Fotoessay: Mitten in Mumbai

Mitten in Mumbai ist vermutlich eine Übertreibung für die exakte Lage des Sanjay Gandhi Nationalparks. Er liegt eher auf Höhe Borivalis, welche Ortschaft eher als weiter, weiter Vorort Mumbais gilt. Das macht aber nichts, denn das Moloch wächst und wächst. Inzwischen ist Mumbai bereits bis Mira Road weit im Norden und Thane im Nordosten ein einziger urbaner Pott, der den riesigen Nationalpark mit Klauen aus Beton und Stahl gefangen hält.

Den Nationalpark selbst umgeben viele Kontroversen wie zum Beispiel ein stetiger Kampf mit den sog. Ureinwohnern/Tribals/Adivasis, die auf dem Gebiet des Parks wohnen. Es werden geschützte Tiere gejagt, das Gebiet wird verschmutzt und nicht zuletzt werden jedes Jahr unglaublich große Feuer gelegt, um dem Park Land abzugewinnen, welches bebaut werden kann. Das tun sowohl die Adivasis, die der Meinung sind, der Park gehöre ihnen, und die sich somit Land für Agrarwirtschaft mopsen wollen, als auch die Baumafia Mumbais, deren Neubauten und Apartmentkomplexe jedes Jahr dichter an den Park heranpirschen, um Zentimeter für Zentimeter Land zu klauen.

Hier jedoch soll es um die fantastische Seite des Parks gehen: die Natur. Die Bewohner. Die alten buddhistischen Höhlen.

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Die größte buddhistische Höhle des Nationalparks mit Stupa

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Das höchste Gut: Zeit in der Megastadt.

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Indien in Bildern: Bahnhof Bandra

Auf Grund akuter Unlust gibts heute nur einen Fotobeitrag, und zwar ein paar Nachtbilder vom Bahnhof im Stadtteil Bandra (West). Dort hat man einen der neckischen „Sykwalks“ (Fußgängerbrücken) gebaut, die ursprünglich dazu dienen sollten, die Fußgänger von den ohnehin engen, stark befahrenen Straßen zu entfernen. Doch da die „Hawkers“ (fliegende Händler) und Snackstände weiterhin dort unten auf den Fußgängerwegen vollkommen illegal und gegen Hafta (Schutzgeld an Polizei) ihre Ware verticken, sind diese Skywalks schön leer.

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Das Bahnhofsgebäude wurde unlängst aufwändig und für viel Geld restauriert, aber es handelt sich um einen Fall von „Außen hui und innen pfui“, denn der Bahnhof drinnen ist so schäbig wie jeder indische Bahnhof – eine vollkommen zulässige Verallgemeinerung. Dort findet man ausnahmslos das sog. „Wahre Indien“: schmutzig. Arm. Einfach nur übel.
Wie so oft verursachte mir der Anblick und die Tatsache, dass ich mich dort aufhalten musste, einen starken Schub von Misanthropie. Vielleicht schreibe ich dazu später mal einen Artikel.

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Die Fressmeile.
Es ist wahr: rund um die dortige Moschee gibts geniale Straßensnacks, vor allen Dingen: Fleisch. Fleisch. Fleisch.

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…und zum Runterspülen gleich ne Saftbar nebenan.

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Es ist 22Uhr an einem herkömmlichen Mittwoch. Schnell ab nach Hause stand auf den zielorientierten Gesichtern der Passanten. Keine Sorge, ich hab keinen Adlerblick, aber wir verließen den Skywalk nach den paar Fotos und mischten uns unter die Fußgänger „dort unten“ auf der Suche nach einer Rickshaw.

Indien in Bildern: Tulsi Pipe Road

Im Anschluss noch ein paar Eindrücke von der frisch bemalten Tulsi Pipe Road in Mumbai. Recht viele Bilder drücken eine soziale Botschaft aus, was man nur applaudieren kann.

Leider gab es bereits wieder Schmierereien. Einige der Bilder wurden entstellt. Andere wurden mit Werbung übermalt, was ich ganz besonders dreist finde. Und natürlich erwischten wir auch einen Mann, der an die Wand pinkelte. |-| Bei manchen Menschen hilft eben nur noch eine Schere.

Trotzdem: noch ist die Wand ein Stück herrlicher urbaner Kunst und ich hoffe, dass das möglichst lange so bleibt. Die Gefahr besteht hauptsächlich darin, dass die Slumleute, die vor der großen Malaktion dort gehaust haben, zurückkommen und wieder ihre Zelte aufschlagen. Sie haben ja jetzt sozusagen bunte Tapete an der Rückwand. Einige von ihnen (und deutlich mehr als vergangene Woche) waren bereits wieder da und stark damit geschäftigt, die Wand wieder ihren Ansprüchen mit Haken etc. auszustaffieren, um ihren Hausrat daran aufzuhängen.

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Kleines, nettes Wortspiel. Als „Bai“ bezeichnet man in Maharashtra unter anderem die Hausmagd, und hier ist es eben eine reizende Fischfrau.

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Jai Ho. Aus Slumdog Millionaire.

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Im Angesicht des Dürrejahrs 2009 und des stetig sinkenden Grundwasserspiegels in Nordindien eine durchaus angebrachte Botschaft.

Touristenfalle Prag

Prag war das dritte und letzte Ziel in unserem Stadtreiseplan während unseres Deutschlandaufenthaltes. Wir packten unseren Krempel für drei Tage, stiegen ins Auto und fuhren (Navi sei Dank) mitten ins Herz des M:I-1 Drehortes.

Zielstrebig steuerten wir zur Frühstückszeit das gueldene M an, denn was macht man schon als Tourist mit knurrendem Magen und ohne Stadtplan? Letzteren wollten wir an einem Kiosk käuflich erwerben, mussten aber feststellen, dass ein solches faltbares Blatt Papier gleich drei Mal mehr kostet als „Krieg und Frieden“. Leseratten wissen, das Tolstoi mehr Seiten hat. Statt einen Stadtplan zu kaufen, klickten wir ihn uns einfach in Fotoform für die Hosentasche. Zu diesem Zeitpunkt konnten wir den hartnäckigen Schleppern und maulenden Pragern sowieso nur noch hilfloses Gröhlen schenken, und so sollte es trotz der vielen Widrigkeiten dieser wunderschönen Touristenfalle auch den gesamten Tag weitergehen. Muss am Frittenfett gelegen haben. 😉

Jedenfalls ging an diesem Tag in Prag wirklich alles schief und es war – nüchtern betrachtet – ein heilloses Durcheinander. Es gab mehr Menschen als am Churchgatebahnhof in Mumbai während der Rush Hour; Tschechen schienen unter selektiver Gesichtslähmung zu leiden, die ihnen das Lächeln schier unmöglich machte und alles war unverschämt teuer. Und trotzdem haben wir gelacht, und gelacht, und gelacht
über ziemlich dämliche Witze, eigentlich.

Alles begann mit der Suche nach einem Parkplatz nahe des bereits gesichteten Ms. Die erste Seitenstrasse, in die wir mit Karacho einbogen, entpuppte sich prompt als Einbahnstrasse. Und es kam uns jemand entgegen. Kein Hutfahrer. :no: Kein Sonntagsfahrer. :no: Die Polizei!! Das folgende quietschender-Rückwärtsgangmanöver verursachte den ganztägigen Lachkrampf und endete in einem Parkplatz eine Seitenstrasse weiter. Im Rotlichtviertel Prags. „Touristenfalle Prag“ weiterlesen

Leipzig, Leipzig

Dieser kreative Titel (ein unvergleichliches Bollwerk der Poesie!) verkuendet unseren kurzen, ganz, ganz kurzen Aufenthalt in Leipzig. Direkt an unseren Ausflug nach Berlin schloss sich dort ein Stop-over an, auf dem die folgenden beiden Fotos entstanden sind.

Um diese Ecke an der Nikolaikirche rannte 1989 mein Onkel P., verfolgt – wie Hunderte andere auch – von der Polizei waehrend der Montagsdemos. Wir bekruemelten uns vor Lachen, als er diese Erinnerungen mit uns teilte.
Eine Woche vor dieser Aufnahme hatten wir am gleichen Ort den ersten Gluehwein seit fuenf Jahren getrunken – Rahul und ich, aus chicen Tontoepfen, von denen einer jetzt bei uns auf dem Schrank steht. Man sammelt schliesslich alles, das man finden kann. 😳

Viel Zeit verbrachten wir im Hauptbahnhof, wo wir ganz dem Kommerz froehnten – und unverzeihlicherweise vergassen, Ben&Jerry Icecream zu essen. Ich komme nicht ueber diesen Verlust hinweg. 😉
Wusstet ihr uebrigens, dass man in der Hauptstadt billiger pinkeln kann (50Cent) als in Leipzig (1,10Euro)? Tja, in diesem Blog kann man noch was lernen. ;D

Leider nicht fotografisch festgehalten haben wir unseren Abend in der Oper (La Traviata), doch das macht nix – die Erinnerungen genuegen. Es war ganz fantastisch, und Rahul hat tapfer die deutschen Untertitel gelesen. :yes:
Carmina Burana haben wir durch unsere unguenstigen Flugdaten leider verpasst, aber das naechste Mal studiere ich den Spielplan der Oper, bevor ich einen Flug buche!

Ich glaube, wenn ich mich zwischen Berlin und Leipzig entscheiden muesste, fiele mir das ganz leicht. :yes: Wir hatten an mehreren Tagen, dir wir in Leipzig verbrachten (gestueckelt, oder, wie man in Indien sagt, piece-meal) naemlich sehr, sehr viel Spass.

Berlin, Berlin

Bewaffnet mit Fotos geht es nun daran, unseren Urlaub in Deutschland aufzuarbeiten.

Ich war „schon“ zwei Mal in Berlin gewesen, aber fuer Rahul war es der erste Trip dorthin, weswegen alles, aber auch wirklich alles fotografisch festgehalten werden musste.

Ich habe mich sehr darueber gefreut, dass die Eastside Gallery restauriert werden soll, und ich denke, wir werden sie wieder besuchen, nachdem die Arbeit abgeschlossen ist.

Anstatt das erdrueckend haessliche Holocaust Mahnmal zu fotografieren, schauten wir uns lieber gegenueber im gueldenen Garten um. Zwar muesste man unter fortgeschrittener Eiweissverhaertung im Oberstuebchen leiden, um die hoechst subtile Allegorie dieser Zementsaerge nicht zu kapieren, aber hmmmm ich fands trotzdem Pfui. Nicht nur ist es in meinen Augen geschmacklos, die Innenstadt mit noch mehr Zement zuzuschuetten. Nein, ich finde zudem, dieses sog. Mahnmal wird dem „Ereignis“ einfach nicht gerecht. Es ist zu plump, und verursacht in mir eher eine Trotzreaktion anstatt tiefe Reflektion.

Dass wir den weltweit am haeufigsten besuchten Regierungssitz haben, hat mich nur so lange mit Stolz erfuellt, bis ich 45min vor der Tuer gestanden hatte, alldieweil ein Organ bis zum Bersten gefuellt und ein anderes erschreckend leer war. Wir liessen es dann sein und gingen ab zur Doenerbude. Man muss halt Prioritaeten haben. 😀

Ich finde Berlin schockierend fotogen. An jeder Ecke. An jeder Laterne. Sprichwoertlich. Dort leben woellte ich allerdings nicht. Und das wirklich nicht nur, weil in der U-Bahn Menschen fahren, deren Messer ihre Hirne in der Masse wirklich uebersteigen. Was mich aber an Berlin am meisten stoerte, war die Laune. Dieses „Ach ich weiss nicht….Hmmmm…. naja… vielleicht“ der Berliner Aam Admi, also des Ottonormalverbrauchers. Ein seltsames „So toll isses ja nun auch wieder nich“-Gefuehl in der Lebenshaltung. Fand ich nicht gut.

Wieder aufgewogen wurde das durch unseren persoenlichen Hoehepunkt: Skulpturen. Weisser Marmor hat mich schon immer fasziniert.

Mehr Text gibts spaeter.

Fotoessay: Chapel Road, Bandra

Bandra, ein Stadtteil in Mumbai (Bombay), habe ich schon früher mit der Kamera besucht, doch schon lange hegte ich den Wunsch, durch die Gassen rings um Chapel Road zu schlendern. Dort nämlich vergisst man, dass man sich den Wohnraum dieses Molochs mit über 19 Millionen Menschen teilt. Dort, entlang der Chapel Road, fühlt man sich wie in einem ruhigen, kleinen Dorf. Hin und wieder zerreißt eine knatternde Rickshaw die Stille in diesem abtrünnigen Gebiet jenseits der Macht von Baufirmen, doch auch der recht starke Verkehr kann dem Charme dieser Gegend keinen Abbruch tun. (Fotos öffnen sich als Pop-up.)

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Hier stehen noch die uralten kleinen als Bungalows und Villen bezeichnenten Prachtbauten mit Holzbalkonen und verzierendem Schnickschnack. Es sieht aus wie eine gigantische Puppenstube aus der Vorkriegszeit. Ausgetretene Treppen. Sachte im Wind wehende Gardinen. Absplitternde Farbe an geschwungenen Balustraden. Ein im Freien hängender Vogelkäfig mit gelben Wellensittichen. Große und kleine Grotten im Hinterhof. Wendeltreppen mit detaillierten Verzierungen. Abbröckelnder Putz. Christliche Graffiti. Kruzifixe.

Durch ein Fenster sehe ich eine Frau, die sich ihre langen schwarzen Haare kämmt. Verträumt. Entspannt. Ohne Termindruck. Aus einer Schneiderwerkstatt dringt leise, blecheren Bollywoodmusik durch die engen Gassen. Und im Hintergrund, über die welligen Dächer ragen die neuen Hochhäuser entlang der Hill Road. Weit. Weit. Weg.

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Einige der Villen sind frisch renoviert. Aus ihren neu gestrichenen Fenstern gucken Klimaanlagen heraus. In den Lilliputanerparkplatz quetscht sich ein Auto. Von luftigen Balkons klingt das leise Tschirpen einer Unruhe: Lauter kleine Tonglöckchen im Wind. Aus Bottichen quellen Grünpflanzen über die engen Höfe, Wendeltreppen hinauf, an Wänden entlang. In kleinen Ausbuchtungen der Fassaden und unter Treppenabsätzen sitzen Verkäufer mit Gläsern voller Kekse. Oder Schneider. Oder ein Telefongeschäft. Fischverkäufer wandern Oh-Machli-Machli-Machli-Ohhh-Machliii!!-rufend durch die Straßen.

Ich beobachte eine graue, fette Katze, die in einer der Gassen sitzt und sich gemächlich die Tatzen leckt, als plötzlich ganz dicht neben meinem Gesicht ein Hund bellt. Ich wusste, dass es einer der überfressenen Haustierköter sein würde, die mir eines Tages den Kopf abbeißen. Neben mir auf einer Mauer steht ein verärgerter Hund mit braunem Lederhalsband, der die frisch renovierte Villa seiner Besitzer verteidigt. Ich trete langsam den Rücktritt an.

Zwei Gassen weiter sehe ich dann wieder die ruhigen, seeligen Straßenhunde, die niemanden beißen. In einem Hinterhof wird Ball gespielt. Als einer der Bälle über die mit Moos bewachsene Begrenzungsmauer hüpft, sprintet ein Junge hinterher und hält nur an, um den Hund zu streicheln, der dort im Schatten döst.

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Eine wunderschöne Nachtaufnahme der Chapel Road gibt es hier.

Ist der Umzugshorror erst einmal vorbei, wollen wir noch mehr dieser kleinen Dörfer besuchen, die sich in Mumbais Hinterhöfen verstecken. Leider bleibt dazu momentan keine Zeit. Auch unser Projekt Katzenbaum befindet sich seit Wochen in einem Zustand der Fast-Vollendung… Dazu später mehr.

Sinhgad in Pune

Wir hocken derzeit bei 95%iger Luftfeuchte in unseren Wohnzellen in Mumbai und genießen den Monsun. Sofort entgleiten mir die Gesichtszüge Gedanken hin zum letzten Wochenende in Pune, als wir uns auf zur Festung Sinhgad machten. Diese liegt 700m hoch und bietet einen herrlichen Rundumblick. Die Sonne schubste kurzzeitig die fetten, schweren Wolken zur Seite und brachte Felder zum Glitzern. Durch die ständigen Regenfälle hatten sich allerdings auch überall Wasserfälle gebildet, die sich vorbehaltslos jeden Hügel hinabstürzten, den sie ausfindig machen konnten.

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Alle Fotos öffnen sich wie gewohnt als Pop-Up.

Nachdem wir doch glatt den hinter einer Werbetafel versteckten Wegweiser übersehen hatten, fuhren wir einfach geradeaus. Dass etwas nicht mit rechten Dingen zuging, fiel uns auf, nachdem wir mehrfach fast von diversen vulkanischen Röhren verspeist worden waren ;D und die Asphaltflicken stetig weiter auseinander rückten. Wir fragten einen alten Mann, der durch die inzwischen wieder regnerische Landschaft kraxelte, und er teilte uns mit, dass es zwei Wege zur Sinhgad Festung gebe. Einer davon sei befahrbar. Nicht dieser hier. Gut. Wir drehten also um, suchten hinter monströsen Palmenwedeln und anderem Dschungeldickicht nach einer zweiten Straße und fanden sie schließlich auch.

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Im Hintergrund schlängelt sich der Khadakvasla See durch die zunehmend düstere Landschaft.

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Der Weg nach oben war beschwerlich und ruinierte unser frisch repariertes ABS-System. Aber das macht nichts. Wir hatten ja noch drei Tage Garantie auf die Reisschüssel, also waren wir ganz indisch-desinteressiert und knarzten weiter nach oben. Doch je weiter wir den geteerten Trampelpfad empor kletterten, desto mehr franste der Himmel aus, bis wir mit den Köpfen sprichwörtlich in den Wolken hingen.

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Oben angekommen nieselte es; der Wind zerrte unablässig an den zitternden Bäumen und dicke Nebelsuppe breitete sich gleichmäßig in allen Ritzen aus. Wir beobachteten ein herrliches Schauspiel, das kein Foto einfangen kann: in rasender Geschwindigkeit geschten die Wolken/der Hochnebel die Hügel hinauf und flatterten dann einfach so davon. Zwischen Himmel, Wolken und Nebel konnte man nicht mehr unterscheiden. Hin und wieder entdeckten wir Fetzen des Tals, dann war plötzlich wieder alles einfach nur weiß um uns herum.
Von der Festung sahen wir nur kurze, undeutliche Schatten, doch obwohl wir deswegen und der Aussicht wegen auf die Alm gekrochen waren, war uns das ziemlich egal. Wir bekamen ein so herrliches Wolkenschauspiel geboten, dass uns die Abwesenheit alter Ruinen gar nicht weiter auffiel. Zur Stärkung der klappernden, klirrenden Glieder gab es zwei Tassen verdammt leckeren Chais (Gewürztee) und Pyaaz Pakoda. Das sind geschnippelte Zwiebeln in einer knusprig fritterten Hülle aus Linsenteig. Heiß. Fettig. Absolut nicht nahrhaft. Aber lecker. Und hier oben war es so windig, dass es einem den feurigen Zwiebelgeruch gleich aus den Poren bließ. :>>

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Joghurt aufm Berg. In gebackenen Tonschalen.

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Doch alles hat ein Ende, so auch unsere Fähigkeit, uns in luftiger Sommerkleidung gegen den beißenden Wind zu schützen. Also ab ins Auto und die Piste wieder runterrollen. Langsam schlitterten wir aus den Wolken wieder heraus und konnten das Tal sehen. Und so sahs aus:

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Fotoessay: Ganesh Chaturthi in Pune

Durch puren Zufall landeten wir dieses Jahr genau während der letzten beiden Tage des Ganesha Festivals in Pune. Glück gehabt, denn auf diese Weise bekamen wir sowohl etwas für die Augen als auch die Ohren.
(Alle Fotos öffnen sich als Pop-up.)

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Obwohl der letzte Tag und Höhepunkt des Ganesha Festivals für seine lauten, farbenfrohen Umzüge bekannt ist, stiefeln viele Familien ohne musikalische Begleitung durch die Stadt zum nächsten „Immersion Point“, wo sie ihre Ganeshaidole, die sie tagelang zu Hause umhegt und angebetet haben, im Wasser versenken.
(Die genaue Abfolge der Rituale um Ganesh Chaturthi gibts hier .)

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Schon am Vorabend wurden Vorkehrungen für die riesigen Umzugswagen getroffen: Vorstehende Äste der Bäume mussten dran glauben, Straßen wurden abgesperrt, „Immersion Points“ wurden festgelegt und nach den Bombenanschlägen in Delhi durch viel Polizei abgesichert.

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Wir hatten Glück: Dieser geniale Umzugswagen versperrte eine Kreuzung, und so kamen wir zehn Minuten lang in den Genuss von Trommelwirbeln, Tanz und Kostümen, die nicht wirklich was mit Ganesha zu tun hatten.
Sehr positiv überrascht waren wir von der Art und Weise, wie Teilnehmer der Umzüge auf den Verkehr aufpassten. Natürlich versperrt so ein Wagen plus Tänzer plus Musikanten plus Schaulustiger eine Menge Straße, so dass es sich schlecht fährt. 😉 Doch ein paar der Teilnehmer übernahmen jedes Mal die Aufgabe, den Verkehr zu regeln, Autos vorbei zu lotsen, Tänzer im Zaum zu halten. Trotz der vielen auf der Straße herumlaufenden Menschen kam es zu verdächtig wenig Stau.

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Ganesh Chaturthi ist auch eine Gelegenheit für Gulal (Farbpulver), vorzugsweise in Rot in Pink. In diesem bunten Wagen sitzt übrigens Ganesha. Während eine riesige Kolonne von Trommlern in strahlend gelben T-Shirts an uns vorbei marschierte und den Boden zum Vibrieren brachte, landete eine ordentliche Portion Gulal im und auf dem Auto. Wir haben soszusagen mitgefeiert. :yes:

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Wir besuchten einen der Immersion Points. Dort herrscht reges Treiben. Die Trupps kommen und gehen, es wird nicht lang verweilt. Zuschauer verziehen sich auf die Brücke (s.u.), damit es zu keinem unnötigen Stau beim Versenken kommt.

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Bevor Ganesha versenkt wird, findet noch eine letzte Puja vor Ort statt. Dafür wurden extra Bänke/Tische aufgestellt. „Werkzeug“ (also alles, das für die Puja notwendig ist) muss man sich selbst mitbringen.

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Dann geht es ans Versenken, und das läuft weitaus schneller und ohne große Zeremonie ab, als ich mir das vorgestellt hatte. Nach der Puja auf dem Trockenen läuft man ins Wasser, taucht das Idol kurz unter, hebt es wieder hoch, und dann wird es auf Nimmerwiedersehen fallen gelassen.

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Um die großen Idole zu versenken, müssen Ganeshas Jünger natürlich weiter in den Fluß (oder See, oder das Meer…) vordringen, so dass sich wenigstens einer von ihnen mit einem Seil anbinden lässt, damit er später retten kann, wer Rettung bedarf. Dass Ganesh Chaturthi ernsthafte Umweltschäden anrichtet und man in den Folgetagen auf sämtlichen betroffenen Wasserflächen tote Fische schwimmen sieht, die auf Grund der aufgeweichten Gipsidole und der sich in den Farben befindlichen Schwermetalle verendet sind, brauch ich nicht extra erwähnen. :no:

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Schaulustige.