Zurück ins Chokhi Dhani (Jaipur)

Alle Jahre wieder, so scheint es, finden wir uns ab jetzt in Rajasthan ein. Anlaß: Unsere deutschen Gäste wollten ja auch was sehen. Welche Stadt eignet sich also besser für einen Ausflug als das quirlige, komplett durchgedrehte Jaipur voller knatternder Rickshaws (ich habe mich schnell an die leisen, mit Erdgas fahrenden Rickshaws in Delhi gewöhnt) und aufdringlichen Schleppern?

Super Idee.

Gleich am ersten Abend ging es ab ins Chokhi Dhani. Langzeitveteranen meines Blogs könnte das unter Umständen bekannt vorkommen. Ja, das SommerWinterloch ist da. Daniela bringt Wiederholungen.

Wieder drehten wir auf dem verrückten Jahrmarkt unsere Runden. Wieder fuhren wir mit dem von Hand betriebenen Riesenrad. Ein bißchen Spaß muß sein.

Kartoffel-Dingsbums
Kartoffel-Dingsbums aus der Pfanne im Chokhi Dhani, Jaipur. Heißt natürlich nicht wirklich so, sondern Aloo Pakodas. Unten links steht die Kanne, in der später der leckere Masala-Chai zubereitet wurde. Hinten rechts auf dem Hocker sitzt der Kassierer.

Aber es gab auch Neues:

Seit letztem Jahr hat die Besucherzahl sprunghaft zugenommen, und man muß hier und da schon ein bißchen warten, bis man dran ist.

Dieses Jahr verlief ich mich nicht im Irrgarten. Dafür kostete ich den Masala Chai, der mir – was ist bloß los mit mir – sogar schmeckte!

Und – ich setzte mich nicht selbst mit einer Hookah (Wasserpfeife) außer Gefecht und konnte darum sogar das Essen genießen. Im Jahr zuvor aß Rahul, während ich hinter der Kulisse die sanitären Einrichtungen begutachtete. Tja, auch ich lerne aus Erfahrung.

Das Essen im Chokhi Dhani ist ein traditionelles rajasthani thali. So traditionell, daß man solches Essen kaum in Restaurants (höchstens in einer Dhaba) bestellen kann. Es wird auf einem Teller und in Schüsseln serviert, die aus getrockneten Blättern gepresst sind. Wasser gibts im Tonkrug. Dieser ist weder perfekt, noch glatt, noch glasiert. Kitzelt wie ein Bart beim Trinken.

Aloo Pakodas:
Kartoffelstücke, evtl. mit grünen Chilis und Zwiebeln versetzt, die in einer Hülle aus Besan frittiert werden. Besan besteht aus gemahlenen gelben Linsen (Channa Dal), der mit Wasser und Gewürzen zu einer cremigen Paste verrührt wird. Kartoffeln reintunken, Kartoffel-Dingsbums in heißes Öl schmeißen, fertig.

Der Maharaja und Ich (Rajasthan 2)

Wir schlendern nichtsahnend durch den prächtigen City Palace in Jaipur, und wer kommt da durch das Tor gebraust? Der Einzige. Der Wahre. Seine Hoheit: der Maharaja von Jaipur!

Beweisfotos folgen:
Sein königlicher Schlitten
Seine Hoheit der Maharaja von Jaipur

Kaum war er da, lächelte er verschmitzt in die Kameras, und verschwand kurz drauf in den privaten Teil des Palasts, die Besuchern nicht zugänglich sind.

Nach diesem kleinen Glücksfall gefiel uns der Palast mit seinen Schnitzereien in Marmor und Sandstein gleich viel besser. Besonders hat mir die Sammlung alter, teils tüchtig mitgenommener Kleidung der alten Königsfamilien gefallen. Darunter auch das Gewand eines Maharajas mit gigantischen Ausmaßen! Auch schön war die Kunsthalle, in der man preisgekrönten Künstlern die Hände schütteln und ihnen bei der Arbeit zuschauen konnte. Zwar alles nicht ganz billig, doch die Auswahl ausgezeichneter Miniaturzeichnungen, Bilder mit Edelsteinen, Schmuck sowie Textilien, etc. war fantastisch. Außerdem konnte man sich ein Porträt im Mughalstil anfertigen lassen, was sämtliche ausländische Touristen sofort taten: Eine fetzige Pinselstrichzeichnung auf der Rückseite des Eintrittstickets. Nicht schlecht und eine nette Erinnerung.

Noch ein kurioser Zufall: Es fanden Dreharbeiten für einen Werbespot statt. Leider wissen wir nicht, um welches Produkt es sich dabei handelte, aber macht ja nix. Es war schon ganz interessant das alles zu beobachten: Vor allem der Hauptdarsteller in seinem schwarzen, dicken Mantel (man rufe sich bitte die enormen Temperaturen ins Gedächtnis), wie er immer wieder mit federnden Schritten auf die Kamera zudonnerte, sich den Turban abnahm und dafür ein seltsam unattraktives Lächeln aufsetzte.

Waffenschau

Die Erkenntnis, dass ich Dorf heiße (Rajasthan 1)

Wenn ich mich in Indien vorstellen muss, ernte ich nicht selten vor Verständnislosigkeit strotzdenden Blicke und habe mich bisher häufig gefragt, warum das wohl so sein mag?

Um es den Leuten einfacher zu machen, stelle ich mich daher als Dani vor. Kurz und knackig, einfach zu merken. In dem Drang, den Namen an ein Wort anzugleichen, welches in Indien bekannt ist, wird diese Kurzform häufig erstmal in Rani modifiziert, was so viel wie Königin bedeutet. Nicht übel:oops: , aber nicht ganz richtig.
Dani, wiederhole ich dann. Mit D wie Dosa. Und schon wird geschmunzelt.

An unserem ersten Abend in Rajasthan/Jaipur besuchten wir Chokhi Dhani, den Nachbau eines traditionellen Dorfes, der wie ein Jahrmarkt mit Attraktionen bestückt war. Es gab u.a. Feuerspucker, Kamelritte, Elefantenritte, Zauberer, Puppenspieler, Tänzer usw.

Eine Tänzerin nimmt mit dem Mund einen Geldschein an

Chokhi Dhani übersetzt sich als „Besonderes Dorf“. Heureka! Heureka! Das heißt nun nämlich, dass viele Inder automatisch Dhani, also Dorf, hören, wenn ich mich als Dani vorstelle. Das erklärt, warum erst kürzlich ein kleines Mädchen fast in Ohnmacht gefallen ist, als ich mich vorstellte. Klar, da kommt eine Ausländerin in ein indisches Dorf und stellt sich als Dorf vor. Das muss ja zu Krämpfen führen. :))

Der Abend war jedoch ein voller Erfolg. Der Eisenschmied gleich am Eingang lud mich dazu ein, eine kleine Kobra mit ihm zu schmieden, und Rahul bekam bei einer traditionellen Kopfmassage fast Glatze gerupft. (Normalerweise sind die Kopf- und Nackenmassagen sehr angenehm, und man gönnt sich im haarigen Alltag beim Stop-over im „Beauty Salon“, wie sich Frisöre hier gern nennen, gern mal einen solchen Genuss.)

An jeder Ecke hörte man andere Gesänge, Trommelschläge und Instrumente. Für den Nachbau hatte man wirklich viel Liebe fürs Detail gezeigt. Es gab Hölen und Irrgärten, durch die man sich kämpfen musste. Stammesmitglieder führten Tänze auf und man konnte sich mit der Hookah (Wasserpfeife) zudrönen.

Als krönenden Abschluss setzten wir uns in einen großen Lehmbau mit farbenfrohem, glitzerdem Wandschmuck auf den Boden und bekamen ein Rajasthani Thali serviert. Das Thali (also Gericht oder Mahlzeit) bestand aus einer schwindelerregenden Anzahl aufeinander folgender Gänge vegetarischer Speisen, die auf Blättertellern bzw. in Tongefäßen serviert wurden. Die „Kellner“ im kitschigen Kostüm komplett mit Turban drehten ihre Runden und ließen keinen Teller leer werden. Die Gerichte sind dabei sehr traditionell gehalten und entsprechen nicht der üblichen Kost, die einem in sog. North Indian Restaurants angedreht wird. Vielmehr gab es Gerichte wie Sarson da Saag (cremiges Gericht aus püriertn Senfblättern) mit Makki ki Roti (Fladenbrote aus Maismehl) oder Kichdi mit Ghee und Zucker – ein Brei aus Linsen und Reis mit einem Schwung heißer Butter. Solche Gerichte sind zwar unverschämt lecker, gelten aber als rustikal und nicht als chic. Man findet sie sonst nur in Dhabas (Straßenrestaurants für Trucker) oder in Gaststätten, die bewusst mit dieser Identität spielen, zum Beispiel der indischen Restaurantkette Rajdhani.

Fresspalast

Kein schlechter Auftakt für eine Reise durch den Wüstenstaat. :yes: