Böse Oprah

Ah, Indien tut es schon wieder! Sich darüber beschweren, dass ein Vertreter der westlichen Welt Indien in sog. „Klischees“ dargestellt hat. Was sie damit meinen ist, dass es ein Vertreter der westlichen Welt gewagt hat, diejenige Seite Indiens zu beleuchten, auf die das Land nicht stolz sein kann. Oprah war’s. Oprah war vor langer Zeit in Indien und ihre Sendung ist auch schon sechs Monate alt, aber es ist ja nie zu spät, sich über die Anderen aufzuregen, schon gar nicht, wenn man ihnen wohlklingende Dinge wie Dummheit, Kurzsichtigkeit, nicht erledigte Hausaufgaben, kulturelle Arroganz und schlechtes Editing vorwerfen kann. Unter anderem.

Darüber kann man dann eine halbstündige Sendung im Nachrichtenfernsehen machen, während welcher sich ordentlich gezankt wird. Es klingt zwischendurch, als würden sich zwei Waschweiber über ein Stück Seife fetzen, aber seht selbst:

NDTV Sondersendung über Oprahs Next Chapter, Indien

Sagt mir doch, wer von euch es geschafft hat, sich diese Sendung vollständig anzuschauen. Ich hatte schon nach drei Minuten hohen Blutdruck. Aber dennoch: ich habe es bis zur letzten, bitteren Sekunde geschafft. :yes:

Indien in Bildern: Das Sprachdilemma

Sprache ist nicht jedermanns Sache. Besonders nicht die Englische. Und ganz besonders nicht in Indien.
Englisch ist geradezu gefährlich: es ist die Sprache der ehemaligen Kolonialherren und somit behaftet mit einem moralischen Stigma, das ganz schlechte Politik macht. Es ist aber auch die Weltsprache. Und im indischen Kontext ist es zumeist die Sprache, die Fortschritt und Erfolg verspricht. Auch wenn Versprechen nicht immer gehalten werden.
Man sieht: Englisch birgt Potenzial für viele Auseinandersetzungen.

Manchmal findet diese Auseinandersetzung mit dem Zwerchfell statt. Hier zum Beispiel.

Screw India

Liebe fürs Detail:
Screw India

Screw India ist vermutlich nicht das Anliegen des Tayal Schraubengeschäfts irgendwo im alten Teil Delhis. Aber man kann nie wissen. 😉

Frau Dengela

Frau Dengela wohnt im selben Haus wie ich. Sie wohnt in derselben Wohnung. Sie nutzt sogar dasselbe Telefon. – – Frau Dengela ist für ein Taxiunternehmen Mumbais das, was Daniela in Indien für die BlogCommunity ist: Eine Repräsentation des Echten Zeugs, das keiner wenige je zu Gesicht bekommen. 😉
Sie ist mein Alter Ego.
Sie ist das, was Meru Cabs (Taxiunternehmen meines Vertrauens) aus mir gemacht haben.

Eigentlich wollte ich nur ein Taxi für mich bestellen. Als registrierter Nutzer muss ich mich nicht vorstellen, wenn ich von meiner registrierten Nummer aus anrufe: mein Name poppt dort automatisch auf. Nur leider war es nicht mein Name, sondern eine dieser spontanen Buchstabenkonglomerate, welche entstehen, wenn die Kreativität des Sachbearbeiters sein Gehör übersteigt. Das ist so wie diese neue Mode: Fusion Food. Das ist, wenn man zwei Rezepte nur halb kennt, beide kombiniert und das dann als geniale Neuerfindung verkauft. In Indien – und vermutlich nicht nur hier – voll der Hammer.

Zurück zu Dengela: Ich rief also Meru an, und wurde dort zum 28.042 Mal als Ms. Soundso „erkannt“. Ich glaube Danella oder so etwas in der Art. Vielleicht hatte ich an diesem Tag besonders gute oder besonders schlechte Laune: jedenfalls beschloss ich, dass es an der Zeit war, mein ComeOut zu haben. Ich wollte in die Öffentlichkeit gehen: mit meinem echten Namen.

Mit viel Geduld buchstabierte ich meinen Namen: D .. A … N … Ja, ja, D wie in Dosa…. A… N…
Es ist immer köstlich. Und natürlich mein Fehler: Ich kann mir das Englische Buchstabieralphabet einfach nicht merken. Alpha. Beta. C…. ähm…. da gehts schon los… D….Dosa!!! Verwirrung verhält sich exponentiell: Der kleinste Anstoß genügt, und mit jedem Buchstaben wirds immer doller oder, in diesem Fall, unleserlicher.

Am Ende von etwas, das im Nachhinein nur als bunte Buchstabenorgie bezeichnet werden kann, schaute vermutlich keiner von uns beiden mehr durch. Und ich dachte mir: komm, lass gut sein, verdauungsendproduziere darauf… das wird heute nichts mehr. Also sagte ich, als mein Gesprächspartner schlussendlich ungläubig das Resultat der vorangeschrittenen Diskussion vorlas, einfach Ja und Amen.

Das Ganze ist großartiger, schillernder, und lustiger als die Summe seiner Einzelteile.

An diesem Tag wurde Ms. Dengela geboren.
Das allerdings erfuhr ich erst, als ich später im Taxi meine persönliche Rechnung ausgedruckt bekam und ganz oben ganz groß darauf stand: Ms. Dengela. Ich glaube, ich habe spontan losgelacht.

Ich muss bis heute lachen, wenn ich mir diese Kreation anschaue. Deng-ela…. Wunderbar!

Es ist nun der Running Gag meiner Meru-Kundschaft. Jedes Mal, wenn ich dort anrufe, werde ich kostenlos wunderbar unterhalten:
„Guten Tag, Meru Cab, spreche ich mit Ms. – -“ Und da, genau an dieser Stelle, kommt das herrlichste aller Geräusche: ein schockiertes Schweigen. Der Atem stockt. Es ist das Geräusch, das man unfreiwillig und unweigerlich macht, wenn man etwas aussprechen muss, was nicht ausgesprochen werden kann. Herrlich. Ich liebe dieses Geräusch. Und gleich darauf kommt das nächste Geräusch: wenn die Person dann entschlossen Luft holt, sich für eine Aussprache entschieden hat, und diese dann resolut in den Hörer blökt.
„Ms. Dengela?!“

Ja. Sage ich dann ganz einfach. Genau die. :wave:

Ich stelle mir vor, wie herrlich das für die gelangweilten Angestellten dort sein muss, wenn sie feststellen, dass sie zum allerersten Mal in ihrem Leben mit einer echten Dengela sprechen.
Sollte die Datenbank regelmäßig gewahrtet werden, läuft das dann so ab:
Da stolpert jemand über einen Eintrag: „Dengela. Was ist das? Da hat sich doch jemand verschrieben! Ey, du, guck dir doch mal diesen beknackten Namen an! Was soll das sein? Den-ge-la?“ :))
– „Nein, nein, mit der hab ich erst letzte Woche gesprochen!“
„Wie jetzt, im Ernst? Die gibt es?“

Ich glaube nicht, dass ich Ms. Dengela so einfach töten werde. Mal abgesehen von meinem perversen Vergnügen, welches mir da jedes Mal bereitet wird, kann doch kein Mensch sagen, wie ich dann das nächste Mal heiße. Und wie langweilig. Zumal auch die Ausspruchsvarianten von „Daniela“ nicht unterschätzt werden dürfen – da gibt es viele, allerdings keine so charmant wie Dengela.

Nachdem ich über Jahre abwechselnd Daniella, Daniel, Dannila, Danvella und so hieß, ging ich dazu über, mich in Kurzform vorzustellen: Dani. Aber auch das scheint nicht viel einfach zu sein. Von Danny zu Dannii hin zu sturem, ungläubigen Schweigen, dass das kein Name sein kann, gabs schon alles. In Cafés, in denen man erst bezahlt und dann seinen Namen hinterlässt, welcher dann laut ausgerufen wird, damit man aufspringt und sich seine Bestellung selber abholt, bin ich routiniert Alex. Das kann erstens jeder aussprechen und zweitens heißt niemand sonst so.

Vielleicht sollte ich mal Dengela probieren? Bis die das notiert haben, ist meine Bestellung sicher schon fertig und ich muss nicht extra noch mal aufstehen?
Vielleicht werde ich mich überall zu Dengela umoperieren lassen?

Ms. Dengela und ich werden sicher noch gute Freunde. :yes:

Bald an dieser Stelle: Ms. Dengela in Indien. :wave:

Geburtstagskinder

Politische Plakate sind in Mumbai wie Lametta, dass das ganze Jahr herumhängt. Zu Weihnachten siehts toll aus, aber irgendwann kann man es nicht mehr ersehen. Grund für solcherlei Plakate mit großen, mitunter überdimensionalen Pappfiguren inmitten der urbanen Landschaft gibts zur Genüge: Vor der Wahl. Während der Wahl. Nach der Wahl. Zu Festtagen: da wünschen Politiker ihren Lämmchen halt schönes Holi, schönes Diwali, schönes Allerlei. Aber der Knaller sind Plakate zu Ehren eines Politikers aus den eigenen Reihen, zum Beispiel wenn einer Geburtstag hat. Plötzlich tauchen in der ganzen Stadt große Banner, Pappaufsteller und Plakate auf, die den nahenden Geburtstag und herzliche Glückwünsche für xyz verkünden.

Politisches Banner
Ein politisches Banner anlässlich Ganesh Chaturthi

Vor kurzem hatte sich der Höchste Gerichtshof darüber mokiert. Die Stadtverwaltung BMC solle gefälligst etwas gegen diese Unzucht tun, wetterte das Gericht. Oder erlaubt man es etwa, dass sich Ottonormalverbraucher auf Bannern zum Geburtstag gratulieren?

Nun, es sollte ein sarkastischer Einwurf sein, doch die Richter konnten mit diesem Geistesblitz nicht punkten.
„Selbstverständlich“, meinte die Stadtverwaltung trocken. „Wer einen Antrag stellt und anständig Gebühren entrichtet, kann sein Geburtstagsbanner aufhängen, wo er mag.“

Na toll. Ein Schuss in den Ofen!

Wenige Wochen später:
In Thane taucht eines schönen Morgens ein Geburtstagsposter für Mickey, den Hund auf. Sein Besitzer Dr. Bapat hatte beschlossen, den 18. Geburtstag seines Vierbeiners gebührlich zu feiern so, wie die Herrscher Maharashtras das so schön vorgemacht haben: mit einem groooßen Plakat. Alle Freunde Mickeys sind darauf verewigt und wünschen ihrem Kumpel was Feines. Und weil Doppelt bekanntlich besser hält, gibt es zwei solcher Plakate in Thane an zwei sehr, sehr populären Stellen.
Die Initiative hat Dr. Bapat zusammen mit Freunden ergriffen. Sie haben fein anständig die notwendigen Anträge gestellt und die Gebühren entrichtet, ganz so, wie die Stadtverwaltung das verlangt. Sie erhoffen sich durch diese Aktion eine öffentliche Debatte.

Mickeys Banner

Nun, wer weiß. Binnen zwei Stunden wurde eins der beiden Plakate beschädigt. Da versteht wohl jemand keinen Spaß? Unbemerkt blieb die Aktion jedenfalls nicht. :yes:

Ich finde diese Aktion wirklich herrlich und freue mich, dass die Bürger mit so viel Witz und Fantasie ein echtes Problem ansprechen, denn man kann nicht leugnen, dass Banner und Plakate Mumbai und Umgebung arg verschandeln. Bald ist Holi, da wird wieder eine Reihe Politikergesichter auf uns herabgrinsen. 8|

Mahlzeit

An einem wunderschönen, gemütlichen Abend gabs bei uns in geselliger Runde so eine Art Mix’n’Match Dinner. Der Connaisseur mag es als kulinarischen Faux-pas betrachten, aber es war lecker.
Einzeln zumindest! :yes:

photo

Zur Einstimmung erst mal etwas Buntes: lecker Salat. Seit einiger Zeit ist Eisbergsalat ein relativ fester, wenn auch manchmal etwas gammeliger Bestandteil des Sortiments unseres Gemüsehändlers, also wurde Salat so, wie wir ihn aus Deutschland kennen, wiederum regelmäßiger Bestandteil unserer Mahlzeiten. In Indien ist Salat etwas anderes: nämlich geschnittenes Gemüse. Eine Reihe Zwiebeln, Tomaten, Gurken, Karotten, Rettich – oder was der Garten/Supermarkt hergibt.

Unser guter Freund Soundso brachte uns von seinen vielen Geschäftsreisen anständigen Balsamico und noch anständigeren Parmesan mit. Wie vermisste ich an diesem Abend doch ein schönes, altbackenes Baguette!

Und nun gehts langsam bergab… Der Wein war eine ganz schlimme Seuche, die unter dem Namen Four Seasons vertrieben wird. In jeder Jahreszeit eine böse Wahl. :yes:
Offenbar trachtete uns Soundso nach dem Leben! Warum sonst sollte er diese Abscheulichkeit gekauft haben? Wir vergaben ihm lediglich ob des Parmesans und einer in Zukunft versprochenen Lieferung eines Onkel Doktors frei Haus. Auf DVD. :yes:

Zudem war ich mit akuter Zeitnot gestraft. Mal was ganz neues sozusagen. Darum gabs keine leckeren mediterranen Fleischbällchen, sondern Chicken Meatballs aus dem Gefrierfach. Ich finde die super lecker, und zusammen mit der Tatsache, dass sie binnen 2min in Butter gebraten fertig sind, rangieren sie auf meiner Gourmetliste selbstverständlich relativ weit oben. Wenn ich mir schon mal Fertigessen erlaube, dann will ich das auch genießen. Aber ach…. passt das zu Parmesan? Umm…. Nö.
Auch das frische Mint-Coriander Chutney konnte die Karre nicht mehr aus dem Dreck ziehen. Das passte hinten und vorne nicht.

Da die Geschmacksnerven nach jedem Schluck der dunkelroten Plörre allerdings sowieso schluchzten, machte das nichts.

Tja, und zum Abschluss leckere selbst-gemachte Crostini mit Pilzen, Oliven und noch mehr Parmesan. Das ging dann wieder.

Zum Schluss – und nicht im Bild – gabs Eis von Natural Ice-Creams.

Preise gewinnt man mit einer solchen Zusammenstellung zwar nicht. Aber Freunde. Und Anekdoten für die Zukunft. :yes:

Der Tripper unter dem Spam

Also jetzt mal ehrlich: Ich kann ja nicht mehr vor Lachen. Als ich meinen vorangeschrittenen Beitrag in der Vorschau betrachtete, sah ich, dass eine gemeine Pilzinfektion meinen Blog befallen hat. Pfui Teufel!

Ich habe es bereits andernorts festgestellt, dass es eine „neue“ Art von Spam gibt, bei der Leute/Maschinen Texte hinterlassen, die völlig sinnentleert sind, die aber keine Werbung beinhalten. Die Werbung gibts im Link des vermeintlichen Absenders. So hat mir letztens jemand weismachen wollen, ich hätte in einem Beitrag das Thema von wirklich jeder nur erdenklichen Seite beleuchtet und kein Argument ausgelassen. Das ist wahr, ich bin die Daniela in Indien, aber warte: das Thema war ein Meckereintrag über das Eiergeschäft. :))
Kurze Zeit später erklärte mir jemand, ich sei ein Genie. Nun, ich weiß das. 😛 Aber da das so ist, werde ich doch nicht die Irrtat begehen und auf den Link klicken!

So ging das in den letzten Tagen mit einigen mehr oder minder geistreichen Kommentaren, und während ich mich frage, wie die es durch die Textkontrolle schaffen, will ich meine Gedanken dahingehend nicht unbedingt vertiefen, da mir der Mehraufwand zum Löschen dieses Digitalulks schon reicht.

Aber heute, heute hat sich die Pilzinfektion hier breit gemacht und ich komme nicht drumrum. Ich habe beschlossen, diesen Kommentar zur allgemeinen Belustigung stehen zu lassen. Minus Link natürlich. Immerhin bin ich ein Genie! Das hab ich aus bester Quelle! :yes:

So, klickt und lachet, dass die Pilzinfektion meinen Beitrag echt toll findet. Kein Wunder. Schließlich gehts um Hochzeiten. Und wo eine Hochzeit ist, ist die Hochzeitsnacht nicht weit.

Auch Pilze wollen leben. :yes:

Vom Glück verfolgt

Nun, es ist wahr. Und ich berichtete bereits mehrfach darüber. Zum Beispiel hier. Ich ziehe das Glück quasi an. Magnetisch. Irgendwie geht das. Das macht meine Aura. Ich schwörs!
Es geht – wie so oft hier – um Verdauungsendprodukte von Tauben und meinem direkten Kontakt mit diesen wunderbaren Substanzen. Feierlich gestehe ich, dass es heute wieder einmal so weit war. :yes:

Es ist ja nun leider so, dass unser organisches Taubenvernichtungsgerät (Bildlink) bereits seit Jahren außer Betrieb ist, und ehrlich gesagt muss ich das Gerät auch nicht unbedingt gewartet haben, denn ich mag ungern wieder zu Blutspritzern an der Wand und Taubenfederknöllchen auf dem Boden aufwachen. :no: Mir reicht schon die biologische Waffe in Romas Windel jeden Morgen. :yes:
Und ohne Taubenabwehrgerät sind wir diesen Dingern quasi hilflos ausgesetzt. Ich merke gerade, dass das Wort quasi in diesem Kontext quasi vollkommen nutzlos ist. Es sagt nichts aus. Egal. Quasi hilflos ausgesetzt sind wir den Bestien. Obgleich wir den halben Balkon mit hässlichem, kleinmaschigem Plastikgitter verunstaltet haben, kommen die Tauben halt am anderen Ende des Balkons herein. Sie sind ja nicht blöd. Leider. |-| Nun denn. Ich möchte nicht den ganzen Balkon in ein open-air Gefängnis verwandeln, aber jede weitere Methodik ist bisher fehlgeschlagen:
=> Objekte mit großen Kulleraugen zur Abschreckung anbringen. Niete.
=> CDs als spiegelndes Glitzerobjekt an den Balkon anbringen. Niete.
=> Die Tauben, wenn man sie denn erwischt, durch wildes Besenschlagen in Angst und Schrecken versetzen. U-(

Letzteres hat lediglich dazu geführt, dass mich die Nachbarn nun mit Argwohn betrachten und ihren Kindern beibringen die Straßenseite zu wechseln, wenn die Irre mit dem Besen vorbeikommt. – – Ooookay, da hab ich die Fakten wohl etwas bearbeitet.

Tja. So geht das alles nicht. :no: Als ich es nun heute wieder verräterisch gurren hörte, raffte ich die Röcke, sprang kampfbereit auf den Balkon, kreischte wild und fuchtelte möglichst gefährlich-aussehend in der Luft herum. Besen war grad nicht zur Hand. Die Taube, gar weit von einer Panikattacke entfernt, meinte dazu nur:
„Die Bekloppte schon wieder. Die scheiß ich jetzt mal an.“

Wann wird das Glück denn nun eintreffen, welches mir versprochen wurde ob der vielen Kackkleckse auf meiner Garderobe? Ist das der Running Gag meines Lebens? Und zum Dank (sozusagen als Instant-Glücksmoment) wacht mein Blog zu fieser Werbung auf?

Das ist alles komisch. Das ist mir alles sehr suspekt. Geruchlich, unter anderem.

Nun, zumindest dem Werbeproblem werde ich mal auf den Grund gehen. Wo ist denn wieder der/die/das Smiley, welches gemartert dreinblickt und entmutigt seufzt?

Schlimmer gehts immer

Erster Schritt:

Man koche ein Hühnchencurry. Streng frei Nase – wie immer also. Dieses Mal jedoch ist das Endresultat eine milde Katastrophe, für welche es sich nicht lohnt, Rotis zuzubereiten. Man überspringe also dieses Kapitel und bewege sich hurtig-hurtig zum

Zweiten Schritt:

Der Zubereitung des Reises. Reis war noch nie meine Stärke. Bei gerade mal zwei Zutaten (nämlich Reis und Wasser) sollte es nicht überaus schwierig sein, den Vorgang mit Bravur zu meistern. Doch ich schaffe es mit betäubender Verlässlichkeit, selbst den hochwertigsten Basmati zu einer pappigen Schande zu verunstalten. Es macht gar keinen Unterschied, ob ich mit Rs.20/kg Reis oder mit Rs.160/kg Reis arbeite. Das Endprodukt ist beruhigend gleich schlecht. :yes:
Das ist konstante Leistungsfähigkeit, die Applaus verdient. :yes:
Lauter!
Ich hör nichts!!! :))

Interval

Bentley äugt das bereits gekostete und als miserablen Reinfall benotete Hühnchen mit Argwohn. „Müssen wir das aufessen?“, steht da bangend in seinem Gesicht geschrieben.
„Nein, Schatz. Aufessen werden wir selbstverständlich nicht. Solche Selbstfolter ist keinem zuzutrauen. Aber wir müssen was essen.“
Bentley lässt sich resigniert auf den Stuhl fallen.
„Aber“, erwähne ich feierlich: „Das Hühnchen wird dir gar nicht so schrecklich vorkommen, wenn du erst mal meinen Reis gekostet hast.“
Den hab ich nämlich vorsorglich wieder einmal zur Abwechslung mit zu wenig Wasser zubereitet, weswegen er eine eigenartige, äußert interessante Gummitextur angenommen hat.
Blankes Entsetzen.

Bentley beginnt das Festmahl zu konsumieren, doch dann entscheidet er, dass man die Qualität des Gebräus eventuell durch das Zutun von Salz verbessern könnte. Alternativ könnte man das Essen komplett versalzen und somit die Geschmacksnerven vorübergehend außer Gefecht setzen. Er geht also in die Küche, holt das Salz, krümelt sich etwas davon auf sein Hühnchen und isst weiter. Plötzlich wirft er das Besteck von sich, faltet die Hände zu einem mokierenden Namaste und gibt sich geschlagen.
„Nun tu doch nicht so!“ ermahne ich ihn streng.
„Das ist das räudigste Hühnchen, dass ich je gegessen habe!“
„Ist es nicht!“, sträube ich mich. „Erinnerst du dich nicht an Panchgani, als wir in dem Restaurant Hühnchencurry serviert bekamen, bei denen die Krallen noch an den Viechern dran waren?“
„Nein, ich erinnere mich nicht!“ antwortet er mit Nachdruck. „Es ist das schlimmste Hühnchen, dass ich je gegessen habe.“

Ich zucke mit den Schultern und esse auf. Nicht, weil es mir schmeckt oder weil ich ein Argument belegen muss, sondern weil mir morgen früh wieder übel ist, wenn ich abends nichts esse. Anschließend räume ich weg und stelle fest…

Dritter Schritt

„Rahul, das ist doch Zucker!“
Er fährt vom Sofa hoch: „Was?“
Ich wiederhole, dass es die Zuckerdose sei, die er aus dem Küchenschrank geholt hat. Ob er das denn nicht gemerkt hätte?
„Nein“, motzt Bentley zurück. Es ist schön, wie jeder seinen Teil dazu beiträgt, die Unverträglichkeit eines bereits unverträglichen Hühnchencurrys noch zu steigern. Ob ich die Salz- und Zuckerdosen umgeräumt hätte, will er derweil wissen.
„Nein, Schatz. Die Salzdose steht schon immer links und die Zuckerdose schon immer rechts. Und dazwischen, damit man sie nicht verwechselt, steht die Reisdose.“
Seit acht Jahren schon!

Wir aßen dann jeder eine Schale Vanilleeis mit Baileys. Da kann man nichts falsch machen. Es sei denn, man isst mit einem zu kleinen Löffel aus einer zu kleinen Schale. 😉

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Bentley konnte Zucker und Salz nicht unterscheiden, weil es haargenau gleich aussieht. Ich kaufe hier den feinkörnigen Zucker, den es selten mal im Laden gibt, und der ist von der Konsistenz her genau wie Salz. Kristallzucker wie in Deutschland gibt es hier nicht, sondern viel gröberen Zucker, der (zumindest hier in Mumbai) ständig von Jutestücken (vom Transport in Säcken) und groben schwarzen Dreckstücken verunreinigt ist. Außerdem rührt man sich einen Wolf, bis sich diese Klumpen in kalten Getränken aufgelöst haben. Daher: Feiner Zucker. Gestaltet den durchschnittlichen ehelichen Abendbrotstisch sooooo viel interessanter. :>

Die Kundenbetreuung

Es ist Zeit für etwas Erfahrungsanekdoten aus dem wertvollen Alltag eines Kunden, der die Seelsorge anruft:. 😉

1. Szene

Ich: „Guten Tag, Ich benutze ein Reliance Netconnect USB-Modem und bin nicht in der Lage, mich ins Internet einzuwählen.“
— Sie: „Oh, haben Sie die Daten heruntergeladen, die Sie herunterladen müssen?“
„Welche Daten?“
— „Da gibt es Daten, die müssen Sie herunterladen.“ (Man bemerkte die Detailverliebtheit dieser Mitarbeiterin!) „Ich schicke ihnen den Link per Email.“
„Ich kann nicht ins Internet!!! Darum rufe ich doch an!“

Szene 2:

Sie: „Wenn Sie das Modem zum ersten Mal benutzen, müssen Sie diese Daten herunterladen.“
— Ich: „Ich benutze es aber zum zweiten Mal.“
„Ja, aber das ist Standard. Sie müssen diese Daten herunterladen.“
— „Und warum hat es dann gestern funktioniert?“
„Hm, möglicherweise gibt’s da ein Problem.“

Das sehe ich auch so!

An dieser Stelle muss ich ein Husten einschieben, um einen überwältigenden Lachanfall zu unterdrücken. 😉

Szene 3:

Sie: „Ich schicke Ihnen mal den Link, wovon Sie sich die Daten herunterladen können.“
— Ich: „Aber ich habe doch kein Internet!“
„Na ja, Sie müssten möglicherweise ein anderes System benutzen, die Daten herunterladen und dann auf ihr System übertragen.“
— (Ich füge mich meinem Schicksal.) „Ok, schicken Sie mir den Link.“ (Probiere den Link) „Der Link geht nicht!“
„Ist es der Link, den ich Ihnen geschickt habe?“
(Schon wieder dieses Kitzeln im Lachmuskel) „Ja!“
„Oh, dann muss ich mal schauen.“

Ich weiß nicht, warum die Dame davon ausging, ich hätte zwanzig Rechner im Haus. Und wenn ich eine funktionierende Internetverbindung hätte, warum würde ich mich dann mit ihr herumärgern? :??:
(Wie habe ich den Link trotzdem überprüft? Ganz einfach: Ich führte einen Konferenzanruf mit Rahul, der das über seinen Rechner im Büro probierte. Sonst hätte ich womöglich aufgehangen, wäre ins Internetcafé gedackelt, hätte den Link angeklickt und dann festgestellt, dass er gar nicht geht! Man stelle sich mal meine Laune vor. Es gruselt mich!)

Szene 4:

Sie: „Wäre es ok, wenn wir Sie zurückrufen, sobald wir eine Lösung für das Problem gefunden haben?“
— Ich: „Ja, bitte.“
„Haben Sie eine bevorzugte Zeit, in der wir sie zurückrufen sollen?“
— „Ja, in den nächsten 5 Minuten.“ (Lachen am anderen Ende.) „15 Minuten?“ (Lachen dehnt sich aus.) „So schnell als möglich?“
„Ok, also ich steck Sie in die Liste für heute.“

8| Was, so schnell? :p

An dieser Stelle dann fällt es mir schwer, nicht in einen unmanierlichen Lachkrampf auszubrechen.

Nach diesem herrlichen Anruf, der meinen ganzen Tag, ach was, die ganze Woche gerettet hat, muss ich erst mal fix auflegen und dann Bentley noch mal anrufen, um ordentlich abzulästern. Ich hatte ja bereits nach fünf Minuten das Interesse an der Lösung des Problems verloren und mich darauf konzentriert, was die Dame wohl als nächstes sagen würde. Und ich frage mich: haben die da eine Liste hängen von lustigen Sätzen, die sie sagen, um die Anrufer bei Laune zu halten, wenn sie das Problem nicht lösen können? Und mal ehrlich: hab ich jemals damit gerechnet, dass das Problem gelöst werden würde? Wohl kaum! Zu gut erinnere ich mich an unseren letzten Anruf, als Rahul sein Handy verloren hatte:

„Guten Tag, ich habe mein Handy verloren und möchte meine SIM sperren lassen.“
– „Aha, ist es die Nummer, von der aus sie anrufen?“

Schon allein dieser Satz war den Kauf eines neuen Handys wert, oder?

Wir haben nun beschlossen, jeden Tag fünf Minuten den Kundenservice diverser Firmen anzurufen. Das wird ein Gaudi!!!