Frau Dengela wohnt im selben Haus wie ich. Sie wohnt in derselben Wohnung. Sie nutzt sogar dasselbe Telefon. – – Frau Dengela ist für ein Taxiunternehmen Mumbais das, was Daniela in Indien für die BlogCommunity ist: Eine Repräsentation des Echten Zeugs, das keiner wenige je zu Gesicht bekommen. 😉
Sie ist mein Alter Ego.
Sie ist das, was Meru Cabs (Taxiunternehmen meines Vertrauens) aus mir gemacht haben.
Eigentlich wollte ich nur ein Taxi für mich bestellen. Als registrierter Nutzer muss ich mich nicht vorstellen, wenn ich von meiner registrierten Nummer aus anrufe: mein Name poppt dort automatisch auf. Nur leider war es nicht mein Name, sondern eine dieser spontanen Buchstabenkonglomerate, welche entstehen, wenn die Kreativität des Sachbearbeiters sein Gehör übersteigt. Das ist so wie diese neue Mode: Fusion Food. Das ist, wenn man zwei Rezepte nur halb kennt, beide kombiniert und das dann als geniale Neuerfindung verkauft. In Indien – und vermutlich nicht nur hier – voll der Hammer.
Zurück zu Dengela: Ich rief also Meru an, und wurde dort zum 28.042 Mal als Ms. Soundso „erkannt“. Ich glaube Danella oder so etwas in der Art. Vielleicht hatte ich an diesem Tag besonders gute oder besonders schlechte Laune: jedenfalls beschloss ich, dass es an der Zeit war, mein ComeOut zu haben. Ich wollte in die Öffentlichkeit gehen: mit meinem echten Namen.
Mit viel Geduld buchstabierte ich meinen Namen: D .. A … N … Ja, ja, D wie in Dosa…. A… N…
Es ist immer köstlich. Und natürlich mein Fehler: Ich kann mir das Englische Buchstabieralphabet einfach nicht merken. Alpha. Beta. C…. ähm…. da gehts schon los… D….Dosa!!! Verwirrung verhält sich exponentiell: Der kleinste Anstoß genügt, und mit jedem Buchstaben wirds immer doller oder, in diesem Fall, unleserlicher.
Am Ende von etwas, das im Nachhinein nur als bunte Buchstabenorgie bezeichnet werden kann, schaute vermutlich keiner von uns beiden mehr durch. Und ich dachte mir: komm, lass gut sein, verdauungsendproduziere darauf… das wird heute nichts mehr. Also sagte ich, als mein Gesprächspartner schlussendlich ungläubig das Resultat der vorangeschrittenen Diskussion vorlas, einfach Ja und Amen.
Das Ganze ist großartiger, schillernder, und lustiger als die Summe seiner Einzelteile.
An diesem Tag wurde Ms. Dengela geboren.
Das allerdings erfuhr ich erst, als ich später im Taxi meine persönliche Rechnung ausgedruckt bekam und ganz oben ganz groß darauf stand: Ms. Dengela. Ich glaube, ich habe spontan losgelacht.
Ich muss bis heute lachen, wenn ich mir diese Kreation anschaue. Deng-ela…. Wunderbar!
Es ist nun der Running Gag meiner Meru-Kundschaft. Jedes Mal, wenn ich dort anrufe, werde ich kostenlos wunderbar unterhalten:
„Guten Tag, Meru Cab, spreche ich mit Ms. – -“ Und da, genau an dieser Stelle, kommt das herrlichste aller Geräusche: ein schockiertes Schweigen. Der Atem stockt. Es ist das Geräusch, das man unfreiwillig und unweigerlich macht, wenn man etwas aussprechen muss, was nicht ausgesprochen werden kann. Herrlich. Ich liebe dieses Geräusch. Und gleich darauf kommt das nächste Geräusch: wenn die Person dann entschlossen Luft holt, sich für eine Aussprache entschieden hat, und diese dann resolut in den Hörer blökt.
„Ms. Dengela?!“
Ja. Sage ich dann ganz einfach. Genau die. :wave:
Ich stelle mir vor, wie herrlich das für die gelangweilten Angestellten dort sein muss, wenn sie feststellen, dass sie zum allerersten Mal in ihrem Leben mit einer echten Dengela sprechen.
Sollte die Datenbank regelmäßig gewahrtet werden, läuft das dann so ab:
Da stolpert jemand über einen Eintrag: „Dengela. Was ist das? Da hat sich doch jemand verschrieben! Ey, du, guck dir doch mal diesen beknackten Namen an! Was soll das sein? Den-ge-la?“ :))
– „Nein, nein, mit der hab ich erst letzte Woche gesprochen!“
„Wie jetzt, im Ernst? Die gibt es?“
Ich glaube nicht, dass ich Ms. Dengela so einfach töten werde. Mal abgesehen von meinem perversen Vergnügen, welches mir da jedes Mal bereitet wird, kann doch kein Mensch sagen, wie ich dann das nächste Mal heiße. Und wie langweilig. Zumal auch die Ausspruchsvarianten von „Daniela“ nicht unterschätzt werden dürfen – da gibt es viele, allerdings keine so charmant wie Dengela.
Nachdem ich über Jahre abwechselnd Daniella, Daniel, Dannila, Danvella und so hieß, ging ich dazu über, mich in Kurzform vorzustellen: Dani. Aber auch das scheint nicht viel einfach zu sein. Von Danny zu Dannii hin zu sturem, ungläubigen Schweigen, dass das kein Name sein kann, gabs schon alles. In Cafés, in denen man erst bezahlt und dann seinen Namen hinterlässt, welcher dann laut ausgerufen wird, damit man aufspringt und sich seine Bestellung selber abholt, bin ich routiniert Alex. Das kann erstens jeder aussprechen und zweitens heißt niemand sonst so.
Vielleicht sollte ich mal Dengela probieren? Bis die das notiert haben, ist meine Bestellung sicher schon fertig und ich muss nicht extra noch mal aufstehen?
Vielleicht werde ich mich überall zu Dengela umoperieren lassen?
Ms. Dengela und ich werden sicher noch gute Freunde. :yes:
Bald an dieser Stelle: Ms. Dengela in Indien. :wave: