Pipi geht immer

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Eigentlich wollte ich einen Beitrag mit dem Titel „Da ist Gras in meinem Tee“ schreiben. Aber daraus wird nichts. Als ich nämlich aus dem Fenster schaute, um einen inspirierenden Atemzug zu nehmen, sah ich ihn: den Bauarbeiter auf den Dach des Nebengebäudes, auf dem bereits seit … gebaut wird. Wenn nicht sogar noch länger!!!

Der gute Mann war gerade dabei, Säcke mit Zement auszuleeren, als es ihn offenbar ganz plötzlich überkam: der Blasendruck hatte schier unerträgliche Ausmaße angenommen. Es musste raus. Sofort.
Also drehte er sich um zur Wand und ließ den Dingen seinen Lauf.
🙄

Ich dachte mir: ich kann dich sehen! Aber wer will schon mit einer Blase auf Explosionskurs debattieren?? :??:

Das erinnert mich spontan an diesen Beitrag hier.

Es spukt

Seltsame Dinge gehen vor sich. Es spukt! Durch die Adern unserer Wohnung fließt gruseliges Potenzial, dass sich Funken sprühend offenbart und dann die Umgebung in unnatürliche Dunkelheit taucht. Verhext! Und das nicht erst, seitdem das letzte Westpaket von der Deutschen Post mit Bibi Bloxberg verziert worden war. Es begann alles schon viel, viel früher…

Raus mit der Sprache, Daniela!

Unser Haus frisst Glühbirnen. Es saugt ihnen das Lebenselixier aus und lässt sie als kümmerliche, dysfunktionale Hüllen zurück. Nutzlos für uns. Mehr Schrott für die Umwelt.

Wie oft haben wir nicht schon die Birnen ausgewechselt und uns gefreut, dass wieder Licht wart. Doch unsere Freude währte häufig nicht lang. Zwei Tage. Manchmal drei. Dann gabs ein unheilvolles Flackern. Und Zisch. War wieder Dunkelheit, wo die Sonne nicht hinkommt. So schaltet es uns peu à peu das ganze Haus aus, bis wir wieder Kreaturen des Schattens sind. Wir müssen dann auf die in Indien so heiß geliebten Leuchtstoffröhren zurück fallen anstatt des goldigen Lichtes, bis wir es wieder zum Hardware Store geschafft haben, um neue Glühbirnen zu kaufen. Die halten dann auch wieder bloß paar Tage. Das ist doch nicht normal, oder?

Was tun? Offenbar stimmt was in unserem Haus nicht. So eine Art negative Glühbirnen-Aura? Ein Running Gag gesponsert von Greenpeace? Glühbirnen sind in Indien nicht verboten, und so oft, wie es unsere zerhaut, werde ich kaum 500% mehr bezahlen für Sparlampen, die dann auch bloß drei Tage halten. Ich bin nicht der Hardware-Store-Messias, auch wenn der sich inzwischen fragen muss, ob ich einen Glühbirnenhandel aufgemacht habe. :crazy:

Vielleicht denkt er ja auch bloß, ich spinne. Und dazu sag ich einfach mal gar nichts, sondern zeige euch, wie schön das wiederum sein kann:

Die spinnt doch

Moneten am Hals

Vor einiger Zeit schrieb ich an dieser Stelle über den Appell der Reserve Bank of India, welcher sich an hochzeitswütige Inder richtete mit der Nachricht, doch bitte keine Geldscheine für Geldgirlanden zu massakrieren.

Heute allerdings müssen wir feststellen, dass die RBI ihr Zielpublikum völlig falsch identifiziert hat.
Sinnvoller wäre es gewesen, hätte die RBI Politiker adressiert, denn wie sich diese Woche herausstellte, nützen Politiker gern mal ein paar Scheinchen, um monströse Girlanden zu basteln.

Das ist die Ministerpräsidentin des nordindischen Bundesstaates Uttar Pradesh, Mayawati, die sich anlässlich des 25. Geburtstages ihrer Partei mit etwas Kleingeld schmücken ließ. Diese Girlande soll angeblich 50.000 Scheine zu je 1.000 Rupien enthalten haben. Taschenrechner gezückt: 794.000 Euro. Gewogen haben soll das Teil wohl rund 65kg. Die Halsstarre wars sicher wert! :yes:

Politik in Indien ist immer unterhaltsam!

Das andere Indien

Es ist unglaublich schwer, wenn nicht gar unmöglich, Indien wirklich als Einheit zu erfassen. Nicht nur ist es durch seine schiere Größe reich an beeindruckender Vielfalt, sondern auch kulturell gibt es so viele regionale Abweichungen, dass einem schwindlig werden kann. Zusätzlich drückt sich eine Vielzahl verschiedener religiöser, sozialer und kultureller Facetten in Indien herum, so dass es, ganz egal, was man nun schreibt/sagt/erlebt, immer jemanden geben wird, auf den das Gegenteil zutrifft.

Indien ist also so eine Art Sammelbox für Alles und Nichts. Man kann so ziemlich jeden Unfug in den Raum werfen, weil es garantiert ein Fleckchen Erde in diesem Land gibt, welches genau diesen Unfug schon einmal live erlebt hat. Dieser Rummel aus Realitäten fasziniert nicht nur den ausländischen Beobachter, der von einem wilden Erlebnis ins nächste taumelt und ungläubig die dramatische Vielschichtigkeit dieses Subkontinents in sich aufzunehmen versucht, sondern er führt auch regelmäßig unter Indern zu Bestürzung. Man kann hier geboren und aufgewachsen sein, ohne diesen Kulturkoloss wirklich zu kennen.

In letzter Zeit gab es einige Gelegenheiten, während denen verschiedene Indiens aufeinanderprallen konnten. Das geschah vornehmlich in den Medien, mit dem urbanen, elitären Indien hinter und dem abstrusen Indien vor der Kamera. Aberglaube diente als Aufhänger.

Zunächst hatte die anhaltende Dürre in Indien dazu geführt, dass statt der Landschaft der Aberglaube blühte. So wurden zum Beispiel Frösche verheiratet, weil dies den Regengott milde stimmen sollte. Kleine Kinder planschten in einem anderen Ritual im Moor/Schlamm herum, und Frauen trollten sich auf die Felder zum Pflügen. (Anders als westliche Medien dies berichteten, taten sie dies nicht nackt, wie das früher einmal war.)

Zweiter Anlass für ein paar abfällige Bemerkungen über den irrsinnigen Aberglauben „Hinterindiens“ lieferte die kürzliche Sonnenfinsternis. Nachrichtensender beleuchteten das Phänomen vorrangig von zwei Seiten: einerseits schipperte die urbane Elite in speziellen Flugzeugen über den Himmel, um die beste Sicht auf die Sonnenfinsternis zu bekommen. Andererseits hüpften Gläubige Hindus in heiligen Flüssen herum, zertrampelten sich, fasteten und beteten und murmelten heilende Sprüche gegen die bösartige Strahlung der verdunkelten Sonne. Milde Belustigung seitens der Nachrichtensprecher bezeugten das Unverständnis dieser Schicht von Menschen, die beinahe beschämft darüber wirkten, sich ein Land mit solchen ignoranten Holzköpfen teilen müssen.

Der vorerst letzte Anlass für ein bisschen niederträchtigen Kulturgaudi bot das gestrige Fest Gotmaar Mela, welches im zentralindischen Bundesstaat Madhya Pradesh stattfand. Gotmaar Mela im Distrikt Chhindwara eignet sich dank der an den Tag gelegten, sinnlosen Brutalität ganz besonders, um sich über die Rückständigkeit Hinterindiens zu beklagen. Es geht darum, dass man sich gegenseitig mit Steinen bewirft. Dabei stehen die Teilnehmer zu beiden Seiten des Flusses Jam und bewerfen sich gegenseitig ohne Rücksicht auf Verluste. Das Ritual ist dreihundert Jahre alt und geht auf eine alte Liebesgeschichte zurück. Nachdem letztes Jahr ein Mann zu Tode gekommen war, hatte man das Fest dieses Jahr verbieten wollen. Doch statt sich wie zivilisierte Menschen zu verhalten, die ihre und die Gesundheit ihrer Mitmenschen zu schätzen wissen, bewarfen die Dorfbewohner einfach auch die eingerückte Polizei mit Steinen. Es gab 48 Verletzte, darunter zwei Polizisten.

Der Nachrichtensprecher, der diese sensationelle Geschichte vortragen durfte, hatte vorsorglich einen zermürbten, schockierten Gesichtsausdruck aufgesetzt. Unfassbar, meinte er, dass diese Dinge im heutigen Indien geschehen. Etwas muss auf der Stelle getan werden, um den Aberglauben zu beseitigen. Um die Menschen zu bilden.

Obwohl ich dem durchaus zustimme, kann ich nicht umhin anzunehmen, dass die Nachrichtensender eher am Einschaltenquoten-bringenden Schockeffekt dieser bunten Nachrichten interessiert sind als am Bildungsauftrag für die Nation.
Weitaus eklatanter als das zugegebenermaßen dämliche Verhalten der Dorfbewohner in Chhindwara finde ich allerdings, dass ein kleiner Teil Indiens aufgehört hat, sich für den größeren Teil zu interessieren. Dass die „Nachrichten aus Hinterindien“ so eine Art Unterhaltung für die zynische Klasse Indiens geworden ist, die gemütlich vor dem Fernseher ihr Abendessen einnimmt und dabei gern ihre Hirnzellen ganz mild nur stimuliert wissen möchte. Das gibt mir zu denken.

Selbstverständlich darf man über dieses „Ritual“ ebenso bestürzt sein wie über jenes, in dem Eltern ihre Kinder von Dächern in ein Auffangtuch werfen. Oder in dem Gläubige sich Kokosnüsse auf dem Schädel aufschlagen lassen, weil das Glück bringt. So absurd dieses Verhalten auch sein mag, so beschämend ist es für Indien als Gesellschaft, dass man sich wenig dafür interessiert, Bildung bis in den letzten Winkel zu tragen, als dass man diese Begebenheiten als guten Gag für zwischendurch ansieht, während man sich konzentriert die Zahnzwischenräume nach dem Dinner reinigt.

Unerhoffter Monsunspaß

Man möchte ja meinen, es mache keinen Spaß, wenn der Regen über zwanzig Stunden lang beinahe ohne Unterlass vom Himmel drischt. Doch das stimmt ja gar nicht. :yes:

Es gibt durchaus lustige Zeitvertreibe in dieser nassen Jahreszeit. Jawoll! Man muss halt nur wissen, wie es geht.

Hier zum Beispiel: nehmen wir diesen total langweiligen, neuen nassen Fleck an unserer Wand, der sich seit dem vielen Regen breit und breiter macht. Total hässlich. Total langweilig.

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Bis der bald in weichen, grünen Schichten wachsende Schimmel künstlerische Abhilfe schaffen wird, muss man eben selbst mal zu Pinsel und Farbe greifen.

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Der Vorher-Nachher-Vergleich zeigt: so ein nasser Fleck hat es echt in sich. Unterhaltungstechnisch.

Eigentlich sollte ich mich ja grämen und ordentlich Galle auf die Bauherren-und-Damen Mumbais haben, die von nichts keine Ahnung haben, und vom Bauen noch am allerwenigsten… Aber mal ehrlich. Was solls? Ich sehe die Zukunft schwammig klar und deutlich vor mir: sporentief… äh… porentief…. Wartet! Aus dem oberen Fleck kann ich ja noch ein Herz machen. Toll. Wo ist mein Stift?

Falls Interesse an meinem Geistesblitz…. Fleck… Geisterfleck aus dem letzten Monsun besteht, geht das hier entlang.

Das Schwarze Loch (Update)

Das größte Experiment der Welt“ hat es in seiner redaktionellen/medialen Bedeutsamkeit auch bis nach Indien geschafft, wo der Erdball seit drei Tagen von schwarzen Löchern verspeist wird. In Orissa, dessen Erde seit Wochen blutgetränkt ist durch gewaltsame Religionskonflikte zwischen Hindus und Christen, flüchten die Menschen inzwischen aus Angst vor dem Untergang in die Tempel. Dabei ist ein DIY-Schwarzes Loch doch eine so avantgardistische Methode, die Schrecken dieser Welt ein für alle Male zu beseitigen. unhappy smileys

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„Größtes Experiment der Welt. Morgen wird die Große Maschine gestartet.“ (Das Programm stammt von gestern.) Man beachte den roten Ring ums Schwarze Loch.

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Es bleiben nur 15 Stunden. Zweifel am Erfolg der Maschine.

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Ganz Indien hat nur eine Frage: Keine Gefahr vom Schwarzen Loch?

Über uns braut sich schon wieder ein Gewitter zusammen. Der Monsun, obwohl in den letzten Zügen, plustert sich noch einmal mächtig auf und spuckt und grummelt, was die Wolken und das himmlische Soundsystem hergeben. Nicht schön, denn inzwischen habe ich eine unnatürlich Angst vor Pfützen entwickelt sick smileys und führte I.C. Colony gestern eine sehr elegante Einlage der Springenden Gazelle vor – den ganzen Weg zum Postamt und zurück. Sauerrei: Preiserhöhung bei der Post. So kurz vor Weltuntergang kostet mich ein Brief nach Deutschland gleich mal 33% mehr als zuvor. |-|

Übrigens: Wer verständlicherweise nicht genug von mir bekommen kann, der greife zur Septemberausgabe des Magazins ISHQ und lese einen reichlich bebilderten Artikel zur Monsunwelt in Mumbai von mir. :yes:

Update (11. September 2008)

Nicht für jeden war das Spektakel um CERN und das Schwarze Loch so unterhaltsam: ein junges Mädchen in Bhopal im Bundesstaat Madhya Pradesh klebte den gesamten Tag am Fernsehen und ließ sich vom drohenden Ende berieseln. Am Ende des Tages war sie so verwirrt, dass sie in der Nachbarschaft herumlief und ihre Freunde und Familie fragte, was aus ihnen allen werden sollte. Ihre Angst vor dem Weltende hatte sich so drastisch gesteigert, dass die 16jährige schließlich mit einer Packung Tabletten dem Schwarzen Loch vorauseilte und am folgenden Tag im Krankenhaus in Indore starb.
Sie war nicht so glücklich gewesen, eine Schulbildung genossen zu haben, die ihr es erlaubt hätte, den Unsinn auf IndiaTV zu entlarven. Sie war nur bis zur dritten Klasse in der Schule gewesen. Inzwischen hat das Ministry of Information & Broadcasting eine Warnung an IndiaTV und einen weiteren Sender, Aaj Tak, herausgegeben, sie sollen den Inhalt ihrer Sender mit mehr Verantwortungsbewusstsein gestalten. Ich frage mich, warum ihnen nicht eine härtere Strafe droht. :no:

Das Grauen

Indische Vermieter mögen keine Junggesellen. Es gibt in Mumbai sogar Hausgemeinschaften, die es ihren Mitgliedern verbieten, an Junggesellen zu vermieten. :yes: Manche Wohnungseigentümer gehen gar so weit, ihren Besitz gegen eine geringere Miete an eine Familie zu vermieten an Stelle eines oder mehrerer Junggesellen.

Warum?

Darum:

junggesellen

Es fasziniert mich, dass keine der Flaschen zugeschraubt ist mit der beachtenswerten Ausnahme der Rumflasche. Dass der Herr, den ich an diesem Tag besuchte, noch ein sauberes Glas finden konnte, verblüffte mich zutiefst.
Doch das ist nur die Light-Version des Grauens. Das Foto mit dem Hausflur, der mit Schuhen, abgebrannten Streichhölzern und benutzten Ohrenstäbchen übersät war, kann ich hier leider nicht veröffentlichen.

Ich darf allerdings als Schlusslicht anmerken, dass alle vier Junggesellen (sohl die zwei, die sich obige Wohnung teilten als auch die beiden, die ein Faible für Ohrenstäbchen hatten) inzwischen vom Markt sind. Und respektabel, wie sie heute sind, werden sie als Mieter gern gesehen. ;D

Tauben. Tauben. Tauben.

Heute rannte eine Taube durch den Supermarkt. Das arme Vieh. Sie erinnerte mich spontan an die in Mumbai extrem populären Futterstellen für Tauben. (Nicht nur in Mumbai.) Wieder einmal ein Thema, das geradezu nach Ursachenforschung schreit und gleichzeitig eine gravierende Wissenslücke bei mir aufdeckt: Wieso machen die das?

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An einem schwülwarmen Nachmittag stolperten Rahul und ich aus dem Bahnhof in Dadar, einem Stadtteil in Mumbai, und ließen uns durch die engen, gut gefüllten Straßen laufen, als es uns plötzlich an eine von Tauben gefüllte Verkehrsinsel spühlte. Obwohl Tauben eigentlich nur dafür bekannt sind, unschuldigen Menschen auf den Kopf zu kacken und unsere Socke in den Wahnsinn zu treiben, füttert man sie in Mumbai mit nicht zu rechtfertigenden Mengen Mais und Weizen. Wir guckten uns das Ganze gerade mal ein paar Minuten an, und in dieser Zeit kam der „Aufpasser“ mit stolzen drei (!) Säcken Weizen zum Tor herein spaziert und schüttete diese aus. Eine alte Frau, von der ich nie vermutet hätte, sie könnte einen ganzen Sack Körner buckeln, kippte diesen welchen ebenfalls für die Tauben aus, und eine ganze Reihe Passanten boten wenigstens eine Tüte oder einen Becher voll Körner dar.

Für diesen Zweck hatte jemand alte Büchsen über den Zaun gestülpt, die man sich ausborgen kann, um sie zu einem der zahlreich vorhandenen Geschäfte zu bringen, die ihr Angebot ganz zufällig auf die Tauben ausgerichtet haben und darum lose Körner verkaufen.

Hm.

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Ein alter Mann erklärte uns, wenn man den Tauben gibt, dann „bekommt man zurück“. Von wem oder was, das sagte er nicht, aber ich meine, er spielt auf etwas wie „große Summe Geld“ an. Ein ganz uneigennütziger Brauch also.

Ich hatte ein paar Probleme mit diesem Brauch, der übrigens in ganz Mumbai an verschiedenen Stellen praktiziert wird und nicht nur in Dadar. Ich fand es ziemlich .. äh… schlecht, dass so viele Menschen in so kurzer Zeit Körner für Tauben ausschütteten, wenn Menschen nichts zu beißen haben. Gegen Tierschutz etc. hab ich nichts einzuwenden, aber diese Tauben waren wirklich gesund und fett.

Heute übrigens in der Zeitung: „Arme Familie hat seit zwei Monaten kein Gemüse gegessen.“ Frage mich, ob die Reporter wengistens einen Sack Möhren ausgekippt haben, nachdem sie ihre Story hatten. (Die ist leider noch nicht online, aber falls ich es nicht vergesse, verlinke ich sie morgen. HT stellt die Spezialreportagen immer erst einen Tag nach dem Druck ein.)
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Geht dort nicht hin, dort lauern die…

Inzwischen scheint man mir anzusehen, dass ich kein Tourist bin. Sicher helfen dabei Mangalsutra (Goldkette mit schwarzen Perlen, die als Zeichen der Ehe getragen wird) und Sindoor (rote Farbe) im Scheitelansatz. Dieser Effekt wird jedoch durch das Hinzufügen eines Fotoapparates gänzlich zunichte gemacht.

So buckelten Rahul und ich am Sonntag unsere Fotoapparate (3 Stück) durch Gole Market in Zentraldelhi, um ein paar neue Mieter für die leeren Fächer in unserem Fotoalbum zu suchen. Es ist uns traurigerweise aufgefallen, dass wir nach der Entdeckung der essentiellen Märkte dieser Stadt aufgehört haben, nach geheimen, schönen Gassen zu suchen. Also schlendern wir durch den Bengali Markt, der voller bengalischer Süßigkeitengeschäfte steckt (läcka, läcka!), und arbeiten uns langsam zum Kali Bari Mandir vor. (Mandir = Tempel)

Kali Bari Mandir
Opfer

Plötzlich springt uns jemand in den Weg, „Wohin wollt ihr?… Geschäfte? In dieser Richtung gibts gar nichts (stimmt). Die Geschäfte sind dort (zeigt mit dem Finger in die Richtung seines Geschäfts).“ Wir wimmeln den Knaben ab, als eine Rickshaw vorbei braust: „Wohin wollt ihr? Was sucht ihr? Ich zeigs euch…“

Aber ich würde euch natürlich nicht mit diesen täglichen Banalitäten langweilen, wenn nicht noch irgendwo in dieser Geschichte ein kleiner Knüller lauerte. Hier, genau hier:

„Was wollt ihr dort? (zeigt in die Richtung, in die wir laufen) Dort würd ich nicht hingehen. Dort gibts nur Muslime.“

Bitte was?