore, obwohl letzteres als Gartenstadt bekannt ist.

Delhi bietet mehr importierte Produkte. Es gibt sogar Parmesankäse, Feta und Weichspüler.

Bangalore hat bessere Buchläden. Ohne Feta ist das Leben zwar etwas weniger bekömmlich, ohne Bücher ist es hingegen ungenießbar.
(Wenn ich reich & berühmt bin, findet ihr dieses Zitat überall unter dem Stichwort „Lebensweisheiten“.)

Delhi ist das beste Einkaufsparadies Indiens.
Bangalore ist das Klimaparadies.

In Delhi kann man sogar in der Stadt den 5. Gang des Autos länger als 7 Sekunden benutzen.
In Bangalore wohnt es sich besser, bequemer und billiger.

In Delhi gibt es besseren Paneer, frischeres Gemüse und besseres Weizenmehl.
In Bangalore gibt’s dafür Death By Chocolate.

In Delhi gibts sogar äthiopische und griechische Restaurants.
In Bangalore sind die Menschen dafür netter.